Nach monatelangem Atom-Streit:Iran will auf Uran-Anreicherung verzichten

Unter internationalem Druck hat sich Teheran bereit erklärt, mit der Internationalen Atomenergiebehörde zusammen zu arbeiten. Dazu gehört auch, unangekündigte Kontrollen von Nukleranlagen zu zulassen.

Die Kontrollen sieht das Zusatzprotokoll der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zum Atomwaffensperrvertrag vor. Teheran hatte sich während der Verhandlungen bereit erklärt, das Protokoll zu unterzeichnen, wie ein Regierungsvertreter mitteilte. Einen Zeitplan nannte er allerdings nicht.

Mit dem Verzicht auf die Uran-Anreicherung wolle die Regierung ihren guten Willen beweisen und "eine neue Atmosphäre des Vertrauens schaffen". Die Erklärung erfolgte zehn Tage vor Ablauf eines Ultimatums der IAEA, wonach Iran beweisen soll, dass sein Atomprogramm ausschließlich zivilen Zwecken dient.

Die iranische Regierung hat wiederholt betont, das Programm lediglich zur Stromerzeugung zu nutzen. Noch bevor das Zusatzprotokoll ratifiziert werde, wolle Iran mit IAEA-Beobachtern entsprechend zusammenarbeiten, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der Außenminister Deutschlands, Großbritanniens und Frankreichs. Im Gegenzug werde das Recht Irans auf eine friedliche Verwendung seiner Atomanlagen anerkannt.

Verhandlungen mit EU-Außenministern

Bundesaußenminister Joschka Fischer und seine Kollegen aus Frankreich und Großbritannien, Dominique de Villepin und Jack Straw, waren nach Teheran gereist, um die Regierung zum Beweis der ausschließlich zivilen Nutzung ihrer Atomanlagen zu bewegen.

Iran hatte zuvor erklärt, es werde die von der IAEA gesetzte Frist bis 31. Oktober nicht akzeptieren. Zugleich war aber von Fortschritten bei Verhandlungen mit der UN-Behörde die Rede. Der iranische Außenminister Kamal Charrasi bestand dabei auf dem Recht Teherans, ein Atomprogramm für friedliche Zwecke zu verfolgen. IAEA-Diplomaten erklärten am Dienstag in Wien, Iran habe die Übergabe seit längerem angeforderter Dokumente zugesagt.

Hintergrund ist der Fund von Spuren hoch angereicherten Urans in mindestens zwei iranischen Nuklearanlagen. IAEA-Direktor Mohamed ElBaradei hatte diese Proben als den beunruhigendsten Aspekt des iranischen Atomprogramms bezeichnet. Teheran erklärte, importierte Ausrüstungsgegenstände seien bereits mit dem angereicherten Uran kontaminiert gewesen.

Das Weiße Haus reagierte mit Erleichterung auf die jüngste Ankündigung Irans. Die Aussetzung des Programms zur Urananreicherung wäre ein positiver Schritt in die richtige Richtung, sagte Sprecher Scott McClellan, der sich zurzeit mit Präsident George W. Bush in Singapur aufhält. Vor allem die USA werfen Iran vor, ein geheimes Kernwaffenprogramm zu betreiben und damit den Atomwaffensperrvertrag zu verletzen.

(sueddeutsche.de/AP)

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