Neuwahl in Nordrhein-Westfalen:Dortmunder Double-Feier schlägt Urnengang

Der BVB feiert und es ist Muttertag - für viele Nordrhein-Westfalen sind das offenbar gute Gründe, der Landtagswahl fernzubleiben. Bis mittags fällt die Wahlbeteiligung mäßig aus. SPD-Ministerpräsidentin Kraft nutzt ihre Stimmabgabe, um für Rot-Grün zu werben: "Das wäre ein wichtiges Signal auch in Richtung Bundestagswahl."

Michael König, Düsseldorf

Noch ist Zeit für die Vorbereitungen. Die CDU putzt ihre Geschäftsstelle an der Wasserstraße heraus, die SPD hat sich im Club 3001 am Rheinufer eingemietet. Um 18 Uhr, wenn die ersten Hochrechnungen über die Bildschirme flimmern, soll die Party beginnen. Dass an beiden Orten gleichermaßen gefeiert wird, ist unwahrscheinlich: Die Sozialdemokraten liegen in den letzten Umfragen bei etwa 37 Prozent, die Union könnte mit 32 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis aller Zeiten in NRW einfahren.

Landtagswahl Nordrhein-Westfalen

Gutgelaunt im Wahllokal: Hannelore Kraft, SPD-Spitzenkandidatin für die nordrhein-westfälische Landtagswahl, bei der Stimmabage in Mülheim.

(Foto: dapd)

Wenn das bevölkerungsreichste Bundesland wählt, ist das eine Veranstaltung der Superlative: Etwa 13,2 Millionen Wahlberechtigte sind aufgerufen, in 15.500 Stimmbezirken ihre Stimme abzugeben. Im ganzen Land sind etwa 110.000 ehrenamtliche Wahlhelfer im Einsatz.

Aber es nicht der einzige Termin, der an diesem Sonntag das öffentliche Interesse berührt: In Dortmund werden 250.000 Menschen zur Double-Feier des Fußballmeisters und -pokalsiegers Borussia erwartet - und etwa 80 Wahlhelfer weniger als geplant: Genau so viele hätten nach Angaben der Stadt ihren freiwilligen Dienst für heute abgesagt. In Düsseldorf sind mittags viele Menschen mit Blumensträußen in der Innenstadt zu sehen - es ist schließlich Muttertag.

Die Wahlbeteiligung fällt gegen 12 Uhr entsprechend mau aus: Sie liegt nach Angaben der Landeswahlleiterin Helga Bock bei etwa 29 Prozent und damit etwas niedriger als 2010, als zum gleichen Zeitpunkt etwa 30 Prozent gewählt hatten. Insgesamt betrug die Wahlbeteiligung bei der Landtagswahl 2010 59,3 Prozent.

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft trat in ihrem Heimat-Wahlkreis in Mülheim an die Wahlurne. Dort stellt sie sich auch als Direktkandidatin zur Wahl - laut der Landesverfassung von NRW braucht der Ministerpräsident ein Landtagsmandat. Ihr CDU-Herausforderer Norbert Röttgen kandidiert im Wahlkreis Bonn I, der 2010 an den SPD-Kandidaten ging. "Jetzt entscheiden die Bürger", sagte Röttgen bei der Stimmabgabe in Bonn.

In der Albrecht-Dürer-Schule unweit des Landtags in Düsseldorf langweilen sich mittags die Wahlhelfer. "Ich haben für die CDU gestimmt, aber die Kraft wird es wohl wieder werden", sagt eine Frau, die soeben ihre Stimme abgegeben hat. Das wichtigste Thema im Wahlkampf sei für sie die Wirtschaft gewesen, "und da traue ich Herrn Röttgen einfach mehr zu."

Gleich nach ihr kommt ein älterer Mann aus dem Wahllokal. "Der Schuldenabbau und der Ausbau der Kita-Plätze sind mir wichtig", sagt er. Deshalb sei ihm "eine Zusammenarbeit von FDP und SPD am liebsten, da wäre für beides gesorgt."

Dass Liberale und Sozialdemokraten koalieren, ist allerdings eher unwahrscheinlich. Zwar ist die FDP in Umfragen von zwei Prozent auf sechs Prozent geklettert und gilt als ein möglicher Gewinner der Wahl. Doch die SPD spekuliert auf eine Fortsetzung der Koalition mit den Grünen, die auf elf Prozent taxiert werden. "Wenn es für uns gut ausgeht, für Rot-Grün, dann wäre das ein wichtiges Signal auch in Richtung Bundestagswahl", sagte Hannelore Kraft.

Erstmals könnten auch die Piraten in den nordrhein-westfälischen Landtag einziehen. Ihnen werden bis zu neun Prozent vorhergesagt. Die Linke muss dagegen um den Verbleib im Parlament kämpfen, die Meinungsforscher sehen sie bei vier Prozent.

Zum Vergleich: Bei der letzten Landtagswahl 2010 lag die SPD mit 34,5 Prozent knapp hinter der CDU. Die Grünen kamen auf 12,1 Prozent, die FDP erreichte 6,7 Prozent und die Linkspartei 5,6 Prozent.

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