Niederländische Anti-Osteuropa-Webseite:EU-Abgeordnete prangern Wilders Internet-Pranger an

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"Völlig inakzeptabel": EU-Abgeordnete werfen der niederländischen Regierung Fremdenfeindlichkeit vor. Der Grund: Sie schweigt bislang zur Webseite des Rechtspopulisten Geert Wilders, auf der die Niederländer gegen Zuwanderer aus Osteuropa hetzen können.

Auf der Webseite muss man nur Ja oder Nein klicken: Der sogenannte "Meldepunkt für Störungen durch Osteuropäer" der rechtspopulistischen niederländischen "Partei für die Freiheit" (PVV) gibt niederländischen Bürgern die Möglichkeit, sich über osteuropäische Zuwanderer zu beschweren. Das Formular enthält fünf Fragen zu osteuropäischen Einwanderern, darunter die nach Trunkenheit, Ruhestörung und Verwahrlosung.

Geert Wilders, Chef der niederländischen Partei PVV, hatte auf einer Webseite die Niederländer aufgefordert, Gesetzesverstöße von Einwanderern zu melden. (Foto: REUTERS)

Die Webseite, die der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders initiierte, hatte bereits europaweit für Empörung gesorgt - auch weil das Projekt niemand stoppt. Bis heute schweigt der niederländische Regierungschef Mark Rutte - sehr zum Ärger der großen Parteien im Europaparlament. Diese haben dem Politiker nun mangelnde Distanz zu rechtsradikaler Fremdenfeindlichkeit vorgeworfen.

"Das Schweigen der niederländischen Regierung ist völlig inakzeptabel", sagte der frühere belgische Premierminister Guy Verhofstadt in Straßburg. Ebenso wie andere Redner warf er Rutte vor, sich nicht von einer Webseite der rechten Partei PVV von Geert Wilders distanziert zu haben. Der rechtsliberale Rutte hätte ohne Unterstützung der PVV keine Mehrheit im niederländischen Parlament.

"Das Recht auf freie Meinungsäußerung bedeutet nicht, dass man über jeden alles sagen darf", sagte der dänische Europaminister Nicolai Wammen. Dänemark hat derzeit als Ratspräsidentschaft den Vorsitz unter den Regierungen der EU-Länder.

"Es ist nicht hinnehmbar, dass EU-Bürger zur Zielscheibe fremdenfeindlicher und intoleranter Einstellungen werden, weil sie von ihrem Recht Gebrauch machen, von einem EU-Land in ein anderes zu ziehen", sagte die für Grundrechte zuständige EU-Kommissarin Viviane Reding. Der Aufruf zu Fremdenfeindlichkeit sei in Europa verboten: "Es ist Sache der niederländischen Behörden, die Zulässigkeit dieser Internetseite unter niederländischem und europäischem Recht zu prüfen."

"Was ist eigentlich die Botschaft des Regierungschefs, wenn er sich weigert, diese Website zu verurteilen?" rief der Fraktionsvorsitzende der christdemokratischen Europäischen Volkspartei, Joseph Daul. "Herr Rutte, wir warten immer noch auf eine klare Distanzierung von Ihnen", sagte sein sozialdemokratischer Kollege Hannes Swoboda. Ruttes Schweigen sei nur mit seiner Abhängigkeit von der PVV zu erklären: "Die sind gemeinsam in einem Bett."

"Wir alle haben das Recht, zu wissen, was die niederländische Regierung von dieser Initiative hält", sagte Verhofstadt unter Bezug auf die Website der PVV.

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