Nahost-Konflikt:Palästinensische Jugendliche im Westjordanland erschossen

Nahost-Konflikt: Zur Beerdigung des verstorbenen Fatah-Aktivisten und der zwei getöteten kamen am Donnerstag in Ramallah mehrere Tausend Menschen.

Zur Beerdigung des verstorbenen Fatah-Aktivisten und der zwei getöteten kamen am Donnerstag in Ramallah mehrere Tausend Menschen.

(Foto: AFP)

Bei den Protesten gegen den Tod eines krebskranken palästinensischen Häftlings in Israel hat es Tote gegeben. Israelische Soldaten erschossen zwei palästinensische Jugendliche. Tausende Menschen kamen in Ramallah zu ihrer Beerdigung zusammen.

Israelische Soldaten haben palästinensischen Angaben zufolge im Westjordanland zwei Jugendliche erschossen. Die Leiche eines 17-Jährigen sei am Donnerstagmorgen entdeckt worden, sagten palästinensische Ärzte und Sicherheitsbeamte.

Ein anderer Jugendlicher war bereits am Vorabend von palästinensischen Sanitätern mit einem Krankenwagen geborgen worden. Er soll durch Kopfschüsse getötet worden sein. Die Getöteten sollen Cousins gewesen sein. Palästinensischen Angaben zufolge hatten die jungen Männer Steine gegen eine Straßensperre des israelischen Militärs in Tulkarem im Norden des Palästinensergebiets geschleudert.

Die israelische Armee erklärte, auf Palästinenser gefeuert zu haben, die nach Einbruch der Dunkelheit am Mittwoch Brandbomben auf einen Grenzschutzposten geworfen hätten. Ein Armee-Sprecher bestätigte zunächst nur den Tod eines der Jugendlichen.

Nach Monaten weitgehender Ruhe halten die Ausschreitungen im Westjordanland und im Gazastreifen nun seit drei Tagen an. Auslöser war der Tod eines krebskranken Palästinensers, der wegen eines versuchten Bombenanschlags im Jahr 2002 in Israel im Gefängnis saß. Die Palästinenser werfen Israel vor, die medizinische Behandlung des Fatah-Aktivisten vernachlässigt zu haben.

Zur Beerdigung des Mannes und der zwei Jugendlichen kamen am Donnerstag Tausende Menschen in Ramallah zusammen. Am Rande der Beisetzungen kam es am Donnerstag zu neuen Unruhen, bei denen Demonstranten israelische Soldaten mit Steinen bewarfen. Das Militär habe mit Tränengas und gummiummantelten Stahlgeschossen geantwortet. Dabei gab es nach palästinensischen Angaben mehrere Leichtverletzte.

Im Westjordanland war es bereits am Mittwoch zu gewalttätigen Protesten gegen den Tod des Mannes gekommen. In Hebron lieferten sich steinewerfende Palästinenser Auseinandersetzungen mit der israelischen Armee, in Ramallah und Nablus demonstrierten mehrere Dutzend Menschen.

In der Nacht zu Mittwoch hatte die israelische Luftwaffe nach eigenen Angaben erstmals seit der im November verkündeten Waffenruhe wieder einen Angriff auf den Gazastreifen geflogen - als Reaktion auf Raketenangriffe militanter Palästinenser. Im Süden Israels schlug auch am Donnerstag wieder eine aus dem Gazastreifen abgefeuerte Granate ein. Es habe weder Opfer noch Schäden gegeben, sagte ein Armee-Sprecher.

In der kommenden Woche will US-Außenminister John Kerry Jerusalem und Ramallah besuchen, um den Friedensverhandlungen wiederzubeleben. Kerry war bereits vor zwei Wochen mit Präsident Barack Obama in Jerusalem und in Ramallah.

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