Nahost:Israel nimmt Hamas-Erziehungsminister fest

Drastische Reaktion auf die anhaltenden Raketenbeschüsse: Die israelische Armee hat den palästinensischen Erziehungsminister Nasser Eddin al-Schaer verhaftet - nur einer von insgesamt 33 festgenommenen Hamas-Vertretern.

Neben Schaer wurden drei Abgeordnete und vier Bürgermeister der radikalislamischen Hamas festgenommen. Von den Politikern, die am frühen Morgen im Norden des Westjordanlands abgeführt wurden, ist Bildungsminister Nasser Eddin al-Schaer am bekanntesten. Er gilt als Pragmatiker. Seine Frau sagte, die Truppen hätten auch den Computer des Ministers mitgenommen.

Al-Schaer war im August vergangenen Jahres schon einmal von der israelischen Armee festgenommen worden und erst nach gut einem Monat wieder auf freien Fuß gekommen.

Im Norden des Westjordanlands seien in der Nacht zu Donnerstag insgesamt 33 wichtige Hamas-Vertreter gefangen genommen worden, teilte ein israelischer Armeesprecher mit. Die Festnahmen erfolgten demnach insbesondere in der Stadt Nablus. Damit reagiere Israel auf den seit Tagen andauernden Raketenbeschuss seines Territoriums aus dem Gazastreifen, der von der Hamas des Westjordanlands unterstützt werde, sagte der Sprecher weiter.

Zerstörte Wechselstuben

Zugleich hat Israel seine Luftangriffe im Gazastreifen am Donnerstag verstärkt. Zuvor hatten die radikalislamische Hamas und andere extremistische Palästinenser-Gruppen den Aufruf von Präsident Mahmud Abbas zu einem Ende der Raketenangriffe auf Israel zurückgewiesen.

Bei Luftangriffen kurz vor Mitternacht am Mittwoch zerstörte Israel zwei Gebäude: ein Lebensmittellager und ein Geldwechselbüro. Beides wurde von Hamas-Anhängern betrieben. Eine Sprecherin des israelischen Militärs sagte, das Wechselbüro habe jeden Monat Millionen Dollar aus Iran, Syrien und dem Libanon an die Hamas und andere Gruppen transferiert, damit diese Waffen kaufen und herstellen könnten. Zudem seien Gelder in die militärische Ausbildung geflossen.

Ein anderer Angriff Israels zielte auf ein Auto mit militanten Hamas-Mitgliedern ab. Diese konnten unverletzt entkommen. Augenzeugen zufolge wurden bei dem Angriff mindestens zwei Menschen verletzt, die sich in der Nähe aufhielten.

Palästinensisches Treffen

Die radikalen Gruppen hatten zuvor mitgeteilt, sie würden einen Stopp der Raketenangriffe auf Israel nur dann erwägen, wenn Israel zuerst all seine Militäreinsätze im Gazastreifen und dem Westjordanland einstelle. Israel hat solche Forderungen in der Vergangenheit zurückgewiesen. Die Einsätze seien notwendig, um Angriffe auf Israel zu unterbinden.

Radikale Palästinenser feuerten nach israelischen Armeeangaben am Mittwoch mindestens fünf Raketen auf Israel ab. Bei dem Beschuss der israelischen Grenzstadt Sderot wurde am Montag eine Israelin getötet. Bei den seit rund einer Woche anhaltenden Luftangriffen Israels wurden bislang mindestens 35 Palästinenser getötet.

Zugleich schwelt der innerpalästinensische Konflikt weiter. Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas und Ministerpräsident Ismail Hanija trafen erstmals seit Beginn der Kämpfe zwischen Hamas- und Fatah-Mitgliedern wieder zu einem Gespräch zusammen. Beide Seiten hatten am Wochenende eine Waffenruhe vereinbart, die mit dem Treffen der beiden Politiker gefestigt werden sollte.

Jedoch schossen bewaffnete Männer am Mittwochabend aus einem vorbeifahrenden Auto heraus auf das Haus eines prominenten Fatah-Funktionärs in Gaza. Mindestens zwei Leibwächter wurden verletzt.

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