Syrienkrieg:Chemiewaffenexperten reisen nach Duma

Syrienkrieg: Dieses Standbild aus einem Video zeigt nach Angaben des Douma City Coordination Committees, wie ein Opfer des mutmaßlichen Chemiewaffenangriffs mit Wasser behandelt wird.

Dieses Standbild aus einem Video zeigt nach Angaben des Douma City Coordination Committees, wie ein Opfer des mutmaßlichen Chemiewaffenangriffs mit Wasser behandelt wird.

(Foto: AFP)
  • Chemiewaffen-Inspektoren wollen die Vorwürfe eines entsprechenden Angriffs in der syrischen Stadt Duma untersuchen.
  • Die Hilfsorganisation der Weißhelme korrigiert die Zahl der Opfer nach unten.
  • Kanzlerin Merkel verurteilt den mutmaßlichen neuen Chemiewaffeneinsatz.

Inspektoren der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) wollen bald nach Syrien reisen, um die Frage zu klären, ob in der Rebellenbastion Duma tatsächlich Chemiewaffen eingesetzt worden sind. Die OPCW habe Syrien gebeten, die nötigen Vorbereitungen zu treffen, teilte die Organisation in Den Haag mit.

Seit dem mutmaßlichen Angriff am Samstag hätten die Experten bereits Informationen gesammelt und analysiert, hieß es weiter. Nun solle ein spezielles Ermittlerteam an Ort und Stelle in Duma die Vorwürfe untersuchen. Die Bitte sei zeitlich mit einer Anfrage Syriens und Russlands nach Entsendung von OPCW-Experten zusammengefallen. Das Team bereite sich auf eine baldige Abreise vor.

Nach Angaben von Aktivisten und Hilfsorganisationen sollen bei dem gemeldeten Chemiewaffenangriff auf die von Rebellen kontrollierte Stadt Duma in der Region Ost-Ghouta zahlreiche Menschen getötet und verletzt worden sein. Die Weißhelme haben ihre Angaben inzwischen allerdings deutlich nach unten korrigiert. Nach Konsultationen mit den Krankenhäusern könne lediglich die Zahl von mindestens 42 Toten bestätigt werden, sagte ein Sprecher der Weißhelme der Nachrichtenagentur dpa auf Anfrage. Mehr als 500 Personen seien in Krankenhäusern behandelt worden. Zuvor war von mehr als 150 Toten und 1000 Verletzten die Rede gewesen.

Die USA machen die Regierung des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad dafür verantwortlich. Russland als Verbündeter Assads erklärte hingegen, Rebellen hätten den Angriff lediglich inszeniert. Die USA haben militärische Schritte nicht ausgeschlossen.

Merkel fordert "sehr, sehr deutliche Sprache" zu Syrien

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den mutmaßlichen Chemiewaffenangriff im syrischen Ost-Ghouta kritisiert. Es sei "erschütternd", dass Chemiewaffen nach so vielen internationalen Ächtungen immer noch eingesetzt würden, sagte Merkel in Berlin.

Man könne das nur immer wieder aufs Schärfste verurteilen. "Wir brauchen eine sehr, sehr deutliche Sprache", sagte sie. Zum russischen Vorschlag einer erneuten Untersuchungsmission durch die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) in Ost-Ghouta sagte Merkel, das könne man machen, aber es helfe bei der Verurteilung des Falles nicht weiter. Schon jetzt gebe es keinen Zweifel am Chemiewaffeneinsatz. Die Evidenz für einen solchen Angriff sei "sehr klar und sehr deutlich".

Zuvor hatte Außenminister Heiko Maas (SPD) von der internationalen Gemeinschaft entschlossenes Handeln gefordert. "Dass solche Giftgasangriffe stattfinden und das wiederholt, ohne dass für diese abscheulichen Verbrechen jemand zur Rechenschaft gezogen wird, ist eigentlich ein nicht haltbarer Zustand", sagte der SPD-Politiker am Rande eines Treffens mit seiner schwedischen Amtskollegin Margot Wallström.

Russland müsse seinen Einfluss auf das syrische Regime nutzen, damit Syrien alle seine chemischen Waffen abgibt. "Dazu hat sich Syrien längst verpflichtet. Dem ist bisher nicht Rechnung getragen worden." Es gelte nun, den Druck auf Moskau aufrechtzuerhalten. Russland habe bisher auf internationaler Ebene Möglichkeiten verhindert, um Dinge zu überprüfen und Verantwortlichkeiten festzustellen, kritisierte Maas. "So kann es nicht weitergehen."

Zu möglichen militärischen Schritten der USA gegen die syrische Regierung sagte die schwedische Außenministerin Wallström, Vorrang habe die Ausschöpfung aller rechtlichen und diplomatischen Mittel: "Wir könnten eine sehr, sehr gefährliche militärische Situation entfachen." Maas sagte: "Für uns ist wichtig, dass die Möglichkeiten, die es gibt, genutzt werden, um insbesondere unsere Erwartungen an Russland noch einmal zu formulieren."

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