Nahost:USA greifen in Konflikt um Katar ein

Rex Tillerson

US-Außenminister Rex Tillerson

(Foto: AP)
  • Tillerson habe wegen der Krise zwischen den Golfstaaten schon mehr als ein Dutzend Gespräche und Telefonate geführt, hieß es.
  • Zuvor hatte US-Präsident Trump erhebliche Verunsicherung ausgelöst, weil er offenbar ohne Rücksprache mit dem Außen- und Verteidigungsministerium das Embargo Saudi-Arabiens, der Vereinigten Arabischen Emirate und weiterer arabischer Staaten gegen Katar lobte.
  • Die USA unterhalten in Katar ihren wichtigsten Militärstützpunkt in der Region.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

US-Außenminister Rex Tillerson hat eine Reise zum Treffen der Organisation Amerikanischer Staaten in Mexiko abgesagt, um in der Krise zwischen den Golfstaaten zu vermitteln. Er werde seine Bemühungen zur Deeskalation der Spannungen durch Telefonate und persönliche Treffen fortsetzen, gab das Außenministerium bekannt - die erste Bestätigung, dass die USA offiziell als Vermittler fungieren.

Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump erhebliche Verunsicherung ausgelöst, weil er offenbar ohne Rücksprache mit dem Außen- und Verteidigungsministerium mehrmals das Embargo Saudi-Arabiens, der Vereinigten Arabischen Emirate und weiterer arabischer Staaten gegen Katar lobte, obwohl die USA dort ihren wichtigsten Militärstützpunkt in der Region unterhalten.

Tillerson habe schon mehr als ein Dutzend Gespräche und Telefonate geführt, hieß es. Ungeachtet Trumps Äußerungen hatte Verteidigungsminister James Mattis einen Vertrag mit Katar über die Lieferung von 36 Kampfflugzeugen des Typs F-15 für zwölf Milliarden Dollar unterzeichnet - an ein Land, das laut seinen Nachbarn Terrorismus unterstützt und finanziert, einen Vorwurf, den sich Trump explizit zu eigen machte. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schaltete sich ebenfalls ein, weil die "regionale Sicherheit auf dem Spiel steht". Er telefonierte mit Emir Tamim bin Hamad al-Thani und dessen wichtigstem Verbündeten, dem türkischen Präsidenten Präsident Recep Tayyip Erdoğan.

Es werde bald eine "Liste mit Beschwerden" an Katar veröffentlicht

Erschwert werden Vermittlungsbemühungen dadurch, dass es laut Katar bislang keine schriftlichen Forderungen gibt. Katar sei bereit zu Gesprächen, es sei aber noch immer unklar, weshalb die anderen Länder die Maßnahmen ergriffen hätten, sagte Katars Botschafter in Berlin. Der saudi-arabische Außenminister Adel al-Jubeir kündigte an, es werde bald eine "Liste mit Beschwerden" veröffentlicht. Er wolle "nicht von Forderungen sprechen", aber Katar müsse den Beschwerden nachgehen.

Informationsminister Awwad al-Awwad warf Katar vor, eine von mehr als 50 Staaten mitgetragene Erklärung zur Bekämpfung von Terrorismus und Extremismus zu unterlaufen, die auf dem Gipfeltreffen mit US-Präsident Trump in Riad unterzeichnet worden war. Weniger als 48 Stunden danach habe Katar "Kontakt zur Hamas, zur Hisbollah, zur Muslimbruderschaft und den Huthis in Jemen aufgenommen", sagte er der Süddeutschen Zeitung. Überdies habe Katars Außenminister Mohammed Abdulrahman al-Thani "ein geheimes Treffen mit Qassim Soleimani abgehalten, einem der meistgesuchten Terroristen weltweit"; Katar bestreitet das vehement. Soleimani ist der Chef der für Auslandseinsätze verantwortlichen Quds-Brigaden der iranischen Revolutionsgarden.

Die Spannungen zwischen Riad und Teheran verschärfen sich indes: Nach Darstellung Irans feuerte die saudi-arabische Küstenwache am Wochenende auf zwei iranische Fischerboote, die in saudi-arabische Hoheitsgewässer eingedrungen seien, und tötet dabei einen der Fischer. Riad bestätigte den Zwischenfall zunächst aber nicht.

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