Nahost:Trump sollte sich nicht vor den Karren der Saudis spannen lassen

Lesezeit: 2 min

Donald Trump bei seinem Besuch in Saudi-Arabien im vergangenen Mai (Foto: AFP)

Riad provoziert den Konflikt mit Iran und setzt dabei auf den Segen der USA - doch Trumps Unterstützung für die saudische Monarchie wäre in diesem Fall ein Desaster.

Kommentar von Tomas Avenarius

Nicht jeder Tweet, den Donald Trump absetzt, muss auf der Goldwaage ausgewogen werden. Dieser hier sollte aber ernst genommen werden: "Ich habe großes Vertrauen in König Salman und den Kronprinzen von Saudi-Arabien", tippt der Präsident, "sie wissen genau, was sie tun". Was der Kronprinz - gerade Saudi-Arabiens ganz, ganz starker Mann - so tut? Er bezichtigt mal eben die halbe Führungsgarde seines Landes der Korruption; er lässt Prinzen, Minister, Geschäftsleute und Militärs im Dutzend unter Hausarrest stellen.

Und der US-Präsident applaudiert, obwohl die meisten der Inhaftierten in Washington ein und aus gingen. Trump elektroschnattert weiter: Einige der Festgenommenen hätten das Königreich über Jahre "gemolken".

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Nun ja. Nach einem nicht korrupten Prinzen oder Minister muss man in Saudi-Arabien lange suchen. Das weiß der US-Präsident. Dennoch stärkt er dem sehr greisen saudischen Monarchen und seinem nach absoluter Macht strebenden Sohn den Rücken. Denn das Saudi-Arabien, für das König Salman und sein Sohn Mohammed bin Salman stehen, sucht Händel mit dem Nachbarland Iran. Ob in Jemen, Syrien oder Libanon - immer bezichtigen die Saudis die Iraner als Oberschurken. Das haben sie mit Trump gemeinsam. Der hält Teheran ebenfalls für das Grundübel in Nahost und will den mühsam verhandelten Atomvertrag aufkündigen.

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Gleich an zwei Punkten spitzt sich der Konflikt zwischen den zwei Erzrivalen zu. In Libanon geht es um den Einfluss der Hisbollah, in Jemen um angebliche Waffenlieferungen an Rebellen.

Trumps Liebedienerei gegenüber Riad könnte sich nachteilig auswirken. Die Saudis schüren den Konflikt. Sie bezichtigen die libanesische Hisbollah, ausgerechnet Irans beste Freunde, Riad "den Krieg erklärt zu haben". Als Vorwand dient den Propagandisten des Kronprinzen ein Mordkomplott der Hisbollah-Miliz gegen den libanesischen Regierungschef. Der ist ein saudischer Günstling und abhängig von Riad. Beweise für Attentatspläne fehlen. Dennoch heißt es bei den Saudis : "Libanon wurde von den Milizen der Hisbollah gekidnappt und dahinter steckt Iran."

Zwischen die Iraner und die Hisbollah passt keine Seite des Korans

Eigentlich hätte Kronprinz Mohammed gleich Teheran den Krieg erklären können; zwischen die Iraner und die Hisbollah passt keine Seite des Korans. Aus dem saudischen Gedröhn und dem US-Getwitter lässt sich herauslesen, dass Riad den Konflikt mit Iran provozieren will und dabei vielleicht auf Segen und Handreichung Trumps setzt. Das wäre ein Desaster.

Damit kein Missverständnis entsteht: Die Iraner sind nicht die Guten im Spiel. Sie betreiben Politik nach regionaler Gepflogenheit, Krieg und Terror eingeschlossen. Nur stellen sie es raffinierter an als ihre arabischen Nachbarn. Die Hisbollah, in den Achtzigerjahren von Iran gegründet, hält Libanon im Griff und ist Teherans Sturmtruppe gegen Israel. Sie kämpft auch in Syrien; die Assad-Diktatur wurde von den aus der Luft bombenden Russen und der am Boden kämpfenden Hisbollah gerettet.

Auch im Irak, früher Spielfeld der USA, nehmen die Staats-Schiiten aus Iran eine so starke Rolle ein, dass sie den Traum der kurdischen Separatisten vom eigenen Staat federführend beenden konnten. In Jemen, wo Teheran eine rebellische Schiiten-Miliz unterstützt, machen die Saudis ebenfalls keine Punkte. Der Krieg, den Prinz Mohammed 2015 gegen die zerlumpten Krieger der Huthi begonnen hat, bleibt ein siegfreies Desaster.

Bei all dem geht es um die Vormacht in Nahost. Die Araber, als deren Führer sich die Saudis sehen, stecken eine Niederlage nach der anderen ein. Die nichtarabischen Iraner aber verschaffen sich einen Vorteil nach dem anderen. Trump sollte aufpassen, dass er sich nicht vor den Karren der Saudis spannen lässt. Da sie trotz ihrer Petro-Milliarden militärisch weit schwächer als die Iraner sind, dürfte ihnen längst jedes Mittel recht sein.

© SZ vom 08.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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