Nach Libanon-Krieg:Israelischer Generalstabschef zurückgetreten

Der israelische Generalstabschef Dan Halutz hat seinen Rücktritt erklärt: Er gesteht Fehler im Libanon-Krieg ein. Jetzt steigt der Druck auf Ministerpräsident Olmert.

Ein halbes Jahr nach dem 34-Tage-Krieg im Libanon hat der israelische Generalstabschef Dan Halutz seinen Rücktritt erklärt. Ministerpräsident Ehud Olmert und Verteidigungsminister Amir Perez akzeptierten die Entscheidung des Generals nach Angaben der Streitkräfte. Halutz war nach dem Krieg gegen die libanesische Hisbollah-Miliz in die Kritik geraten.

Generalstabschef Dan Halutz, Israel

Generalstabschef Dan Halutz: ,,Für mich hat das Wort 'Verantwortung' große Bedeutung.''

(Foto: Foto: Reuters)

,,Für mich hat das Wort 'Verantwortung' große Bedeutung'', schrieb Halutz nach einem Bericht des Militärfunks in seinem Rücktrittsgesuch. ,,Meine Auffassung von Verantwortung hat dazu geführt, dass ich bis jetzt in diesem Amt bin und dass ich heute diesen Brief auf Ihren Tisch lege.'' Halutz war erst seit Juni 2005 Generalstabschef.

Bereits kurz nach dem Waffenstillstand vom 14. August vergangenen Jahres wurde Halutz kritisiert, weil weder die Hisbollah endgültig besiegt noch die beiden verschleppten israelischen Soldaten befreit worden waren.

Zudem gelang es der Miliz, fast 4.000 Raketen vom Libanon in den Norden Israel abzuschießen. Dabei kamen 39 Israelis ums Leben. Insgesamt wurden in dem Konflikt mehr als 1.000 Menschen getötet, die meisten von ihnen einfache Bewohner libanesischer Dörfer und Städte.

Druck auf Olmert wächst

Halutz ist das bislang ranghöchste Opfer aus den Reihen der für den Libanon-Krieg politisch und militärisch Verantwortlichen. Sein Rücktritt dürfte den Druck auf Ministerpräsident Olmert und Verteidigungsminister Perez verstärken, die wegen ihrer Entscheidungen in dem Krieg ebenfalls in die Kritik geraten waren.

Der oppositionelle Abgeordnete Effie Eitam, ein General der Reserve, erklärte, die politische Führung könne sich ihrer Verantwortung nicht entziehen. ,,Das Debakel konzentriert sich auf das Dreigestirn aus Ministerpräsident, Verteidigungsminister und Stabschef'', sagte Eitam.

Am Dienstag war bekannt geworden, dass die Polizei strafrechtliche Ermittlungen gegen den Regierungschef wegen Korruptionsverdachts aufnehmen will. Der Vorsitzende der Kadima-Partei steht im Verdacht, bei der Privatisierung einer Bank 2005 Bestechungsgelder angenommen zu haben, wie das Justizministerium mitteilte. Im Falle einer Anklage müsste Olmert zurücktreten.

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