Nach Urteilen in Ägyptens Fußball-Prozess:Demonstranten stören Schifffahrt auf dem Suez-Kanal

Militante Fußballfans haben in Kairo einen Club für Polizeioffiziere gestürmt und angezündet. Grund ist ein Gerichtsurteil, bei dem einige Beteiligte an tödlichen Fußball-Krawallen zum Tode verurteilt wurden - und sieben Beamte freigesprochen wurden. Auch der Suez-Kanal wurde Ziel der Proteste.

Aus Wut über Urteile im Prozess zu tödlichen Krawallen im ägyptischen Sport haben aufgebrachte Ägypter versucht, die Schifffahrt auf dem Suez-Kanal zu stören. In der Hafenstadt Port Said lösten Demonstranten Augenzeugen zufolge mehrere Schnellboote aus ihrer Verankerung, in der Hoffnung, dass sie in den Seeweg treiben und vorbeifahrende Schiffe stören. Zudem hinderten rund 2000 Demonstranten Autofähren an der Überfahrt über den Suez-Kanal. Dem Kanalbetreiber zufolge wurde der Verkehr aber nicht beeinträchtigt, wie die staatliche Nachrichtenagentur Mena berichtete.

Andere Demonstranten steckten mehrere Gebäude mit einem Club für Polizeioffiziere in Brand. Demonstranten hätten den Komplex gestürmt und die Häuser angezündet, sagte ein Vertreter der Sicherheitskräfte. Dabei kam nach Angaben von Ärzten ein Mensch ums Leben, mindestens 14 wurden verletzt. Wie staatliche Medien berichteten, handelte es sich bei den Angreifern um Anhänger der Traditionsmannschaft Al-Ahli.

Urteile Grund für die Ausschreitungen

Grund für die Empörung waren Freisprüche für sieben Polizisten, die im Einsatz waren, als vor einem Jahr rabiate Fans einer rivalisierenden Mannschaft mit brutaler Gewalt auf die Kairoer Fans losgingen. Dabei kamen mehr als 70 Menschen ums Leben. Sowohl Fans, als auch Polizisten wurden deshalb zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

Der damals zuständige Polizeichef wurde nun zu 15 Jahren Haft verurteilt. Fünf Angeklagte müssen lebenslänglich ins Gefängnis, zehn für jeweils 15 Jahre. Neben weiteren Haftstrafen gab es nach Angaben des Staatsfernsehens aber auch 28 Freisprüche - unter anderem für sieben der neun angeklagten Sicherheitskräfte. Das Gericht in Kairo bestätigte am Samstag zugleich 21 Todesurteile, die bereits vor gut einem Monat in dem Verfahren ausgesprochen worden waren.

Am 1. Februar 2012 waren bei Ausschreitungen in einem Fußballstadion in der Stadt Port Said 74 Menschen ums Leben gekommen. Der erste Urteilsspruch in dem Verfahren hatte massive Ausschreitungen in der Region am Suez-Kanal zur Folge, bei denen mindestens 40 Menschen ums Leben kamen. Die Polizei setzte Tränengas ein, gewaltbereite Demonstranten warfen Brandsätze. Mehrere Hundert Menschen wurden verletzt. Aus Sicherheitsgründen ist der Prozess aus Port Said nach Kairo verlegt worden.

Die jüngsten Proteste werfen ein Schlaglicht auf die Schwierigkeiten von Präsident Mohammed Mursi, zwei Jahre nach dem Sturz Husni Mubaraks für Sicherheit und Ordnung in dem nordafrikanischen Land zu sorgen. Am Samstag ordnete das Innenministerium für die Polizei auf der an Israel grenzenden Sinai-Halbinsel erhöhte Alarmbereitschaft an. Es gebe Geheimdienstinformation über drohende Anschläge von Islamisten. In der Region liegen mehrere Touristenziele.

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