Neue Provokation:Französische Satirezeitschrift heizt Karikaturen-Streit an

Den gewaltsamen Protesten gegen die Mohammed-Karikaturen zum Trotz hat ein französisches Satire-Blatt neue Cartoons des Propheten veröffentlicht. Die Ausgabe war binnen Stunden ausverkauft. Präsident Chirac kritisierte diese Provokation scharf.

Das Pariser Satireblatt Charlie Hebdo hat die dänischen Karikaturen nachgedruckt und mit zahlreichen eigenen Beiträgen angereichert. Elf der 16 Seiten sind dem Streit um die Zeichnungen aus Jyllands-Posten gewidmet. Die dänischen Karikaturen wurden nur klein abgebildet.

Pariser Zeitungskiosk, dessen "Charlie Hebdo"-Exemplare ausverkauft sind (Foto: Foto: AFP)

Charlie Hebdo titelt mit einem Mohammed, der sich die Augen zuhält und ruft: "Es ist hart, von Idioten geliebt zu werden." In Eigenbeiträgen werden Vertreter der drei monotheistischen Religionen gezeigt, die sich gemeinsam gegen die Satire stellen. Auf einem Bild hält ein Selbstmordattentäter mit Sprengstoffgürtel das Mohammed-Bild mit Bombenturban hoch und erklärt: "Wenn der Zeichner die Bombe um Mohammed Taille gelegt hätte, hätten wir nichts gesagt." Auf einem anderen Bild erklärt Mohammed: "Das ist das erste Mal, dass ich über die Dänen lache!".

Die aktuelle Ausgabe des Blattes war bereits nach wenigen Stunden ausverkauft. Die Muslimverbände versuchten vergeblich, die Auslieferung juristisch zu stoppen. Die Wochenzeitung, die in der Regel 100.000 Exemplare druckt, gab daraufhin weitere 160.000 Exemplare in Druck.

Frankreichs Präsident Jacques Chirac verurteilte die Aktion scharf: "Es muss alles vermieden werden, was die Überzeugungen anderer, besonders die religiösen Überzeugungen, verletzen kann." Der Staatschef mahnte im Kabinett: "Die Meinungsfreiheit muss im Geiste der Verantwortung ausgeübt werden. Ich verurteile alle offensichtlichen Provokationen, die geeignet sind, gefährliche Leidenschaften zu entfachen."

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