Neue Eskalation in einem alten Konflikt:Gerüstet fürs Verderben

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Die israelischen Panzer sind aufgefahren, die palästinensischen Kämpfer eingeschworen - alles ist vorbereitet, die Region an den Abgrund zu führen.

Tomas Avenarius und Thorsten Schmitz

Die Art, wie er nach Hause kommt, ist nicht die Art, die eine Mutter sich wünscht für ihren Sohn. Eingeschlagen in eine Flagge, der Körper starr und steif, liegt Mohammed Hussein Abd al-Ahl in einem Krankenwagen.

Mit Sandsäcken bereiten sich Palästinenser auf die kommende Invasion vor. (Foto: Foto: AFP)

Sie haben die Leiche in der nahen Klinik in Rafah gewaschen und hergerichtet, damit die alte Mutter ihren Sohn "so sieht, wie sie ihn beim allerletzten Mal gesehen hat".

Das sagt Nidal Hussein. Sein älterer Bruder Mohammed ist auf einem Friedhof bei Rafah verblutet, ganz nahe an der israelischen Grenze. Ob er dort in Sichtweite der israelischen Panzer und Kanonen nur die "Heimat verteidigen wollte", wie es Nidal Hussein sagt, oder ob er Kassam-Raketen abschießen wollte nach Israel - wer weiß das schon.

Eine israelische Lenkwaffe, abgefeuert von einem Apache-Helikopter, hat ihn getötet. Sie tragen ihn nun so zu Grabe, wie sie alle ihre "Märtyrer" zu Grabe tragen: Mit viel Geschieße und Geschrei, in einer merkwürdigen Stimmung aus Fatalismus, Aggression und Verzweiflung. Über all dem flattern die schwarz-goldenen Flaggen der Terrorgruppe Islamischer Dschihad.

Der palästinensische Polizist Mohammed Hussein Abd al-Ahl, Kämpfer des Dschihad, ist eines der ersten Opfer einer Konfrontation, die sich in nur einer Woche hochgeschaukelt hat bis zur Möglichkeit einer vollständigen israelischen Invasion des Gaza-Streifens. Nachdem palästinensische Kämpfer am vorigen Sonntag die Grenze durch einen Tunnel nahe Kerim Schalom unterquert, zwei israelische Soldaten getötet und einen dritten entführt hatten, hat Israels Premierminister Ehud Olmert geschworen, den Soldaten Gilad Schalit mit allen und notfalls "extremen Mitteln" zurückzuholen.

Das Licht geht aus

Seitdem stehen Israels Soldaten und Panzer an der Grenze bereit, seitdem bombardieren und beschießen israelische Flugzeuge und Helikopter den Gaza-Streifen. Seitdem herrscht Angst vor einer neuen Runde des nahöstlichen Konflikts, die die ganze Region in einen Mahlstrom aus Gewalt und Zerstörung führen kann.

Wie ernst Olmert es meint mit dem Einsatz extremer Mittel, kann man förmlich riechen: An der Salahidin-Straße nach Rafah schmauchen auch nach drei Tagen noch die ausgebombten Transformatoren des einzigen Elektrizitätswerks im Gaza-Streifen. Es riecht nach geschmolzenem Plastik und nach heißem, glühendem Metall, und der Vorsteher des Kraftwerks sagt resigniert: "Wir haben zwei Drittel der 1,4 Millionen Palästinenser mit Strom versorgt, bis die israelischen Flugzeuge mit acht Raketen unsere acht Transformatoren kaputtgeschossen haben."

Auch die Krankenhäuser hängen am Stromnetz, die Pumpen der Wasserversorgung ebenfalls. Sobald das Benzin für die Generatoren knapp wird, geht das Licht aus in Gaza, wird das Wasser knapp. Kraftwerks-Chef Achmed Hattu ist nun verantwortlich für einen Trümmerhaufen, den zu reparieren gut 20 Millionen Dollar kosten dürfte. "Aber erst mal müssten Ersatztrafos her, und das müssten die Israelis uns genehmigen."

Ansonsten ist der Morgen noch ruhig in Gaza - wären da nicht der gelegentliche Düsenlärm israelischer Flugzeuge und die regelmäßigen Erschütterungen durch die Einschläge der israelischen Geschütze, die offenbar offenes Feld bombardieren. Bewaffnete laufen in Zweiergruppen durch die Stadt, aber von echten Verteidigungsmaßnahmen ist wenig zu sehen. Während die israelische Armee bei ihrer Operation "Sommerregen" in den Süden des Gaza-Streifens einmarschiert ist, hat sie im Norden den geplanten Einmarsch vorerst aufgeschoben.

Noch ist Zeit, noch versuchen die Ägypter sich an einer Verhandlungslösung zwischen Israel und der regierenden Hamas. Doch keiner weiß, ob die Hamas auf ihre Forderungen verzichten würde: Sie will für Gilad Schilat mehrere hundert palästinensische Frauen und Minderjährige aus israelischer Haft freipressen.

Aber vielleicht gehört all das dazu. Selten hat sich eine Krise derart lehrbuchhaft, derart absehbar Schritt für Schritt entwickelt. Hochgeschaukelt hatte sich zuerst der Konflikt zwischen Fatah und Hamas: Drohungen, Gewalt, Ultimaten. Dann schossen Fatah und Hamas im Kampf um die Macht aufeinander, dann heizte Präsident Machmud Abbas die Lage an durch seine Referendumsdrohung.

Die zerstrittenen Palästinenser verhandelten in den Beratungszimmern über das "Gefangenenpapier" zur Zwei-Staaten-Lösung, während der Druck auf der Straße wuchs: seit vier Monaten keine internationale Hilfe, die Staatsangestellten ohne Gehälter, die Infrastruktur vor dem Zusammenbruch. Ein Familienvater aus Gaza hatte erst vor wenigen Tagen, die israelischen Panzer waren da noch gar nicht aufgefahren, stellvertretend für alle Menschen in Gaza gesagt: "Das geht noch zwei Monate gut. Dann fliegt das alles hier auseinander."

Doch dann, als Hamas und Fatah unerwartet kurz vor einer halbwegs vertretbaren Einigung über das Gefangenenpapier standen, wurde Corporal Schalit entführt. Und dann rollten die Panzer in Position an der Grenze.

Die Hamas soll in Gaza zwischen 8000 und 10.000 Kämpfer haben

Offensichtlich wollten Radikale mit der Entführung des Soldaten einen Erfolg der Verhandlungen verhindern, wollten jeden Kompromiss blockieren - so sieht das Abdallah Frangi, der Fatah-Chef in Gaza. Er hatte stets gefordert, im Interesse einer friedlichen Lösung "der Hamas etwas Zeit zu geben, sich zu bewegen". Das Gegenteil geschah. Jetzt haben die Ereignisse so an Tempo gewonnen, dass sie schnell unkontrollierbar werden könnten.

Die Lage als desolat zu beschreiben, wäre untertrieben. Mit einer "mittelalterlichen Belagerung von 1,4 Millionen Seelen" vergleicht es der Psychiater Eyad Sarraj aus Gaza-Stadt, mit "verheerenden Folgen" für die Psyche vor allem der palästinensischen Kinder. Sarraj kennt sich aus. Seit Jahren untersucht er die Auswirkungen des Dauerkonflikts auf die Menschen im Gaza-Streifen.

Mit dem Begriff der Belagerung dürfte der Psychiater den Sachverhalt getroffen haben: Da Israel an einer groß angelegten Invasion kein Interesse haben kann, versucht es, die Menschen und ihre Führer regelrecht auszuhungern. Bei einer Belagerung allerdings verschanzen die Menschen sich hinter Mauern und in Wehrtürmen. Der Gaza-Streifen aber ist keine mittelalterliche Stadt oder Burg. Die Mehrheit seiner Bewohner steht den israelischen Soldaten, Panzern, Helikoptern und Kampfjets ohne jeden Schutz gegenüber. Ob sie auf den Schutz der Militanten, die die Stimmung seit Tagen mit kriegerischen Gesten anheizen, wirklich großen Wert legen, ist fraglich.

Allein die Hamas soll in Gaza zwischen 8000 und 10.000 ausgebildete Kämpfer haben. Hinzu kommen der Islamische Dschihad, die Volkswiderstandskomitees und die Fatah, die neben ihren Al-Aksa-Brigaden auch Zugriff auf weite Teile der offiziellen Sicherheitskräfte hat - in Gaza und im Westjordanland gibt es zusammen 60.000 Polizisten. Die Menschen in Gaza sind die Geiseln der Israelis, aber auch ihrer eigenen Politiker und Milizen.

"Der Einmarsch in Gaza wird kein Picknick für die Israelis"

Bei einem Einmarsch hätten die israelischen Truppen auf dem flachen und offenen Gelände zwar freie Bahn und freies Schussfeld, in den Städten aber könnte es schwierig werden. In den kaum überschaubaren Flüchtlingslagern müssten sie mit Widerstand und Bombenfallen rechnen, hier könnte es zu schweren Kämpfen kommen. Die Milizen jedenfalls paradieren seit Tagen für die TV-Kameras: Männer mit Gewehren und in Kampfanzügen, die ihre Gesichter hinter Wollmasken verbergen, die sich todessüchtig grüne Bänder mit Koransuren um den Kopf geschlungen haben. Sie schwören, der Einmarsch in Gaza werde "für die Israelis kein Picknick werden".

Das mag nach dem üblichen Geprahle der Militanten klingen. Aber die Palästinenser sind in den letzten Monaten noch mehr radikalisiert worden, und sie haben sich, seitdem die israelischen Truppen und Siedler im Herbst 2005 abgezogen sind, auch besser bewaffnet: mit modernen Panzerabwehrraketen und hochexplosivem Militärsprengstoff, mit tausenden neuer Schnellfeuergewehre und drei Millionen Schuss Munition. Die Zahlen, so meinten israelische Militärexperten, seien noch zurückhaltend geschätzt. In das Palästinensergebiet geschafft worden sei das Kriegsgerät durch geheime Tunnel unter der Grenze nach Ägypten.

Sollten diese Bewaffneten den Israelis entschlossen Widerstand leisten, dürfte viel Blut fließen. Dass die Verletzten anständig versorgt werden könnten, ist unwahrscheinlich. Die Vorräte der Krankenhäuser in Gaza sind wegen des internationalen Wirtschaftsboykotts aufgebraucht. Seit Wochen schickt Chefarzt Dschuma Al-Saqa vom Schifa-Haus selbst viele Schwerkranke wieder nach Hause.

Er sagt: "Unser Hauptproblem sind die fehlenden Medikamente, vor allem Betäubungsmittel für Operationen. Das wird sehr schwierig - weil eine Offensive viele Verletzte fordern wird." 600 Betten hat der Doktor, es ist die beste Klinik im Gaza-Streifen. Aber ohne Medikamente kann der beste Arzt nicht helfen.

Während in Gaza die Zeichen auf Kampf stehen, herrscht im Westjordanland zumindest auf den ersten Blick ganz normaler Alltag. Das Stadtzentrum von Ramallah ist von hupenden Autos verstopft, Polizisten regeln Zigaretten rauchend das Verkehrschaos und fühlen sich sichtlich wohl in ihrer Autorität, zu denen ihnen die Uniform verholfen hat.

In den Restaurants, an den Falafelständen und auf dem Markt wird gegessen, getrunken, werden Einkäufe für das bevorstehende Wochenende getätigt. Doch dass Soldaten der israelischen Armee in der Nacht zu Donnerstag Dutzende Mitglieder der Hamas festgenommen haben, darunter auch Mitglieder der Regierung und des Parlaments, ist auch in der heimlichen Palästinenser-Hauptstadt das beherrschende Thema. Man merkt es schnell, wenn man Saeb Erekat spricht.

Vor fünf Jahren noch trug er einen vollen, wenn auch weißen Haarschopf. Heute hat er keine Haare mehr, "alle ausgefallen", sagt er. Das mag auch an seinem stressigen Alltag liegen. Erekat ist hauptberuflich damit beschäftigt, die Welt vom Elend der Palästinenser zu überzeugen. Er tut das in einem in San Francisco erlernten, nahezu perfekten Englisch. 1955 in Jerusalem geboren, lebt er seit Jahrzehnten im Haus seiner Eltern in der Wüstenstadt Jericho am Toten Meer. Die Intifada ist dort ganz weit weg, der Gaza-Streifen auch. Doch in diesen Tagen der Eskalation ist Erekat wieder ein sehr gefragter Mann.

Der einzige Weg ist ein beiderseitiger Friedensprozess

Seit den frühen Morgenstunden hat er den US-Medien Rede und Antwort gestanden, jetzt eilt er ins Hauptquartier des Palästinenserpräsidenten und Fatah-Chefs Abbas in Ramallah. Bis zum Wahlsieg der Hamas vor einem halben Jahr war er Chefunterhändler der Autonomiebehörde, in Wahrheit ist er der Pressesprecher des palästinensischen Volkes geblieben. Und er ist einer der Vertrauten von Abbas. In einem Stakkato, das das Mitschreiben erschwert, diktiert er Journalisten seine Sicht der Dinge.

Demnach geht alles Unrecht im Nahost-Konflikt von Israel aus. Der erneute Einmarsch der israelischen Armee in den Gaza-Streifen, die Besatzung und der Sperrwall im Westjordanland, die einseitige Trennung Israels vom Gaza-Streifen ohne Kooperation mit der Palästinenserregierung - nach Ansicht Erekats sind die Palästinenser die Opfer, die Israelis die Täter. Und die Kassam-Raketen vom Gaza-Streifen auf israelisches Gebiet? Die Entführung von Gilad Schalit?

Die Tötung von jüdischen Siedlern, Soldaten und Zivilisten? "Der einzige Weg, die palästinensische Gewalt zu beenden, ist durch einen bedeutungsvollen beiderseitigen Friedensprozess", sagt er. "Als ein palästinensischer Vater will ich, dass meine Kinder einmal Journalisten werden, Lehrer, Ärzte und Musiker. Ich will nicht, dass sie Attentäter werden. Aber um das Ziel zu erreichen, muss ich ihnen Hoffnung geben, dass sie in Freiheit leben können ohne israelische Besatzung."

Erekat hat nicht viel Zeit, schon läutet eines seiner Handys, Skynews will ihn für die 17-Uhr-Nachrichten live. Die Festnahme von Hamas-Regierungsmitgliedern durch die israelische Armee brandmarkt er als "von Israel verursachte Eskalation". Was das bringen soll, fragt er rhetorisch, um gleich darauf sich selbst zu antworten: "Die Festnahmen und die Angriffe im Gaza-Streifen gefährden das Leben des israelischen Soldaten." Erekat empört sich und sagt: "Die Festnahmen sind absolut unakzeptabel. Wir haben keine Regierung mehr, wir haben nichts!" Genau denselben Satz wird er an diesem Tag noch ungefähr 20 Mal sagen.

"Mit welchem Recht entführt Israel frei gewählte Abgeordnete?"

Und er trifft damit zumindest die Stimmung in den Palästinenser-Gebieten. Auf leeren Stühlen im Parlament liegen Fotos von jenen Abgeordneten der Hamas, die sich jetzt vor israelischen Gerichten verantworten sollen. Die Wut in den Straßen von Ramallah ist groß. Einer der Polizisten brüllt, dass Israel "genau dasselbe macht wie unsere Brüder im Gaza-Streifen: Menschen entführen." Er verstehe nicht, "mit welchem Recht sich Israel erlaubt, frei gewählte Abgeordnete und Minister zu entführen".

Die israelische Armee begründet die Entführungen in Ramallah, aber auch in Hebron, Tulkarem und Kalkilia im Westjordanland damit, dass die Festgenommenen allesamt in Terroraktivitäten verwickelt gewesen seien. Sie sollten nicht als Faustpfand im Austausch mit dem entführten israelischen Soldaten gelten, schließlich seien die Festnahmen bereits "vor Wochen" geplant worden, heißt es aus dem Außenministerium. Regierungssprecher Mark Regev wird nicht müde zu erklären: "Wir betrachten die Hamas als eine Einheit und nehmen nicht die künstliche Trennung vor allem der Medien vor, dass die Hamas aus einem politischen und einem militärischen Flügel bestehe.

Für uns ist die Hamas eine Bewegung, die den Terror gegen Israel befürwortet und ausübt, auch die Regierungsmitglieder." Der frühere Verteidigungs- und jetzige Infrastrukturminister Benjamin Ben-Elieser drohte am Donnerstag, auch Hamas-Regierungschef Ismail Hanija sei vor einer Festnahme nicht gefeit. "Niemand ist immun. Das ist keine Regierung, das ist eine Mörderorganisation." Und Oppositionsführer Avigdor Lieberman forderte, die Häuser sämtlicher Hamas-Regierungsmitglieder zu zerstören und sie in "Parkplätze" umzuwandeln.

Die Stimmung wird auch in Israel aufgepeitscht, und das beherrschende Thema ist der entführte Gilad Schalit. Die Menschen sitzen zu Hause an den Fernsehern, überall wird das Radio laut gestellt, wenn die Nachrichten kommen. Entführungen von Soldaten zermürben die israelische Seele mehr als der monatelange Dauerregen palästinensischer Kurzstreckenraketen. Fast jeder in Israel war in der Armee.

Sie gilt als Garant für die Sicherheit des jüdischen Staates. Die Eltern des entführten 19-Jährigen werden von den Medien als Helden beschrieben. Sie zeigten in ihrem Einfamilienhaus in Mizpe Hila trotz der Ungewissheit "Standhaftigkeit", wie Verteidigungsminister Amir Peretz im Anschluss an einen Besuch der Presse mitteilte.

Die Wut der Siedler

Das kleine Dorf ist zum Mittelpunkt der israelischen Berichterstattung geworden. Noam Schalit, der aus Frankreich stammende Vater des Entführten, tritt inzwischen einmal am Tag vor die heimische und die Weltpresse und bittet die Entführer um ein Lebenszeichen seines Sohnes. Dass die israelische Armee nun in den Gaza-Streifen einmarschiert sei, wo sein leicht verletzter Sohn vermutet wird, "hat unsere Angst und unsere Ungewissheit" gesteigert, sagt der Vater am Freitag. In einer erstaunlich balancierten Aussage erklärt er: "Wir hoffen, dass bei dem Einmarsch nicht weitere Zivilisten verletzt werden, weder auf israelischer noch auf palästinensischer Seite."

Im Schatten des Medientrubels wurde am Donnerstag der von palästinensischen Terroristen ermordete 18 Jahre alte jüdische Siedler Elijahu Ascheri in Jerusalem beerdigt. Tausende Ultra-Orthodoxe waren gekommen, als er in einem Leichentuch zu Grabe getragen wurde, und an seinem Grab wurde es politisch. Der Siedlerführer Bentzi Lieberman zeterte: "Regierungschef Olmert gelingt es nicht, unsere Söhne zu beschützen. Stattdessen will er weitere Siedlungen im Westjordanland auflösen."

Mit der Militäraktion in Gaza könnte Olmert versuchen, sich aus dem Schatten seines Vorgängers Ariel Scharon zu befreien und als Hardliner zu profilieren. Doch in Israel wird derweil auch darüber debattiert, wie sich eine der am besten ausgestatteten Armeen der Welt so blamieren konnte, als es nur acht palästinensischen Terroristen gelang, ein Dutzend Soldaten an der Grenze im Süden des Gaza-Streifens auszutricksen, zwei zu töten und Gilad Schalit zu entführen.

Eine erste Untersuchung ergab, dass die Armee vom Inlandsgeheimdienst bereits vor Wochen unterrichtet worden war, dass Palästinenser im Gaza-Streifen einen Tunnel zu graben beabsichtigten und einen Angriff auf israelische Grenzsoldaten planten. Einer der Überlebenden des Anschlags sagte vom Krankenhausbett aus, er müsse jeden Tag weinen, wenn er an seinen Freund Gilad denke. Er frage sich auch, weshalb die Armeeführung nicht Vorsorge getroffen hätte: "Wir wussten doch schließlich, dass die Palästinenser einen Überfall auf uns geplant hatten."

© SZ vom 01.07.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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