Nach Terrorhinweisen:Polizei verbietet Demonstrationen am Montag in Dresden

Pegida Marchers Commemorate Paris Terror Victims

Die Dresdner Polizei hat alle für Montag geplanten Demonstrationen abgesagt - darunter auch die Pegida-Kundgebung.

(Foto: Getty Images)
  • Wegen Hinweisen auf geplante Anschläge hat die Dresdner Polizei alle für Montag geplanten Demonstrationen in der sächsischen Landeshauptstadt untersagt. Es gebe eine "konkrete Gefahr".
  • Demnach werden weder das Anti-Islam-Bündnis Pegida noch Gegendemonstranten Kundgebungen in Dresden abhalten können.
  • Es gibt konkrete Morddrohungen gegen Pegida-Chef Lutz Bachmann, wie Pegida-Mitbegründerin Kathrin Oertel im Fernsehen bestätigte.
  • Dem Münchner Ableger Bagida sind keine Terrorhinweise bekannt. Das Bündnis will seine Kundgebung am Montag wie geplant abhalten.

Deshalb wurden alle Demos in Dresden abgesagt

In Dresden sind die für Montag geplante Pegida-Demonstration sowie sämtliche weitere Kundgebungen aus Angst vor Terroranschlägen abgesagt worden. Die Polizei erließ am Sonntag eine Allgemeinverfügung, "die am 19. Januar alle öffentlichen Versammlungen unter freiem Himmel und Aufzüge innerhalb der Ortsgrenzen der sächsischen Landeshauptstadt untersagt", wie ein Polizei-Sprecher der SZ bestätigte.

Die Chronologie der Entscheidung

Das BKA und das Landeskriminalamt Sachsen informierten die Dresdner Polizei am Sonntagmorgen über eine "konkrete Gefahr". Zuerst teilte die Polizei ihre Hinweise den Organisatoren der Pegida-Kundgebungen mit. Laut Pegida-Sprecherin Kathrin Oertel konnte bei einem Treffen mit dem Landes-­ und dem Dresdner Polizeipräsidenten in der Kürze der Zeit kein befriedigendes Sicherheitskonzept erarbeitet werden. Daraufhin sagte Pegida die für Montag geplante Veranstaltung ab. Kurze Zeit später erließ die Polizei die Allgemeinverfügung für alle öffentlichen Versammlungen.

So wollten die Attentäter laut Polizei vorgehen

Laut den Hinweisen wurden Attentäter dazu aufgerufen, sich unter die Demonstranten zu mischen, um einen Mordanschlag auf eine Einzelperson aus dem Pegida-Organisationsteam zu verüben. Nach Informationen von Bild.de und der Nachrichtenagentur dpa handelt es sich dabei um Pegida-Chef Lutz Bachmann. Pegida-Mitbegründerin Kathrin Oertel bestätigte das am Sonntagabend in der ARD-Sendung "Günther Jauch". Bachmann selbst wollte sich dazu auf Anfrage der SZ nicht äußern. Auch die Polizei wollte nicht bestätigen, dass es sich bei der gefährdeten Einzelperson um Bachmann handelt. Wie Pegida auf seiner Facebook-Seite schreibt, soll es eine "konkrete Morddrohung" der Dschihadistenbewegung "Islamischer Staat" geben.

Bereits am Freitag gab es Terrorhinweise ausländischer Geheimdienste an die deutschen Behörden. Auch das Nachrichtenmagazin Der Spiegel hatte berichtet, es seien "Kommunikationsinhalte namentlich bekannter Dschihadisten abgefangen" worden, die mögliche Anschläge auf Pegida-Demonstrationen diskutiert hätten.

Das sagen die Gegendemonstranten

Das Gegenbündnis "Dresden für alle", das ebenfalls für Montagabend eine Kundgebung für eine weltoffene Stadt angemeldet hatte, nahm die Entscheidung zur Kenntnis. "Natürlich muss die Polizei für Sicherheit sorgen", sagte Bündnissprecher Eric Hattke. "Sie muss ihre Entscheidungsprozesse aber auch für alle Seiten transparent darstellen."

Bagida will am Montag in München demonstrieren

Der Münchner Pegida-Ableger, der sich den Namen Bagida gegeben hat, will wie geplant am Montagabend seine Kundgebung in der Innenstadt abhalten. "Mir persönlich ist bisher keine Mord- und Terrordrohung bekannt", sagt Michael Stürzenberger, Anti-Islam-Aktivist aus München und Bundesvorsitzender der islamfeindlichen Splitterpartei "Die Freiheit". Es habe für München auch keine entsprechenden Nachrichten oder Warnungen von den Sicherheitsbehörden gegeben. Stürzenberger gehört zwar nicht zum Organisationsteam von Bagida, steht aber in engem Austausch mit der Hauptorganisatorin Birgit Weißmann, die am Sonntag zunächst nicht zu erreichen war.

Auch in anderen Städten wollen die Islamkritiker wie geplant demonstrieren, zum Beispiel in Berlin und Braunschweig.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: