Neue Zahlen zu Kita-Plätzen:Länder können Anspruch auf Kinderbetreuung nicht erfüllen

Ehrgeizige Ziele hatten sich die westdeutschen Bundesländer 2007 bei der Kinderbetreuung gesetzt: Jedes dritte Kind unter drei Jahren soll bis 2013 einen Kita-Platz erhalten oder bei einer Tagesmutter untergebracht werden. Laut den aktuellen Zahlen der statistischen Landesämter hat sich der Ausbau der Betreuungseinrichtungen in den vergangenen Jahren aber sogar verlangsamt.

Felix Berth

Bund und Länder hatten den Ausbau der Kinderkrippen im Jahr 2007 vereinbart. Der Bund versprach den Ländern damals, dafür bis zum Jahr 2013 insgesamt vier Milliarden Euro zur Verfügung zu stellen. Beide Seiten legten sich auf eine Betreuungsquote von 35 Prozent fest.

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Zwischen März 2010 und März 2011 lag der Zuwachs an Kinderbetreuungsplätzen bei nur 40.000 Plätzen. Damit ist das für 2013 gesteckte Ziel kaum noch zu erreichen.

(Foto: dapd)

Gleichzeitig wurde festgeschrieben, dass Eltern von August 2013 an einen Rechtsanspruch auf Betreuung ihrer ein- bis dreijährigen Kinder haben. Weil sich der Ausbau der Betreuungseinrichtungen sogar verlangsamt hat, werden die zweieinhalb verbleibenden Jahre kaum ausreichen, die Lücken zu füllen.

Die Bundesregierung zeigte sich unzufrieden beim Kita-Ausbau. Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) forderte die Länder auf, sich stärker als bisher bei der Betreuung zu engagieren. "Ich verstehe die Länder nicht, das Bundesgeld ist da, und die Zeit drängt", sagte Schröder dem Spiegel. Von 2,15 Milliarden Euro, die der Bund bis 2013 für den Ausbau der Kindertagesbetreuung bereitgestellt hat, seien bis Oktober erst 1,24 Milliarden Euro abgerufen worden.

Dabei geht die Bundesregierung inzwischen davon aus, dass im Westen sogar eine Quote von 37 Prozent erreicht werden muss, um die Wünsche der Eltern zu erfüllen. Die Kommunen fürchten, dass noch wesentlich mehr Eltern Interesse an früher Betreuung ihrer Kinder haben.

Sollte das bisherige Ausbau-Ziel erreicht werden, müsste es bis August 2013 gelingen, zusätzlich etwa 250.000 Kinder in Kitas oder bei Tagesmüttern unterzubringen. Ein solches Tempo erscheint angesichts der Entwicklung der vergangenen Jahre unwahrscheinlich. So lag der Zuwachs zwischen März 2010 und März 2011 in Westdeutschland bei nur 40.000 Plätzen.

"Die Ziele werden deutlich verfehlt"

In den Vorjahren hatten die Länder Zuwächse von maximal 45.000 Plätzen erreicht. Die aktuelle Rechnung basiert auf Angaben aller zehn Statistischen Landesämter Westdeutschlands. Das Statistische Bundesamt will seine Daten an diesem Dienstag veröffentlichen. Kleine Abweichungen von den Landes-Daten sind noch möglich.

Das Land mit der niedrigsten Betreuungsquote bleibt Nordrhein-Westfalen. Dort gab es nach vorläufigen Angaben des Statistischen Landesamtes im März 2011 nur für 15,9 Prozent aller Ein- bis Dreijährigen einen Betreuungsplatz. Der Zuwachs im vergangenen Jahr lag demnach bei 1,9 Prozentpunkten. Hält dieser Trend an, liegt die Betreuungsquote in dem bevölkerungsreichsten Bundesland auch in zwei Jahren noch immer bei weniger als zwanzig Prozent.

Bei den übrigen westdeutschen Ländern fällt lediglich Rheinland-Pfalz positiv auf. Dort gelang es im vergangenen Jahr, die Betreuungsquote von 20 auf fast 25 Prozent zu steigern. In den Flächenstaaten Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein lagen die Quoten im März 2011 bei etwa 20 Prozent.

Thomas Rauschenbach, Leiter des Deutschen Jugendinstituts, warnt vor einem Scheitern des Kita-Ausbaus: "Die Ziele, die vor fünf Jahren mit großem Getöse festgelegt wurden, werden deutlich verfehlt, wenn sich diese Zahlen bestätigen."

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