Nahostkonflikt:Vertreter von Israel und Palästina schreien sich im UN-Sicherheitsrat an

  • Im UN-Sicherheitsrat haben sich der israelische UN-Botschafter und der Vertreter Palästinas gegenseitig lautstark beschimpft.
  • Der Israeli Danon forderte sein palästinensisches Gegenüber Mansour auf, terroristische Aktionen zu verurteilen. Mansour beschuldigte Israel, Kinder zu töten.
  • US-Vizepräsident Joe Biden kritisierte bei einer Veranstaltung die Haltung beider Seiten und sprach von "Frust" über die israelische Regierung.

Wenige Stunden nach einem Sprengstoffanschlag in Jerusalem ist es im UN-Sicherheitsrat in New York zum Eklat zwischen dem Vertreter Israels und seinem palästinensischen Kollegen gekommen. Während der monatlichen Sitzung des Rats zum Konflikt im Nahen Osten forderte der israelische UN-Botschafter Danny Danon den Palästinenser Riyad Mansour auf, Angriffe von Palästinensern auf Israelis zu verurteilen. "Schande über euch für die Glorifizierung des Terrorismus", rief Danon. Darauf entgegnete Mansour: "Schande über euch für das Töten palästinensischer Kinder" und forderte: "Lasst mein Volk frei sein!"

Obwohl der Sitzungspräsident die beiden zur Ordnung rief, hörten beide nicht auf und beschimpften sich gegenseitig weiter. Der Streit dauerte an, bis der derzeitige Präsident des Sicherheitsrates, der chinesische UN-Botschafter Liu Jieyi, beiden das Mikrofon abdrehte.

Palästinenser wollen UN-Resolution für Siedlungsstopp

Die beiden Vertreter dürfen im Weltsicherheitsrat als Gäste sprechen, weil weder Israel noch Palästina dort Mitglied sind. Direkte Auseinandersetzungen zwischen beiden Vertretern sind selten, seitdem die Friedensverhandlungen ins Stocken geraten sind.

In der Debatte ging es um eine geplante UN-Resolution, mit der die Palästinenser einen Stopp des israelischen Siedlungsbaus in den Palästinensergebieten erreichen wollen. Der Entwurf wird von mehreren arabischen Staaten verhandelt und liegt dem UN-Sicherheitsrat noch nicht offiziell vor. Die USA hatten 2011 gegen einen ähnlichen Entwurf ihr Veto eingelegt.

Am Nachmittag waren bei einem Sprengstoffanschlag auf einen Bus in Jerusalem 21 Menschen verletzt worden, mehrere davon schwer. Die radikalislamische Hamas "begrüßte" die Tat.

Biden kritisiert Israel für Haltung im Nahostkonflikt

US-Vizepräsident Joe Biden hat die palästinensische Führung dafür gerügt, Terrorakte von Palästinensern gegen Israelis nicht zu verurteilen. In einer Rede vor der proisraelischen Organisation J Street, die sich für Frieden einsetzt, sagte er, seine letzte Reise nach Israel habe er mit dem Eindruck beendet, dass es weder bei den Palästinensern noch bei den Israelis einen politischen Willen zum Frieden gebe. Gleichwohl hätten die USA die Pflicht, Israel weiter zum Frieden mit den Palästinensern zu drängen.

Mitunter herrsche jedoch in Washington ein "überwältigender Frust" über die Führung um Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, sagte Biden. Die Schritte der israelischen Regierung hätten das Land in den vergangenen Jahren in eine falsche Richtung bewegt, hin zu einer Ein-Staaten-Lösung im Nahostkonflikt. Dazu verwies Biden auf die "stete Ausweitung" der israelischen Siedlungen in Gebieten, die die Palästinenser für einen künftigen Staat beanspruchen.

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