Eskalation im Nahen Osten:130 Geschosse vom Gazastreifen auf Israel abgefeuert

Rauchwolken über Gaza-Stadt: Nach Angriffen der radikalislamischen Gruppen "Hamas" und "Islamischer Dschihad" bombardierte Israel Ziele im Gazastreifen.

Militante Palästinenser feuern aus dem Gazastreifen heraus auf Israel. Jerusalem reagiert mit Luftschlägen.

(Foto: AFP)
  • Israel fliegt Luftangriffe auf 25 militärische Ziele der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen.
  • Zuvor schossen militante Palästinenser massenhaft Raketen und Mörsergrananten auf Israel.
  • Es ist die schwerste Eskalation der Gewalt an der Gazagrenze seit dem Krieg 2014.

Von Alexandra Föderl-Schmid, Tel Aviv

Vom Gazastreifen aus wurden in der Nacht weitere Dutzend Mörsergranaten und Raketen auf Israel abgefeuert. Insgesamt sollen am Dienstag und frühen Mittwoch 130 Geschosse auf Israel abgefeuert worden sein. Die radikalislamischen Organisationen "Islamischer Dschihad" und Hamas übernahmen in einer gemeinsamen Stellungnahme die Verantwortung für die Attacken.

Die Sirenen waren die ganze Nacht über im Süden Israels entlang des Gazastreifens zu hören. Das Raketenabwehrsystem Iron Dome ("Eisenkuppel") fing zahlreiche Geschosse ab. Allerdings ist israelischen Angaben zufolge eine Mörsergranate im Hof eines Kindergartens im Süden Israels eingeschlagen. In der Nacht wurde auch ein leerstehendes Haus in Netivot direkt getroffen.

EU verurteilt Angriffe auf Israel

Im Gegenzug griff die israelische Luftwaffe dutzende Ziele des "Islamischen Dschihad" und der Hamas an, es sollen 55 gewesen sein. Nach Angaben der israelischen Armee wurden militärische Ziele getroffen, darunter Einrichtungen zur Herstellung von Drohnen und Raketen sowie Waffendepots und Trainingcamps. Dabei kamen sowohl Kampfflugzeuge als auch Hubschrauber zum Einsatz. Israel macht die Hamas verantwortlich, auch wenn vor allem der vom Iran unterstützte Islamische Dschihad hinter den Angriffen stecken soll. Ein Teil der Mörsergranaten sei aus iranischer Produktion, erklärte die israelische Armee.

Angaben aus dem Gazastreifen zufolge, wonach unter ägyptischer Vermittlung ein Waffenstillstand zwischen Israel und den beiden Palästinenser-Gruppen erreicht worden sei, wurden von israelischer Seite dementiert. Seit den frühen Morgenstunden gab es keine militärischen Auseinandersetzungen mehr. Schulen und Kindergärten entlang des Gazastreifens wurden geöffnet.

Die USA haben ein Sondertreffen des UN-Sicherheitsrates verlangt. Die EU verurteilte die Angriffe aus dem Gazastreifen auf Israel. Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas, der mit der Hamas einen heftigen Konflikt hat, erklärte, dass Israels "heftige Aggression" gegen den Gazastreifen zeige, man wolle keinen Frieden. Der israelische Geheimdienstminister Israel Katz sieht das Land "am nächsten Punkt auf der Schwelle zum Krieg" seit dem Ende der militärischen Operation 2014.

Es war das erste Mal seit Beginn der Proteste entlang der Gazagrenze am 30. März, dass Geschosse auf Israel abgefeuert wurden. Seit Ende März sind mehr als 120 Palästinenser bei Massenprotesten und Konfrontationen mit israelischen Soldaten am Grenzzaun zwischen Israel und dem Gazastreifen getötet worden. Tausende wurden verletzt.

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