Neue Partei AfD:Wähler von FDP und Linken neigen zur Anti-Euro-Partei

Die Euro-Kritiker von der "Alternative für Deutschland" wollen den etablierten Parteien Stimmen abjagen. Einer neuen Umfrage zufolge könnten sie insbesondere bei den Anhängern von Linken und FDP Erfolg haben.

Woher kommen die Wähler der Protestpartei Alternative für Deutschland und welche etablierten Parteien müssen sich besonders vor de Anti-Euro-Bewegung fürchten? Antwort: Eigentlich alle, ganz besonders aber zwei Parteien, die ansonsten nicht viel gemeinsam haben, die Linke und die FDP.

Bisherige Wähler der Linken und der FDP neigen einer Umfrage zufolge besonders stark zur neuen Anti-Euro-Partei. Wie eine Erhebung des Instituts YouGov im Auftrag von Zeit Online ergab, sympathisieren 35 Prozent derjenigen, die bei der Bundestagswahl 2009 noch für die Linke gestimmt hatten, nun mit der AfD. Unter den früheren FDP-Wählern liege Anteil der AfD-Sympathisanten bei 33 Prozent.

In beiden Parteien sammeln sich Euro-Skeptiker aus sehr unterschiedlichen Gründen. Die besserverdienenden FDP-Wähler fürchten, spätestens seit Zypern, dass die Euro-Krise über kurz oder lang ihr Vermögen schmälern könnte. Anhängern der Linken, die über weniger Geld verfügen, könnte durch die Schuldenkrise eine echte Minderung ihres Lebensstandards drohen.

So hat die Euro-Krise bei der FDP schon für echte Aufregung gesorgt. 2011 initiierte der als "Euro-Rebell" bekannte Frank Schäffler einen Mitgliederentscheid über den Eurorettungsschirm ESM. Damals hatte FDP-Chef Rössler das basisdemokratische Experiment vorzeitig für beendet erklärt, als sich abzeichnete, dass nicht genügend Stimmen für einen Entscheid zusammen kommen würden.

AfD könnte auch anderen Parteien schaden

Bei den Wählern der anderen drei Bundestagsparteien können sich anteilig deutlich weniger der Befragten vorstellen, ihre Stimme der AfD zu geben. Laut YouGov zeigen sich jeweils 18 Prozent der bisherigen SPD- und Unionswähler offen für die Neugründung. Bei den Grünen-Wählern sympathisieren 16 Prozent mit der Alternative für Deutschland. In absoluten Zahlen würden abtrünnige Wähler der beiden großen Parteien aber das größte Wählerpotenzial der AfD bilden. 18 Prozent der Unionswähler sind zahlenmäßig deutlich mehr als 18 Prozent etwa der FDP-Wähler.

Nach Einschätzung von Beobachtern könnten die Stimmen, die an die Partei von Bernhard Lucke gehen, dafür sorgen, dass die schwarz-gelbe Regierung ihre Mehrheit verliert.

Dabei punkten die Euro-Kritiker vor allem mit einer Ablehnung aller bisherigen Projekte zur Euro-Rettung. So fordert die Partei in einem Brief an alle Bundestagsabgeordneten, dass diese die vereinbarte Milliardenhilfe für Zypern ablehnen. Der Kredit soll am Donnerstag im Bundestag verabschiedet werden.

AfD-Sympathisanten haben zudem der Umfrage von You Gov zufolge besonders oft den Eindruck, in Deutschland könne nicht alles gesagt werden. Während die Deutschen zu 33 Prozent die Meinungsfreiheit als eingeschränkt einschätzen, liegt dieser Wert unter den AfD-Sympathisanten bei 48 Prozent. Für die repräsentative Umfrage im Auftrag von Zeit Online befragte YouGov am Montag und Dienstag 1044 Menschen.

Drei Prozent sind sicher, dass sie für die AfD stimmen

Insgesamt können sich laut der YouGov-Erhebung 27 Prozent der Wahlberechtigten vorstellen, für die AfD zu stimmen. Drei Prozent sind sich demnach sicher, die neue Partei wählen zu wollen. Auch das Meinungsforschungsinstitut Insa sieht die Partei in einer von der Bild Zeitung beauftragten Umfrage bei drei Prozent.

Die AfD profitiert dabei stark von der Ausstrahlung und Kompetenz des Parteisprechers Bernd Lucke. Der Professor, der als CDU-Mitglied langjährige politische Erfahrung sammelte, demonstrierte jüngst in einer Talkshow, dass er auch gegen etablierte Politiker wie Edmund Stoiber bestehen kann.

Die Partei treibt ihre Institutionalisierung unterdessen weiter voran. In Nordrhein Westfalen wurde ein Landesverband gegründet. Vorsitzender ist auch hier ein Professor: Alexander Dilger, ein 44-jähriger Wirtschaftswissenschaftler.

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