Neue Zahlen für 2015:Deutlich weniger Flüchtlinge

Die Millionengrenze wurde doch noch nicht überschritten: Insgesamt 890 000 Flüchtlinge kamen 2015 nach Deutschland, weniger als bisher angenommen. Schuld an dem Irrtum sind Rechenfehler - die kaum zu vermeiden waren.

Von Jan Bielicki

Im vergangenen Jahr sind 890 000 Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Das sind deutlich weniger als bisher kalkuliert, wie Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) am Freitag in Berlin bekannt gab. Bislang rechneten die Behörden mit 1,1 Millionen Menschen, die 2015 im Land Zuflucht gesucht hatten. Sie stützten sich dabei auf Zahlen des so genannten Easy-Systems, in dem Ankömmlinge provisorisch registriert werden. Allerdings hat de Maizière selbst bereits darauf hingewiesen, dass die so ermittelten Zahlen wegen Mehrfachregistrierungen und unerfasster Weiter- oder Rückreisen wohl zu hoch gegriffen waren. Nun sagte er: "Die Zahl von 890 000 ist dennoch sehr hoch." Durch "eine einzigartige Anstrengung der Verantwortlichen in Verwaltung und Politik, aber auch durch die Unterstützung Tausender Ehrenamtlicher haben wir diese Herausforderung im Großen und Ganzen gut bewältigt", sagte er. "Wir sind uns aber genauso einig, dass sich die Lage vom letzten Herbst nicht wiederholen darf."

Angesichts der sinkenden Flüchtlingszahlen wird überlegt, den erst im Frühjahr mit großen Aufwand eingeführten Ankunftsnachweis wieder abzuschaffen. Eine "Zusammenführung von Ankunftsnachweis und Bescheinigung über die Aufenthaltsgestattung" werde "derzeit geprüft", heißt es in einer Antwort des Ministeriums auf eine Anfrage der linken Bundestagsabgeordneten Ulla Jelpke, die der Süddeutschen Zeitung vorliegt. Eine Aufenthaltsgestattung erhalten Asylbewerber, sobald sie ihren Antrag gestellt haben. Der neue Ankunftsnachweis sollte die Registrierungslücke füllen, die dadurch entstand, das viele Asylsuchende oft über Monate warten mussten, bis sie ihren Antrag bei dem durch die hohe Zahl überforderten Bundesamt für Migration und Flüchtlinge überhaupt stellen konnten. Bis Mitte September wurden etwa 130 000 solcher Ankunftsnachweise ausgestellt. Bei gerade 17 Flüchtlingen wurden dabei, wie vorgesehen, Daten etwa zur Bildung erfasst, die Integrationsmaßnahmen erleichtern sollen. Im Schnitt blieb das Papier weniger als 28 Tage gültig, bis die Flüchtlinge ohnehin die Aufenthaltsgestattung in den Händen hielten; gekostet hat es bisher 47 Millionen Euro. Das sei, so die Linke Jelpke, "ein teurer Schildbürgerstreich".

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