Neuer Skandal um Sarkozy:Die First Lady wählt nicht - und keiner darf darüber schreiben

Cécilia Sarkozy hat ihren Mann bei der Stichwahl nicht gewählt. Ein entsprechender Artikel durfte nicht gedruckt werden. Auch über die Sozialistin Royal gibt es pikante Informationen - die erst nach der Wahl publik wurden.

Matthias Kolb

Cécilia Sarkozy ist eine unabhängige Frau, die gerne ihren eigenen Weg geht. "Ich sehe mich nicht als First Lady", erklärte sie vor zwei Jahren. Eine solche Aufgabe langweile sie, denn sie sei nicht politisch korrekt, sagte die heute 49-Jährige. Sie ist seit 1996 in zweiter Ehe mit dem neuen französischen Präsidenten verheiratet ist - und überragt Sarko um stattliche elf Zentimeter.

2005 schien die Beziehung bereits zerrüttet, als Cécilia mit Richard Attias nach New York reiste - pikanterweise war der neue Lover Attias ein enger Berater ihres Mannes. Nicolas Sarkozy tröstete sich derweil nach französischen Medienberichten mit einer Journalistin. Doch Anfang 2006 kehrte Cécilia wieder zu ihrem Nicolas zurück. Im Präsidentschaftswahlkampf hielt sie sich jedoch sehr zurück.

Nun fanden Journalisten des Journal du dimanche (JDD) heraus, dass Cécilia Sarkozy bei der Stichwahl am 6. Mai nicht gewählt hat. Die Reporter entdeckten beim Durchforsten der öffentlichen Wahlregister, dass ihr Name auf der Liste ihres Wahlbüros fehlte. Ein entsprechender Artikel wurde in der Redaktionskonferenz diskutiert und bestellt - und durfte auf Anweisung des Chefredakteurs Jacques Espérandieu nicht gedruckt werden.

Er habe diese Entscheidung getroffen, weil es nicht möglich gewesen sei, von Cécilia Sarkozy eine Stellungnahme zu erhalten, sagte Espérandieu. Im übrigen sei die Beteiligung an einer Wahl eine "persönliche Entscheidung" und gehöre somit der Privatsphäre an.

Espérandieu betonte, er habe alleine entschieden, doch an dieser Version gibt es Zweifel. Das Internetportal rue 89.com berichtet, dass Arnaud Lagardère, Besitzer des Hachette-Medienkonzerns, persönlich bei Espérandieu angerufen habe, um die Veröffentlichung zu verhindern.

Außerdem war in dem betreffenden Artikel des Journal du dimanche auch die Rede von einer heftigen Auseinandersetzung zwischen Sarkozy und seiner Frau am Wahlabend.

Laut dem Bericht auf rue89.com, das von ehemaligen Journalisten der Tageszeitung Libération betrieben wird, haben auch Sarkozys Medienberater in der JDD-Redaktion interveniert. Der Großindustrielle Arnaud Lagardère ist gut mit Sarkozy befreundet.

Lagardère hält auch Anteile am Rüstungskonzern EADS. Sein Medienkonzern verlegt Magazine wie Elle, Paris Match oder Marie Claire. Zuletzt war Sarkozy in die Kritik geraten, weil er sich von dem Milliardär Vincent Bolloré zum Kurzurlaub auf eine Luxusjacht hatte einladen lassen.

Wieso wurde Pikantes über Royals Beziehung verschwiegen?

Doch auch im Lager der sozialistischen Kandidatin Ségolène Royal gibt es eine seltsame Mediengeschichte. Raphaëlle Bacque und Ariane Chemin, Journalistinnen der Tagezeitung Le Monde, haben in einem Buch die Hintergründe von Royals Kandidatur enthüllt. Demnach sollte Parteichef Francois Hollande, der zugleich mit Royal liiert ist, antreten.

Doch als Royal von einem Verhältnis Hollandes - interessanterweise ebenfalls mit einer Journalistin - erfuhr, setzte sie ihre eigene Kandidatur durch. Angeblich sagte sie zu Hollande: "Wenn Du Jospin holst, um mich zu stoppen, wirst Du Deine Kinder nie wiedersehen."

Im Buch wird Hollande mit den Worten zitiert, sie habe nicht das Zeug für das Präsidentenamt. Außerdem verstehe sie nichts von Wirtschafts- und Außenpolitik. Royal geht nun gerichtlich gegen das Buch vor.

Die Franzosen fragen sich nun, wieso Le Monde die wichtigen Hintergründe der Kandidatur verschwiegen hat. Die Ombudsfrau der Tageszeitung, Veronique Maurus, erklärte, man habe über das Paar Hollande/Royale und dessen Beziehungsprobleme berichtet - und die wesentlichen Fakten seien den Lesern bekannt gewesen.

Die Gesetze in Frankreich seien sehr streng und man müsse die Privatsphäre der Betroffenen achten. Es sei stets schwer zu entscheiden, wann das Privatleben ende und wo die Politik anfange, schrieb Mauras in ihrem Artikel, in dem sie die Kritik der Leser von Le Monde thematisierte.

Zieht Cécilia in den Palast?

In Paris wird nun mit Spannung verfolgt, ob Cécilia Sarkozy letztlich doch in den Elysée-Palast einzieht. In der ersten Runde der Wahl ging sie gemeinsam mit dem späteren Wahlsieger zur Abstimmung, bei der Stichwahl am 6. Mai zeigte sie sich nicht.

Cécilia Sarkozy, die lange als politische Beraterin ihres Mannes gearbeitet hatte, benahm sich bei der Amtsübergabe wie eine First Lady. Sie trug ein elfenbeinfarbenes, ärmelloses Cocktail-Kleid und tauschte einen langen Kuss mit dem neuen Staatschef aus.

Die Spekulationen um die Sarkozys werden durch das öffentliche Geknutsche sicher kaum gestoppt werden.

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