Naher Osten:Türkei und syrische Kurden vereinbaren Feuerpause

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Ankara und die kurdischen Milizen in Nordsyrien wollen offenbar ihre Feindseligkeiten beilegen, um sich auf den Kampf gegen den IS zu konzentrieren. Ein richtiger Waffenstillstand sei das allerdings noch nicht, meldete die US-Armee.

Von Moritz Baumstieger , München

Der Druck der USA auf die Türkei und die kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG zeigt offenbar Wirkung: Dienstagnachmittag willigten beide Parteien nach Vermittlung der internationalen Anti-IS-Koalition ein, die Feindseligkeiten in Nordsyrien vorerst beizulegen und sich gemeinsam auf den Kampf gegen den sogenannten Islamischen Staat (IS) zu konzentrieren. "In den letzten Stunden haben wir Versicherungen erhalten, dass alle beteiligten Parteien das Schießen aufeinander einstellen", sagte Colonel John Thomas vom Central Command der US-Armee. Ein vollumfänglicher Waffenstillstand sei das noch nicht, sondern vielmehr "ein loses Übereinkommen, zumindest für die kommenden Tage. Wir hoffen, dass sich die Übereinkunft verfestigen wird."

Die Türkei hatte vergangene Woche nahe der syrischen Grenzstadt Dscharablus eine Offensive gegen die IS-Miliz sowie gegen die Kurden gestartet. Ankara will mit der Operation namens "Schutzschild Euphrat" verhindern, dass die kurdischen Milizen ihre Kontrolle in Nordsyrien weiter ausweiten, um dort das Fundament für einen zukünftigen Kurdenstaat zu legen. Die Türkei forderte einen Rückzug der Kurden auf die östliche Seite des Flusses Euphrat, dem kamen diese aber zunächst nicht nach. In der Folge kam es zu Auseinandersetzungen zwischen der türkischen Artillerie und den kurdischen Milizen.

Durch diese Entwicklung drohte nicht nur der Kampf gegen den IS zum Erliegen zu kommen. Vor allem stürzten die Auseinandersetzungen die Führungsmacht der internationalen Anti-IS-Koalition in ein Dilemma: Die USA ist einerseits ihrem Nato-Partner Türkei verpflichtet und unterstützte auch dessen Offensive auf Dscharablus, zum anderen unterstützte Washington die kurdische YPG im Kampf gegen den IS.

Die USA hatten die türkischen Angriffe auf die Kurden zuletzt scharf verurteilt, die Regierung in Ankara forderte im Gegenzug eine Einstellung der US-Hilfe für die YPG, die von der Türkei als Ableger der als Terrororganisation eingestuften Kurdenpartei PKK gesehen wird.

© SZ vom 31.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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