Nach Zwangsstopp von Morales in Wien:Botschafter zu Konsultationen abgezogen

Wegen eines Gerüchts wurde Boliviens Staatschef Evo Morales aus der Luft geholt - doch Whistleblower Snowden war nicht mit ihm im Flugzeug. Die Affäre zieht jetzt weite Kreise. Mehrere südamerikanische Länder rufen ihre Botschafter aus den EU-Ländern zurück, die Morales den Überflug verweigerten.

Der diplomatische Affront gegen Boliviens Staatschef Evo Morales zieht Konsequenzen nach sich: Der südamerikanische Wirtschaftsverbund Mercosur verurteilt dessen erzwungene Zwischenlandung in Wien, die Mitgliedsstaaten wollen nun aus Protest ihre Botschafter aus Frankreich, Italien, Spanien und Portugal "zu Konsultationen" zurückrufen. Das teilte Uruguays Außenminister Luis Almagro mit.

Im Zusammenhang mit der US-Überwachungsaffäre war es am 3. Juli zu einem diplomatischen Eklat gekommen. Frankreich, Italien, Spanien und Portugal hatten die Überflugrechte für die aus Moskau kommende bolivianische Regierungsmaschine verweigert, weil es den Verdacht gab, an Bord könnte sich der ehemalige US-Geheimdienstmitarbeiter Snowden befinden. Morales musste in Wien zwischenlanden und durfte erst 13 Stunden später nach einer Durchsuchung weiterfliegen.

Auch die Organisation Amerikanischer Staaten hat den Vorfall verurteilt. Die Organisation rief die betroffenen EU-Länder zu den "notwendigen Erklärungen" auf. In der Resolution hieß es, die Handlungen hätten die grundlegenden Normen und Prinzipien des internationalen Rechts verletzt.

Dem Wirtschaftsblock Mercosur gehören derzeit neben Uruguay auch Argentinien, Brasilien und Venezuela an. Die Mitgliedschaft von Paraguay ist derzeit suspendiert, der Beitritt Boliviens steht noch an.

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