Neos, Grüne, Liste Peter Pilz:Welche Kleinparteien in Österreich antreten

Wahlkampf in Österreich

Die österreichische Politikerin Irmgard Griss, der FDP-Vorsitzende Christian Lindner und der NEOS-Chef Matthias Strolz, während einer Wahlkampftour der NEOS.

(Foto: dpa)

Die kleinen Parteien ringen um Aufmerksamkeit im österreichischen Wahlkampf, denn der Streit der Großen steht im Fokus. Eine Übersicht.

Von Peter Münch

Wenn drei sich streiten, haben die anderen kaum Grund zur Freude. So ist es zumindest in diesem Wahlkampf in Österreich. Denn im Schatten der heftigen Auseinandersetzungen der drei großen Parteien ÖVP, SPÖ und FPÖ ist es schwer gewesen für die Kleinen, die nötige Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Umfragen zufolge müssen deshalb die Neos, die Grünen und die neu gegründete Liste Pilz zittern, ob sie die Vier-Prozent-Hürde überspringen und den Einzug ins Parlament schaffen. An Engagement haben es alle drei nicht fehlen lassen:

Neos: 2013 hatte die neugegründete Partei erstmals mit 5,0 Prozent der Stimmen den Einzug ins Parlament geschafft. Wirtschafts- und gesellschaftspolitisch vertreten die Neos liberale Positionen. Ihr Mantra, Österreich zu erneuern, hat durchaus Schwung in die politischen Debatten gebracht. Nicht zuletzt liegt das am dynamischen Parteichef Matthias Strolz. An seiner Seite tritt die frühere Präsidentin des Obersten Gerichtshofs, Irmgard Griss, als Listenzweite an, die sich bei der Bundespräsidentenwahl 2016 als unabhängige Kandidatin viele Sympathien erworben hatte. Für "Rückenwind und Rückenstärkung" holten Strolz und Griss zum Wahlkampfabschluss noch den deutschen FDP-Chef Christian Lindner nach Wien. Gemeinsam spazierten sie Mitte der Woche über den Naschmarkt. Lindner lobte die Neos als "politisches Start-up", von dem er vor dem FDP-Comeback viel "Inspiration" bezogen habe. Strolz schielte auf Lindners Wahlerfolg und bekannte, "die 10,7 Prozent würde ich schon nehmen".

Grüne: Auch sie haben zum Wahlkampf-Finale auf Unterstützung vom erfolgreichen Nachbarn gesetzt. Der deutsche Grünen-Chef Cem Özdemir kam am Freitag als Redner nach Wien. Was die deutschen und die österreichischen Grünen eint, ist eine Art politische Midlife-Crisis, die Wählerschwund befürchten lässt. Bei den österreichischen Grünen kommen allerdings noch eine Reihe hausgemachter Probleme hinzu, was zu einem Absturz vom letztmaligen Rekordergebnis von 12,4 Prozent führen könnte. Nach internen Querelen hatte es im Mai einen Führungswechsel gegeben. Die neue Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek, die aus dem EU-Parlament geholt wurde, musste einen Kaltstart hinlegen. Zur größten Herausforderung aber ist ein Ex-Grüner geworden, der nun mit eigener Liste antritt: Peter Pilz.

Liste Peter Pilz: Am Anfang war die Wut. Peter Pilz, Grünen-Abgeordneter im Nationalrat, der sich seit 1986 einen Namen gemacht hat als Affären-Aufklärer und Korruptionsbekämpfer, fiel bei seiner Bewerbung für den angestrebten vierten Listenplatz durch. Er zog die Konsequenz, verließ die von ihm einst mitgegründete Partei und strebt nun mit seiner eigenen Liste ins Parlament. Das Wahlkampfbudget ist niedrig, ein einziges Poster hat Pilz plakatiert. Es prangt vor dem Parlament in Wien und trägt das Wahlkampf-Motto: "Ja, es geht." Die nötige Aufmerksamkeit erzeugt Pilz selbst. Mit Sinn für deftige Zuspitzungen beschallt er das Land mit linkspopulistischen Parolen. Für soziale Gerechtigkeit tritt er ebenso ein wie für einen Kampf gegen den politischen Islam und eine restriktive Migrationspolitik. Er nennt seinen Kurs "radikal pragmatisch". Im Visier hat er neben alten Anhängern aus dem Grünen-Lager vor allem Nicht- und Protestwähler, ganz explizit auch aus den Gefilden der FPÖ.

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