Namensstreit:Von Strauß nach Rau

"Versöhnen statt spalten", war das Motto des verstorbenen Bundespräsidenten Johannes Rau. Nun soll der Düsseldorfer Flughafen seinen Namen tragen - Grund für Streit in NRW.

Von BERND DÖrries

Wenn man nach New York fliegt, landet man auf dem John-F.-Kennedy-Flughafen, oder JäähefffKay, wie der Vielflieger sagt. In Paris steigt man in Charles de Gaulle aus, in Johannesburg in Oliver R. Tambo und in Atlanta, dem größten Flughafen der Welt, stand der frühere Bürgermeister Hartsfield als Namenspate bereit. In Deutschland ist man namensmäßig nicht so weit, in Frankfurt landet man einfach in Frankfurt, obwohl doch sonst die halbe Stadt nach Goethe benannt wurde. Und selbst Flughäfen, die an jemanden erinnern sollen, erinnern sich oft ihres eigenen Namens nicht. Wer nach München fliegt, hört nur selten den Namen Franz Josef Strauß, und selbst Stuttgarter wissen oft nicht, dass ihr Landeplatz nach Manfred Rommel benannt wurde, selbst die Internet-Präsenz verschweigt den Namenspatron.

Die nachlässige Wertigkeit der Flughafennamen soll sich nun ändern. Hamburg bekommt bald einen Helmut-Schmidt-Flughafen, und der in Düsseldorf soll nach Johannes Rau benannt werden. Während es im Norden einen großen Konsens gibt, wird im Westen heftig gestritten. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ist sehr für Rau, den sie ihr politisches Vorbild nennt, die CDU aber sehr dagegen. Als Argument wird unter anderem angeführt, dass sich die Verdienste von Rau um die Luftfahrt in Grenzen hielten. Nach dieser Logik dürften keine Plätze nach Mozart benannt werden, da der nicht im Straßenbau tätig war.

Außerdem ist die Luftfahrtbilanz des ehemaligen Bundespräsidenten gar nicht so schlecht. Zwar geriet er wegen seiner freihändigen Nutzung der Flugbereitschaft der Landesbank in die sogenannte Flugaffäre, auf der anderen Seite setzte er sich als Ministerpräsident für den Ausbau der Regionalflughäfen ein.

Zwanzig Jahre lang regierte Rau Nordrhein-Westfalen und wurde zum Inbegriff des Landesvaters. So sehr, dass auch die CDU lange versuchte, ihn zu kopieren. Zuletzt mimte Jürgen Rüttgers den Arbeiterführer. Mittlerweile regiert bei den Christdemokraten eher der Kleingeist. Rau habe doch schon eine Statue in der Stadt, sagt die CDU im Düsseldorfer Rat, wo der Rau-Flughafen abgesegnet werden müsste, aber keine Mehrheit hat. Die Christdemokraten ließen sich auch nicht mit dem Vorschlag ködern, das Mannesmann-Hochhaus am Rhein in Richard-von-Weizsäcker-Haus umzubenennen. Das wirkte wie ein plumper Kuhhandel.

Was eigentlich als Würdigung Raus gedacht war, schlägt mittlerweile ins Gegenteil um. In Düsseldorf mosern viele, Rau habe das Ruhrgebiet doch viel lieber gehabt als die Landeshauptstadt und Schulden hinterlassen. In Leserbriefen kritisieren die Leute, man könne doch nicht alles nach Politikern benennen. Auch Unterschriftensammlungen gegen den Namen werden schon erwogen. "Versöhnen statt spalten", war das Motto von Rau. In Düsseldorf funktioniert das derzeit nicht. Die Stimmung ist so aufgeheizt, dass SPD-Oberbürgermeister Thomas Geisel bereits darüber nachdenkt, den Vorschlag zurückzuziehen. "Ich werde nichts tun, was dem Andenken an Johannes Rau schadet. Jeder mag sich überlegen, was er dazu beiträgt."

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