Nato-Treffen in Budapest:Mit der Schutztruppe gegen Drogenbarone

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Mit Geld aus Drogen wird in Afghanistan der Terror finanziert. Einige Nato-Staaten möchten daher mit der Isaf-Truppe gegen Drogenbarone vorgehen - Deutschland ist dagegen.

Die Nato streitet über die richtige Strategie im Kampf gegen Drogen in Afghanistan. Beim Treffen der Bündnis-Verteidigungsminister in Budapest forderten Washington und Kabul einen direkten Einsatz der Internationalen Afghanistan-Truppe (Isaf), um die Geldquellen der radikalislamischen Taliban auszutrocknen. Die bisherige Aufgabenbeschreibung der Isaf sieht das allerdings nicht vor.

Ringen um die richtige Strategie: Nato-Sekretär Jaap de Hoop Scheffer in Budapest im Gespräch mit dem Oberbefehlshaber der ungarischen Armee. (Foto: Foto: Reuters)

"Ein Teil unseres Problems ist, dass die Taliban mit dem Drogenhandel jedes Jahr zwischen 60 und 80 Millionen Dollar machen", erklärte US-Verteidigungsminister Robert Gates am Rande des Treffens mit seinen Nato-Kollegen. Mit diesen Einnahmen würden auch die tödlichen Anschläge auf afghanische und internationale Soldaten finanziert, so dass die Nato-Truppe Isaf künftig aktiv gegen den Drogenhandel vorgehen müsse.

Der Kampf gegen die Drogen könnte das große Streitthema des zweitägigen Treffens werden. Deutschland und andere Bündnisstaaten wie Italien und Spanien lehnen den Vorstoß der USA ab. Sie befürchten größere Risiken für ihre Truppen in einer Zeit, in der sich die Sicherheitslage ohnehin ständig verschlechtert, und wollen den Kampf gegen die Drogen den Afghanen selbst überlassen.

Das Zentrum des Drogenanbaus

US-Verteidigungsminister Gates erhöhte dagegen den Druck auf die Zweifler. Niemand wolle Mohnfelder zerstören oder die einzelnen Bauern verfolgen. "Aber wenn wir die Möglichkeit haben, gegen Drogenbarone und Labore vorzugehen und damit eine Finanzquelle der Taliban trockenzulegen, scheint mir das ein legitimes Vorhaben im Interesse der Sicherheit", betonte er.

Diese Position unterstützen innerhalb der Nato auch Großbritannien, Kanada und die Niederlande. Alle diese Staaten haben Truppen im besonders umkämpften Süden Afghanistans stationiert, wo das Zentrum des Drogenanbaus liegt. Auch der afghanische Verteidigungsminister Abdul Rahim Wardak warb bei der Nato um Hilfe: "Ich wünsche mir, dass die Nato unsere Bemühungen zur Drogenbekämpfung unterstützt."

Bisher unterstützt die Isaf die Afghanen logistisch und mit der Weitergabe von Informationen, greift selbst aber nicht aktiv in den Kampf gegen die Drogenbarone ein. Sollte ein härteres Vorgehen verpflichtend im Operationsplan der Nato-Truppe verankert werden, müsste das deutsche Mandat für den Afghanistan-Einsatz geändert werden. Die Bundesregierung hatte erst am Dienstag eine Aufstockung des Afghanistan-Einsatzes auf bis zu 4500 Soldaten beschlossen, über die nächste Woche noch der Bundestag entscheiden muss.

Wahrscheinlicher als eine Mandatsänderung ist allerdings, dass Deutschland bei seiner Ablehnung bleibt und den Einsatz der Bundeswehr in diesem Punkt nicht freigibt. Weil der Operationsplan nur einstimmig geändert werden kann, könnte die Nato die Drogenbekämpfung dann nur noch als freiwillige Aufgabe darin aufnehmen.

Afghanistan hatte 2007 erneut mehr als 90 Prozent des Opiums weltweit produziert. Das Suchtmittel wird aus Schlafmohn gewonnen und zu Heroin weiterverarbeitet. Seit Vertreibung der Taliban von der Macht 2001 und seit Beginn des Nato-geführten Einsatzes hat sich die Opiumproduktion in Afghanistan verdoppelt. Im vergangenen Jahr erreichte sie mit geschätzten 8200 Tonnen einen neuen Höchststand, wie aus einem UN-Bericht von August hervorgeht. In diesem Jahr fiel die Opiumproduktion um sechs Prozent auf 7700 Tonnen.

Dies ist für die Nato allerdings nur ein kleiner Lichtblick. Denn die Drogenhändler und -bauern unterstützen die Taliban finanziell und tragen damit zur Instabilität des Landes bei. Nach Angaben des UN-Büros für Drogen und Kriminalität (UNODC) fließen den Taliban jährlich geschätzte 300 Millionen Dollar (rund 220 Millionen Euro) zu.

98 Prozent des Opiums wird der Uno zufolge in den südwestlichen Provinzen Afghanistans gewonnen. Dort sind die Taliban besonders stark. Der Norden, wo die Bundeswehr das Oberkommando hat, ist dagegen inzwischen fast drogenfrei. Dafür verlaufen durch die Region aber die Transportwege in Richtung Zentralasien.

© Reuters/AFP/AP/cgu/bica - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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