Das japanische Unterhaus im Parlament hat am Mittwoch Yukio Hatoyama zum neuen Ministerpräsidenten gewählt. Hatoyamas Demokratischer Partei (DPJ) war Ende August bei der Wahl zum maßgeblichen Unterhaus einen Erdrutschsieg gegen die Liberaldemokratische Partei (LDP) gelungen. Die DPJ beendete dabei die mehr als 50 Jahre fast ununterbrochen andauernde Regierung der LDP.
Eine der wichtigsten Aufgaben des Hatoyamas wird es nun sein, die Wirtschaft des Landes wieder in Gang zu bringen. Der 62-Jährige steht vor der großen Aufgabe, Japan aus der schwersten Rezession der Nachkriegszeit zu führen. Als Außenminister hat Hatoyama erwartungsgemäß seinen Parteikollegen und bisherigen Generalsekretär der DPJ, Katsuya Okada berufen. Neuer stellvertretender Ministerpräsident und Strategieminister wird Naoto Kan, der Mitbegründer der DPJ. Neuer Finanzminister wird der 77-jährige Hirohisa Fujii. Dieser gilt als treibende Kraft der DPJ.
Der neue Ministerpräsident selbst stammt aus einer alten Politiker- und Industriellendynastie. Bereits sein Großvater war Ministerpräsident gewesen, sein Vater diente als Außenminister, sein jüngerer Bruder amtierte unter der bei der Wahl nun unterlegenen langjährigen Regierungspartei LDP als Innenminister. Reich wurde die Familie durch den von ihr gegründeten Reifenkonzern Bridgestone.
Der 62-Jährige kam erst recht spät in die Politik. Nach einem Studium in den USA und einer akademischen Karriere folgte er schließlich der Familientradition und trat 1986 der LDP bei. Nach deren Spaltung 1993 gründete er 1998 mit finanzieller Unterstützung seiner Familie die DPJ.
Mit der DPJ tritt eine Partei in Japan die Macht an, die keine Regierungserfahrung hat. Die DPJ ist ein Sammelbecken aus LDP-Überläufern, Sozialdemokraten und Ex-Gewerkschaftern.