Nahost-Konflikt:Israel entfernt Metalldetektoren am Tempelberg

  • Nach den jüngsten Unruhen will Israel die am Tempelberg installierten Metalldetektoren entfernen.
  • Das entschied das israelische Sicherheitskabinett am frühen Dienstagmorgen.
  • Demnach sollen die Metalldetektoren von fortschrittlichen technologischen Geräten abgelöst werden.

Israel wird die Metalldetektoren am Eingang zu den heiligen Stätten in Jerusalem entfernen, die bei Muslimen für Wut gesorgt haben. Das kündigte das israelische Sicherheitskabinett am frühen Dienstag an und erklärte, künftig solle eine "ausgefeiltere Technologie" für die Kontrollen vor Ort benutzt werden. Wann genau die Metalldetektoren ersetzt werden sollen oder was konkret als Ersatz vorgesehen sei, blieb offen.

Israelische Medien hatten zuvor berichtet, alternativ würden in Zukunft hochauflösende Kameras eingesetzt, die versteckte Gegenstände aufspüren können.

Die muslimische Verwaltung der Gebetsstätten will den Boykott zunächst trotzdem fortführen. Die Gläubigen sollten erst dann wieder auf den Tempelberg gelassen werden, wenn "die Situation wie vor dem 14. dieses Monats wiederhergestellt ist", erklärte die Wakf-Stiftung, welche die heilige Stätte verwaltet. An diesem Tag hatten Israels Behörden den Zugang zum Tempelberg nach einem Attentat kurzzeitig gesperrt und dann mit Metalldetektoren versehen.

Die Einrichtung der Kontrollgeräte hatte Palästinenser und Muslime in aller Welt empört. Sie kritisierten, mit der Installation der Detektoren wolle Israel die Kontrolle über den Berg an sich ziehen. Juden verehren den Tempelberg, weil dort in der Antike der Jerusalemer Tempel (Erster und Zweiter Tempel) gestanden hat. Muslimen ist er als Heiligtum mit Felsendom und Al-Aqsa-Moschee von zentraler Bedeutung für ihren Glauben.

In der Folge kam es zu Protesten und Unruhen. Noch am Montag hatte der palästinensische UN-Botschafter Rijad Mansur in New York gesagt, die Menschen blieben auf den Straßen, bis die Detektoren von dem Gebiet in Jerusalem entfernt würden. Die Palästinenser hatten jegliche Zusammenarbeit mit Israel ausgesetzt, auch in Sicherheitsfragen.

Der UN-Sonderbeauftragte für den Nahen Osten, Nikolaj Mladenow, warnte, die Tempelberg-Krise habe das Potenzial, den politischen Streit zwischen Israelis und Palästinensern auf eine religiöse Ebene zu heben, von der weltweit Millionen oder gar Milliarden Menschen betroffen sein könnten.

Die israelische Ex-Außenministerin Tzipi Livni hielt einen religiösen Krieg Israels mit der muslimischen Welt für möglich. "Wir sind einen Schritt entfernt davon, unseren Konflikt mit den Palästinensern und unsere Zusammenarbeit mit Jordanien und anderen sunnitischen Nationen in ein panmuslimisches Ereignis gegen den Staat Israel zu verwandeln", sagte sie dem israelischen Armee-Radio.

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