New York: Bombe am Times Square:"Absicht war, ein großes Flammenmeer auszulösen"

Die Autobombe am Times Square in New York konnte noch rechtzeitig entschärft werden. Angeblich stecken pakistanische Taliban hinter dem Anschlagsversuch.

In New York ist offenbar ein Bombenanschlag verhindert worden: In einem am Times Square abgestellten Fahrzeug hätten Beamten "explosive Substanzen" sichergestellt, teilte der Sprecher der New Yorker Polizei, Paul J. Browne, mit. "Die Experten der Polizei haben bestätigt, dass es sich wie befürchtet um einen Sprengsatz handelt", sagte Bürgermeister Michael Bloomberg.

Times Square, New York, AP

Die New Yorker Polizei sperrte nach der Entdeckung des qualmenden Geländewagens den sonst belebten Times Square im Zentrum Manhattans komplett ab.

(Foto: Foto: Reuters)

Später bekannten sich pakistanische Taliban zu dem Anschlagsversuch. Als Quelle für diese Information nannten Nachrichtenagenturen allerdings nur eine islamistische Webseite. Das Attentat sollte demnach als Vergeltung für den Tod der beiden "Talibananführer al-Baghdadi und al-Mahadjer sowie muslimischer Märtyrer" gedacht sein.

Zuvor hatte schon der Gouverneur des US-Bundesstaates New York, David Paterson, von einem Terrorakt gesprochen. "Zum Glück wurde niemand verletzt". "Nun müsse sich die gesamte Aufmerksamkeit der Stadt, des Staates und der Bundespolizeibehörden darauf konzentrieren, die Verantwortlichen dieses Terrorakts vor Gericht zu stellen", hieß es in einer Erklärung.

Die New Yorker hätten es der Polizei der Stadt und einem wachsamen T-Shirt-Verkäufer, der die Polizei rief, zu verdanken, dass nichts passiert sei. In dem Nissan-Geländewagen wurden Propangas, Benzin, Kabel und Feuerwerkskörper gefunden.

Der New Yorker Polizeichef Raymond Kelly sagte, Ziel der Bombe sei ein "großes Feuer" gewesen. "Die Absicht war, ein großes Flammenmeer auszulösen", sagte Kelly vor Journalisten. Das Auto, in dem der nicht explodierte Sprengsatz entdeckt worden sei, werde zunächst vor Ort von Experten untersucht. Dann werde es für DNS-Proben und die Spurensicherung zu einer Polizeiwache gebracht, sagte der Polizeichef.

Am frühen Samstagabend hatte das am Times Square im Zentrum von Manhattan geparkte Auto die Behörden in Alarmbereitschaft versetzt: Ein Straßenverkäufer hatte einen berittenen Polizisten auf Rauch aufmerksam gemacht, der aus einem Karton auf dem Rücksitz des Geländewagens kam.

Der Beamte roch Schießpulver und rief nach einer kurzen Kontrolle sofort Verstärkung. Aus Angst vor einem Bombenanschlag sperrte die Polizei den belebten Platz dann mit einem Großaufgebot ab - insgesamt zehn Stunden lang war der Times Square gesperrt.

Dass die Autobombe nicht wie geplant explodierte, ist offenbar nur einem fehlerhaften Zünder zu verdanken. "Wir sind sehr glücklich, dass ein tödliches Ereignis abgewendet werden konnte", sagte Bloomberg. Der Sprengsatz habe zwar einen "amateurhaften" Eindruck gemacht, er hätte aber "mit Sicherheit" detonieren können, erklärte der New Yorker Bürgermeister. Wer hinter dem versuchten Anschlag stecke, sei noch völlig unklar: "Wir haben keine Ahnung, wer das getan hat - und warum."

Makabre Touristenattraktion

Tausende Touristen und Besucher der umliegenden Theater mussten den für seine Leuchtreklamen berühmten Platz verlassen. Der Broadway wurde zwischen der 43. und 46. Straße gesperrt. Viele Schaulustige drängten sich an den Absperrgittern, um Fotos und Videos von den angerückten Polizei- und Feuerwehrfahrzeugen aufzunehmen.

Zunächst war jedoch nicht klar, ob es sich tatsächlich um eine Autobombe oder einen harmlosen Fahrzeugbrand handelte: Ein Sonderkommando sei im Einsatz, um zu überprüfen, ob das Fahrzeug mit einem Sprengsatz versehen sei, teilte ein Polizeisprecher mit.

Am Sonntagmorgen (Ortszeit) stand dann fest: Bei den Gerätschaften, die in dem verdächtigen Auto sichergestellt worden waren, handelt es sich tatsächlich um Bestandteile einer Bombe. Nach Angaben von Polizeichef Raymond Kelly wurden in dem Auto drei Propangasbehälter, Feuerwerkskörper, zwei 19-Liter-Kanister mit Benzin sowie zwei Uhren mit Batterien und elektrischen Kabeln entdeckt. Auch eine schwarze Metallbox, wie sie zur Aufbewahrung von Waffen benutzt wird, sei sichergestellt worden.

"Offenbar sollten Gas und Flüssigkeit explodieren und die Drähte waren der Zünder, der nicht funktionierte", sagte ein Sprecher der Polizei dem Sender Fox News, "das hätte eine Menge Menschen mindestens verletzten könne." "Wir haben es mit einem ernsten Fall und offenbar einer ausgeklügelten Bombe zu tun."

Hoffnung auf Mithilfe von Touristen

Polizeichef Kelly sagte, der Geländewagen sei um 18.28 Uhr (Ortszeit) von einer Überwachungskamera gefilmt worden - ein Fahrer sei auf den Bildern aber nicht erkennbar. Jetzt würden weitere Überwachungsvideos gesichtet, das könne aber Stunden dauern. Das Nummernschild des Nissan war nach Polizeiangaben auf ein anderes Fahrzeug registriert.

Bei der Aufklärung des missglückten Anschlags könnten auch Aufnahmen von Privatleuten helfen: Der Sicherheitsexperte und frühere New Yorker Polizist Thomas Ruskin rief Touristen auf, ihre Urlaubsvideos von dem Abend durchzusehen. Möglicherweise sei bei der großen Zahl der Kameras der Verdächtige gefilmt worden.

Kelly appellierte an Touristen und New Yorker, Verdächtiges zu melden.

US-Präsident Barack Obama lobte nach dem vereitelten Autobombenattentat den schnellen Einsatz der Sicherheitskräfte. Die Polizei hätte exzellente Arbeit geleistet, hieß es in einer vom Präsidialamt veröffentlichten Mitteilung.

Der Times Square liegt unweit des im September 2001 zerstörten World Trade Centers und gehört zu den beliebtesten Zielen von Touristen. Zahlreiche Theater haben in nächster Nähe zu der Kreuzung des Broadway mit der Seventh Avenue ihren Sitz.

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