Nach Mord in Freiburg:Überfall auf Korfu

Hussein K., der als mutmaßlicher Mörder und Vergewaltiger einer Studentin aus Freiburg in Untersuchungshaft sitzt, ist womöglich ein vorbestrafter Gewalttäter. Die Polizei prüft neue Vorwürfe.

Von Josef Kelnberger, Stuttgart

Hussein K., der als mutmaßlicher Mörder und Vergewaltiger in Freiburg in Untersuchungshaft sitzt, schweigt weiterhin über seine angebliche Tat und die Geschichte seines Lebens. Die Polizei prüft derweil Hinweise, wonach der afghanische Flüchtling, der Mitte Oktober die Medizinstudentin Maria L. ermordet haben soll, ein vorbestrafter Gewalttäter ist. Der junge Mann, laut den von ihm vorgelegten Papieren 17 Jahre alt, habe im Mai 2013 auf der griechischen Insel Korfu eine 20-jährige Studentin überfallen und eine Steilküste hinabgeworfen, heißt es. Die Frau überlebte angeblich schwer verletzt.

Weil noch keine Erkenntnisse vorlägen, ob Hussein K. mit der Tat in Griechenland etwas zu tun hat, sei die Polizei bislang nicht an die Öffentlichkeit gegangen, sagte die Freiburger Polizeisprecherin Laura Riske am Dienstag. "Es ist aber zweifellos ein ernst zu nehmender Hinweis." Er sei eingegangen nach der Festnahme des mutmaßlichen Täters. Über ein Rechtshilfeersuchen versuchten die Ermittler nun, Klarheit zu bekommen. Das könne Tage, aber auch Wochen dauern. Bei ihren Ermittlungen hatte die Freiburger Polizei die gefundene Täter-DNA mit Spuren aus ganz Europa abgeglichen, ohne Erfolg.

Die griechische Spur wurde am Dienstag publik durch einen Bericht des Stern. Seinen Angaben zufolge berichteten vor drei Jahren griechische Medien über die Festnahme und die Ermittlungen aufgrund versuchten Mordes und Raubes. Es seien auch Zweifel am behaupteten Alter des Täters, angeblich damals schon 17, aufgekommen. Der Flüchtling habe seinerzeit erklären lassen, er bereue die Tat. In einem Gerichtsprozess im Februar 2014 soll er zu zehn Jahren Haft verurteilt worden sein. Viele Fragen bleiben offen: Hat die griechische Justiz den Täter frühzeitig aus dem Gefängnis entlassen, hat sie ihn abgeschoben? Immer vorausgesetzt, es handelt sich um denselben Mann wie in Freiburg.

Dem Stern beschrieben nach eigenen Angaben zwei Flüchtlinge aus dem Nahen Osten die Vorgeschichte von Hussein K. Sie hätten unabhängig voneinander auf Korfu Kontakt zu ihm gehabt. Weitere Recherchen würden die Angaben der Männer stützen. So beruft sich das Magazin auf Fotos, die der Redaktion vorlägen. Auf der rechten Brust des Täters von Korfu sei ein Tattoo in Kerzenform sichtbar. Ein derartiges Tattoo tauche auf einem Foto des mutmaßlichen Mörders von Maria L. auf.

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