Nach Umsturz in Mali:Putschisten wollen Macht angeblich wieder abgeben

Die Umstürzler in Mali wollen ihre Macht wieder abgeben, sobald die Armee die Sicherheit des Landes gewährleisten kann. Unterdessen nehmen Tuareg-Rebellen mehrere Städte im Norden Malis ins Visier, Lebensmittel und Benzin werden im ganzen Land knapp.

Die Putschisten in Mali haben angekündigt, die Macht in dem westafrikanischen Land wieder abgeben zu wollen. Sobald die Armee in der Lage sei, die Sicherheit des Landes zu gewährleisten, werde man abtreten, sagte der Anführer der Gruppe, Amabou Sanogo, der britischen BBC. Zugleich kündigte er an, die alte Staatsführung der Justiz zu übergeben. Allerdings soll sich der gestürzte Staatspräsident Amadou Toumani Touré gar nicht in den Händen der Putschisten befinden.

Einen Tag nach dem Staatsstreich suspendierte die Afrikanische Union (AU) laut BBC die Mitgliedschaft Malis. Die EU setzte die Entwicklungszusammenarbeit mit dem afrikanischen Land vorerst aus. Bis die verfassungsmäßige Ordnung wiederhergestellt sei, sollen alle Aktivitäten des Landes in der AU suspendiert werden, hieß es unter Berufung auf den Vorsitzenden des AU-Friedens- und Sicherheitsrats, Paul Lolo.

Zuvor hatte bereits der Weltsicherheitsrat die Wiedereinsetzung der demokratisch gewählten Regierung gefordert. Die Bundesregierung stoppte die Finanzierung von Entwicklungsprojekten in Mali. Entwicklungsminister Dirk Niebel lässt aber prüfen, welche staatsfernen Vorhaben, die den Menschen unmittelbar dienen, fortgeführt werden könnten.

Meuternde Soldaten hatten am Donnerstag Präsident Touré gestürzt und die Verfassung des Landes außer Kraft gesetzt. Begründet hatte das neue "Nationalkomitee für die Wiederherstellung der Demokratie und des Staates" (CNRDR) den Putsch mit der Unfähigkeit der Regierung, "die Krise im Norden Malis zu bewältigen". In der Region gibt es seit Januar immer wieder schwere Kämpfe mit Tuareg-Rebellen.

Diese haben sich nun offenbar das Machtvakuum zunutze gemacht und drei strategisch wichtige Städte im Norden des Landes ins Visier genommen. Der stellvertretende Kommandeur der Rebellen, Dilal ag Alsherif, sagte der Nachrichtenagentur AP, seine Kämpfer würden nun auf den Ort Kidal vorrücken, den Dutzende Regierungssoldaten angesichts des Militärputsches in der Hauptstadt Bamako verlassen hätten. Bei den malischen Streitkräften sei das Chaos ausgebrochen.

Seine Gruppe werde ihren Vorteil daraus schlagen und für eine unabhängige Nation der Tuareg kämpfen, sagte ag Alsherif per Satellitentelefon weiter. Seine Männer hätten bereits am Donnerstag den südlich von Kidal gelegenen Ort Anefis eingenommen. Widerstand sei ihnen dabei nicht entgegengeschlagen. Die meisten Soldaten hätten sich in die Wüste zurückgezogen, sagte ag Alsherif, der der Nationalen Bewegung für die Befreiung de Azawad (NMLA) angehört.

In der Hauptstadt Bamako werden unterdessen Brot und Benzin knapp, nachdem rebellierende Soldaten Tankstellen und Lebensmittelgeschäfte geplündert haben. Der Benzinpreis verdoppelte sich nach Medienberichten innerhalb von 24 Stunden. Die Lage in dem westafrikanischen Land blieb gespannt.

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International kamen bei dem Putsch drei Zivilisten ums Leben, 28 Menschen wurden verletzt. Auch am Freitag waren in der Hauptstadt Bamako noch vereinzelt Explosionen und Schüsse zu hören. Zehn Regierungsmitarbeiter sollen von den Putschisten festgehalten werden, darunter Außenminister Soumeylou B. Maiga und der Bürgermeister von Bamako, Adama Sangaré. Dagegen soll sich Präsident Touré, der seit 2002 an der Staatsspitze stand, nach Berichten lokaler Medien unter dem Schutz loyaler Soldaten in einem Militärlager befinden.

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