Nationalsozialisten in Amerika:Die Feier der "weißen Rasse"

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Ein Kreuz des Ku-Klux-Klan brennt während einer Zeremonie der rassistsichen Organisation im April 2016 in Temple, Georgia. (Foto: Anthony Karen) (Foto: Anthony Karen)

Amerikanische Neonazis und Rassisten fiebern einem Präsidenten Donald Trump entgegen. Sie fühlen sich im Aufwind - und sind es auch. Ein Besuch bei Menschen, die für ihr Leben gerne hassen.

Von Sacha Batthyany

Die Wände sind voller Hakenkreuze, auf dem Souvenirtisch liegt Wehrmachtskram, CDs, Bücher, Deutschland-Aufkleber fürs Auto, SS-Runenmagnete für den Kühlschrank: im Hinterzimmer der Peach Oyster Bar wurde schon alles für die "Feier der weißen Rasse" hergerichtet. Es sieht aus wie während der Drehpause eines Tarantino-Films, angsteinflößend und albern zugleich. Ein dreifaches "Sieg Heil!" hallt durch den Raum, dann sagt Jeff Schoep mit sanfter Stimme: "Sie haben sich unsere Konföderierten-Flagge genommen. Sie werden sich weitere Dinge holen. Unsere Rasse ist in Gefahr".

Schoep ist Anführer des National Socialist Movement (NSM), der größten Naziorganisation Amerikas. Jeweils im Frühling treffen sich die Mitglieder und Freunde, zur jährlichen Versammlung. Immer um Adolf Hitlers Geburtstag herum. Zwei Tage wird diskutiert und getrunken und in Uniform und mit Hitlergruß durch Kleinstädte Amerikas marschiert.

Seit den Terroranschlägen in New York 2001 wächst die rechtsextreme Szene Amerikas, schreiben die Rassismuswächter vom Southern Poverty Law Center. Menschen wie Jeff Schoep oder dem Ku-Klux-Klan-Mann Will Quigg graut vor dem Jahr 2042, in dem die Vereinigten Staaten von Amerika kein weißes Land mehr sein werden, in Kalifornien sind die Weißen schon eine Minderheit. Latinos und Asiaten machen einen immer größeren Anteil der Gesamtbevölkerung aus, vor allem aber nehmen interkulturelle Ehen zu, für Nazis ist das die größte Ohrfeige von allen. Dass Weiße freiwillig ihr Blut vermischen, ist für sie ein Verrat.

"Dieses Jahr schreiben wir Geschichte"

Die Aussicht, dass Donald Trump der nächste Präsident des Landes werden könnte, ist für die Rassisten in Georgia die erste gute Nachricht aus Washington seit langer Zeit. Mit ihm würde sich noch einmal alles ändern, ist man sich hier sicher. Fällt sein Name, hellen sich die Gesichter auf.

Seit Donald J. Trump seine Kandidatur als Präsidentschaftskandidat bekannt gab, füttert er die rechte Szene mit seinen Aussagen über Immigranten oder Muslimen — und mit seiner apokalyptischen Beschreibung über den Zustand des Landes: "Wir verlieren. Wir werden belächelt. Wir sind niemand mehr. Alles marode."

Die Männer und Frauen, die sich im Hinterzimmer der Peach Oyster Bar versammelt haben, kennen diese Worte gut. Wenn Trump davon spricht, dass Amerika vor die Hunde geht, dann sehen sie sich selbst.

"Dieses Jahr aber schreiben wir Geschichte", sagt Jeff Schoep in seiner Rede. Er habe den Kampf innerhalb der rechtsextremen Szene satt, sagt Schoep, der Anführer der NSM und verkündet die Gründung der "Aryan National Alliance", den Zusammenschluss mehrerer Nazi-Gruppen. "Zusammen sind wir eine Faust". Gemeinsam wollen sie sich die Vorherrschaft des Weißen Mannes wieder zurückholen.

Als die Sonne hinter dem Hügel verschwindet, zündet Will Quigg, ein bekanntes Ku-Klux-Klan-Mitglied aus Kalifornien, erst ein Hakenkreuz, dann ein Christenkreuz an. Beide sind etwa drei Meter hoch. "Wir befinden uns in einem Rassenkrieg. Greift zu den Waffen!", schreit Quigg mit heiserer Stimme und macht sich bereit, diese Prozession des Grauens zu leiten.

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