Nahostkonflikt:Berichte nähren Hoffnung auf neue Waffenruhe

Bei Verhandlungen über eine neue Waffenruhe in Kairo haben Israel und die Hamas sich angeblich angenähert. Auch an diesem Donnerstag sollte eine kurze Feuerpause gelten, doch dann schlagen drei Granaten ein. Die verfeindeten Parteien beschuldigen sich gegenseitig.

  • Verhandlungen in Kairo nähren die Hoffnung auf eine neuerliche Waffenruhe.
  • Für diesen Donnerstag war eine fünfstündige Waffenruhe vereinbart. Israels Medien berichten allerdings von drei Granaten, die auf israelischem Gebiet eingeschlagen seien.
  • Dem israelischen Militär zufolge sollen Hamas-Kämpfer über einen Tunnel nach Südisrael eingedrungen sein. Die Armee habe angegriffen.

Berichte über Annäherung in Kairo

Im Konflikt zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas gibt es nach zehntägigen Angriffen Hoffnung auf einen Waffenstillstand im Gazastreifen. Bei Verhandlungen beider Seiten in Kairo gab es am Donnerstag nach übereinstimmenden Berichten eine deutliche Annäherung. Ein israelischer Unterhändler teilte gar mit, eine Einigung stehe kurz bevor. Allerdings müsse das Sicherheitskabinett unter Leitung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu noch zustimmen. Außenminister Avigdor Lieberman dämpfte indes die Erwartungen: "Wir sind mit der Materie nicht vertraut", sagte er. Ein Hamas-Sprecher wollte sich nicht äußern.

Feuerpause an diesem Donnerstag offenbar gebrochen

Die verfeindeten Parteien hatten bereits einer fünfstündigen Feuerpause am Donnerstag zugestimmt, damit sich die Bewohner des Küstenstreifens mit Nahrungsmitteln versorgen können. Die israelischen Streitkräfte warfen allerdings der Hamas vor, die Vereinbarung mit einem Granatangriff gebrochen zu haben. Israelische Medien berichten von drei Granaten, die in der Region Eschkol in der Nähe des Gazastreifens eingeschlagen sein sollen. Einem Bericht der BBC zufolge berichtet Hamas TV, dass Israel als Reaktion die Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen mit Mörsergranaten beschossen habe.

Die Feuerpause war unter anderem von den Vereinten Nationen vorgeschlagen worden. Der UN-Koordinator für den Nahost-Friedensprozess, Robert Serry, sagte im israelischen Fernsehen, dass er die Armee um eine "humanitäre Pause" gebeten habe. So sollten die Menschen im Gazastreifen die Möglichkeit bekommen, sich im Krankenhaus behandeln zu lassen oder sich Lebensmittel zu besorgen.

Hamas-Kämpfer sollen über einen Tunnel eingedrungen sein

Kurz vor Beginn der Feuerpause hatten israelische Soldaten nach Angaben des Militärs einen Angriff von Hamas-Kämpfern abgewehrt, die durch einen Tunnel nach Südisrael eingedrungen sein sollen. 13 schwer bewaffnete Palästinenser seien durch den Tunnel etwa 250 Meter weit nach Israel vorgedrungen, sagte ein Armeesprecher. Sie hätten einen Anschlag geplant, die israelische Luftwaffe habe deshalb angegriffen. Die Aussagen zu möglichen Opfern widersprechen sich: Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge hat es mehrere palästinensische Opfer gegeben. Die dpa berichtete, es sei unklar, ob es Tote gegeben habe.

Israel bombardiert erneut Ziele im Gazastreifen

Die israelische Luftwaffe hatte am frühen Donnerstagmorgen auch erneut Ziele im Gazastreifen bombardiert. Bei einem Angriff in Deir al-Balah seien mindestens ein Palästinenser getötet und zwei weitere verletzt worden, teilten palästinensische Rettungskräfte mit. Nach Angaben einer Armeesprecherin wurden seit Mittwoch um Mitternacht insgesamt 37 Luftangriffe geflogen. Die Hamas schoss demnach sieben Raketen auf Israel ab. Vier seien auf Feldern eingeschlagen und drei von der israelischen Luftabwehr abgefangen worden.

Einzug von weiteren Reservisten

Die Zahl der Toten seit Beginn der israelischen Offensive am 8. Juli ist nach palästinensischen Angaben auf 227 gestiegen, darunter waren demnach mindestens 48 Kinder. Mehr als 1685 Palästinenser wurden verletzt. Auf israelischer Seite kam infolge des Raketenbeschusses ein Zivilist ums Leben.

Besondere Aufmerksamkeit erregte am Mittwoch der Tod von vier spielenden palästinensischen Jungen, die an einem Strand in der Stadt Gaza von israelischen Granaten getroffen wurden, wie Augenzeugen berichteten. Die Kinder im Alter zwischen neun und elf Jahren wurden demnach beim Fußballspielen getroffen. Zehn weitere Jungen wurden schwer verletzt, teilten palästinensische Rettungsdienste mit. Ein Sprecher der israelischen Streitkräfte erklärte am Abend, der Vorfall werde untersucht.

Zugleich verdichteten sich jedoch Anzeichen für eine baldige Bodenoffensive der israelischen Armee. Das Kabinett billigte die Einberufung von weiteren 8000 Reservisten - 42 000 waren bereits zuvor aktiviert worden.

EU fordert beide Seiten auf, die Gewalt zu stoppen

Die Europäische Union bemüht sich um Hilfeleistung. "Die EU steht bereit, um nötige Unterstützung zu leisten", hieß es in einem Beschluss der Staats- und Regierungschefs der 28 EU-Länder. Darin wurde auch das Angebot eines politischen und wirtschaftlichen Hilfspakets sowie einer privilegierten Partnerschaft mit Israel und den Palästinensergebieten erneuert.

Die EU-Gipfelrunde erklärte, sie verfolge "mit großer Besorgnis" die Lage im Gazastreifen. Sie forderte beide Seiten auf, die Gewalt zu stoppen und das Leid der Zivilbevölkerung zu beenden. Die Menschen müssten Zugang zu humanitärer Hilfe bekommen.

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