Nato:"Das ist großartig"

US-Verteidigungsminister Mattis bei Eucom in Stuttgart

Als Nato-Oberbefehlshaber hat Curtis Scaparrotti auch das Kommando über die US-Streitkräfte in Europa. Zuvor war der 62-Jährige Direktor des Generalstabs.

(Foto: Jason Johnston/dpa)

Anders als sein Präsident lobt der US-amerikanische Oberbefehlshaber der Nato Deutschlands Beitrag. Doch auch er sieht die Notwendigkeit, Probleme anzusprechen.

Von Daniel Brössler, Brüssel

Nach heftigen Attacken durch US-Präsident Donald Trump hat Nato-Oberbefehlshaber Curtis Scaparrotti Deutschland gegen Kritik in Schutz ge-nommen. "Deutschland ist ein exzellenter Alliierter", sagte Scaparrotti der Süddeutschen Zeitung. Es sei der zweitgrößte Truppensteller in der Allianz, außerdem spiele es als Rahmennation sowohl bei der "Vorne-Präsenz" der Nato in den baltischen Staaten als auch bei der Unterstützungsmission in Afghanistan eine wichtige Rolle. Scaparrotti lobte auch den beim Nato-Gipfel beschlossenen Aufbau eines Kommandozenttrums für Material- und Truppentransporte in Ulm. "Das ist großartig und macht wirklich einen Unterschied für die Allianz", sagte er.

Trump hatte beim Nato-Gipfel vor allem an Deutschland scharfe Kritik geübt, weil es seine Verteidigungsausgaben zu langsam anhebe und zugleich angeblich seine Energieabhängigkeit von Russland steigere. An Deutschland habe es während des Gipfels nicht nur Kritik gegeben, betonte Scaparrotti. "Es gibt wirklich mehr als nur die Unterschiede bei der Lastenteilung. Wir wissen in der Allianz, welchen Beitrag Deutschland leistet, welche Fähigkeiten es beisteuert. Das fließt in die Diskussion ein", sagte er.

Scaparrotti betonte aber, dass auch aus seiner Sicht Deutschland seine Anstrengungen verstärken müsse. "Natürlich sind Investitionen sehr wichtig, weil wir heute in einer anderen Welt leben. Die Anforderungen, was Schnelligkeit und Fähigkeiten angeht, erfordern diese Investitionen", sagte er. "Wir als Nato weisen auf Fähigkeitslücken hin. Die werden im Einklang mit den eigenen Plänen geschlossen. Ich bin zuversichtlich, dass Deutschland das tun wird", sagte er. Kanzlerin Angela Merkel hatte beim Gipfel die Bereitschaft angedeutet, die Modernisie-rung der Bundeswehr über bisherige Ankündigungen hinaus voranzutreiben. Grundsätzlich bekannte sie sich zum beim Gipfel erneuerten Ziel, Verteidigungsausgaben in allen Mitgliedsstaaten bis 2024 von mindestens zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) anzustreben. Als eigenes Ziel nannte die Bundesregierung bislang einen Anstieg von derzeit 1,24 auf 1,5 Prozent des BIP.

Überlegungen für eine Verlegung der US-Truppen aus Deutschland gibt es laut Scaparrotti nicht. "Ich kann Ihnen versichern, dass das meines Wissens nicht erwogen wird", sagte er. Als US-Kommandeur sei er "sehr zufrieden mit der Beziehung, die wir haben". Im Juni hatte die Washington Post berichtet, das US-Verteidigungsministerium prüfe auf Geheiß von Trump die Verlegung des größten Teils der 35 000 US-Soldaten in Deutschland nach Osteuropa oder deren Rückholung. Stationierungen würden "immer im Licht der Lage" überprüft, sagte Scaparrotti. Er habe Generalinspekteur Eberhard Zorn versichert, dass "wir die Unterstützung Deutschlands als Gastland zu schätzen wissen". In der scharfen Auseinandersetzung beim Nato-Gipfel sieht Scaparrotti keine Gefahr fürs Bündnis. "Würden wir uns nicht alle Harmonie wünschen? Aber das ist nicht die Welt, in der wir leben. Die Stärke unserer Allianz besteht darin, dass wir Klartext reden und eine Lösung finden", sagte er. Und fügte hinzu: "Eine Allianz, die Konflikten aus dem Weg geht, würde mir mehr Sorgen bereiten."

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