Nahost:Neue Nachbarschaft

Kairos Außenminister in Israel - ein kleiner Lichtblick in düs-terer Zeit.

Von Peter Münch

Theodor Herzl war Zeuge. Die Büste des Begründers des neuzeitlichen Zionismus war dekorativ ins Bild gerückt, als Israels Premierminister Benjamin Netanjahu mit größter Herzlichkeit den Kairoer Emissär Sameh Schukri empfing. Nach neun dürren Jahren war dies der erste Besuch eines ägyptischen Außenministers in Israel. In düsteren Zeiten darf das tatsächlich einmal als Zeichen der Hoffnung in Nahost gewertet werden.

Denn Ägyptens Rückkehr in die Rolle des Vermittlers kann derzeit mehr als alles andere für positive Effekte sorgen. Von den Amerikanern lässt sich Netanjahu erwiesenermaßen schon seit Langem nichts mehr sagen - schon gar nicht in einem Washingtoner Wahljahr. Die Franzosen hat er mit einer höchst undiplomatischen Abfuhr bedient. Doch während diese Verbündeten die Knüppel zu spüren bekommen, hält der Regierungschef aus Jerusalem für den ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi nur Süßholz bereit.

Das liegt daran, dass Ägypten eine zentrale Rolle spielt in Netanjahus aktueller Lieblingsfantasie, der Annäherung Israels an einen "sunnitischen Block" all jener moderaten Araber, die mit dem jüdischen Staat auf zweierlei Weise verbunden sind: im Kampf gegen den sogenannten Islamischen Staat und gegen iranische Regionalmachtsansprüche. Der Weg zu dieser Annäherung führt zwingend über Palästina, und darin liegt eine kleine Chance für den Friedensprozess.

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