Nahost:Hamas angeblich zu Gesprächen über Waffenstillstand bereit

Noch am Montag hatte ein Sprecher der radikalislamischen Organisation die Forderungen des Nahost-Quartetts nach einem Gewaltverzicht zurückgewiesen. Mussa Abu Marsuk, einer der Führer der Hamas in Damaskus, hat nun erklärt, man sei bereit, darüber mit der internationalen Gemeinschaft zu reden. Eine Anerkennung Israels komme jedoch nicht in Frage.

Eine Woche nach ihrem überraschenden Wahlsieg hat einer der Führer der Hamas Bereitschaft zu einer Verlängerung der Waffenruhe mit Israel signalisiert.

Dies sei ein Ansatzpunkt für eine künftige Zusammenarbeit mit der internationalen Gemeinschaft, sagte der stellvertretende Leiter des politischen Büros der Hamas, Mussa Abu Marsuk.

Die Forderungen nach einer Entwaffnung und einer Anerkennung des Existenzrechts von Israel wies er jedoch zurück.

"Diese Bedingungen können nicht akzeptiert werden, und der US-Präsident sollte die Realität anerkennen", sagte Marsuk in Damaskus unter Bezug auf George W. Bushs Rede zur Lage der Nation. "Das palästinensische Volk hat seine demokratische Wahl getroffen."

Der Stellvertreter von Chaled Maschaal, des politischen Leiters der Hamas, sagte, seine Organisation ziehe zurzeit weder die Anerkennung Israels noch Verhandlungen mit seiner Regierung in Betracht.

Dies könne sich nur ändern, wenn Israel seine Haltung grundlegend ändere. "Die Hamas wechselt weder ihre Haut noch ihre Prinzipien und wird auf dieser Grundlage ihr Verhältnis zum Westen bestimmen", sagte Marsuk.

Am Freitag sollen in Gaza erste Gespräche zur Bildung einer Hamas-Regierung in den palästinensischen Autonomiegebieten beginnen. Präsident Mahmud Abbas werde dazu mit politischen Führern der Hamas zusammentreffen, teilte ein palästinensischer Regierungsbeamter mit.

Ägypten: Hamas muss Friedensverträge beachten

In Kairo hat der palästinensische Präsident Mahmud Abbas mit dem ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak über den Umgang mit der Hamas gesprochen. Der ägyptische Geheimdienstchef Omar Suleiman sagte, Ägypten wolle die Hamas zur Anerkennung Israels, zur Entwaffnung ihrer Kämpfer und zur Beachtung der bisherigen Friedensverträge auffordern. Vorher werde niemand mit der Hamas reden, sagte Suleiman.

Bis zur Klärung der Regierungsbildung hat die israelische Regierung die Überweisung von Zolleinnahmen der Palästinenser vorerst eingefroren. Die Transferzahlungen blieben so lange eingestellt, bis die Regierung ihre Optionen zum Umgang mit einer Hamas-Regierung geprüft habe, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Jerusalem.

Die palästinensische Autonomieregierung hat erklärt, dass die Zahlungen für Januar bereits überfällig seien. Damit sei die Überweisung der Gehälter für 137.000 Angestellte im öffentlichen Dienst gefährdet. Die monatlichen Überweisungen Israels an die Palästinenser haben ein Volumen von umgerechnet 37 Millionen Euro. Dabei handelt es sich um Zolleinnahmen und andere Abgaben, die Israel für Warenlieferungen in die palästinensischen Gebiete erhebt.

Auf das Haus eines Fatah-Funktionärs in der Stadt Chan Junis im Gazastreifen wurde am Mittwoch ein Bombenanschlag verübt. Der Hauseigentümer, der ehemalige örtliche Sicherheitschef Suleiman Abu Mutlak, machte die Hamas für den Anschlag verantwortlich. Die islamische Organisation hat die Fatah bei der Parlamentswahl am 25. Januar als stärkste politische Kraft abgelöst.

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