Nach Krawallen in Tunesien:Regierung wirft Ansar al-Scharia Terror-Verbindungen vor

Krawalle in Tunis

Krawalle in Tunis: Unterstützer der Salafisten-Bewegung Ansar al-Sharia liefern sich Straßenschlachten mit der Polizei

(Foto: REUTERS)

Ein Kongress der islamistischen Bewegung Ansar al-Scharia wird verboten, Straßenschlachten sind die Folge. Jetzt wirft Tunesiens Regierungschef Larayedh der Salafisten-Bewegung vor, "in den Terrorismus verstrickt" zu sein.

Nach den massiven Ausschreitungen mit Anhängern der Salafisten-Bewegung Ansar al-Scharia hat die tunesische Regierung dieser erstmals eine Verwicklung in terroristische Aktivitäten vorgeworfen. Die Organisation sei "in den Terrorismus verstrickt", sagte Regierungschef Ali Larayedh am Sonntagabend im Staatsfernsehen. "Ansar al-Scharia ist eine illegale Organisation, die den Staat herausfordert und provoziert."

Larayedh kündigte nach Angaben der TAP an, auch in Zukunft keine Erlaubnis für einen Kongress von Ansar al-Scharia zu erteilen. Die Gruppe habe Kontakte zum Terrorismus und werde deswegen künftig als illegale Organisation eingestuft, hieß es. Ihr Chef Abou Iyadh werde bereits von den Sicherheitskräften gesucht.

Ein Toter nach Straßenschlachten

Anhänger der Salafisten-Bewegung Ansar al-Sharia hatten sich am Sonntag in Tunesien Straßenschlachten mit Sicherheitskräften geliefert. Mindestens elf Sicherheitsbeamte und drei Demonstranten sollen nach Informationen des Innenministeriums verletzt worden sein. Wie die staatliche Nachrichtenagentur TAP meldete, ist mindestens ein Mensch ums Leben gekommen. Das Opfer sei ein junger Anhänger von Ansar al-Scharia, der in einem Krankenhaus gestorben sei.

Auslöser der Krawalle war das behördliche Verbot eines Kongresses der islamistischen Bewegung. Ihre Anhänger werden für Angriffe auf die US-Botschaft sowie auf als "zu westlich" gebrandmarkte TV-Sender und Kunstausstellungen verantwortlich gemacht.

Ansar al-Sharia hatte nach dem Verbot ihrer Jahrestagung in Kairouan zu einem Treffen im Stadtteil Ettadhamen im Westen von Tunis aufgerufen. Ettadhamen ist eine Salafisten-Hochburg. Hunderte Ansar al-Scharia-Anhänger errichteten dort Straßensperren aus brennenden Autoreifen und warfen Steine auf die Sicherheitskräfte. Später verlagerten sich die Krawalle ins Nachbarviertel Intilaka.

Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein und feuerten Warnschüsse ab. Außer der Polizei waren auch Einheiten der Armee und der Nationalgarde im Einsatz. Auf beiden Seiten gebe es je einen Schwerverletzten, teilte das Innenministerium mit. Reporter der Nachrichtenagentur AFP meldeten auch aus Kairouan Krawalle. Nach Angaben der Sicherheitskräfte wurden dort 70 Salafisten festgenommen. Kairouan liegt 150 Kilometer südlich von Tunis.

Für die Hauptstadt wurde zunächst keine Festnahmen bekannt gegeben. Das Innenministerium sprach lediglich von "einigen Dutzend Festnahmen von Banditen und Salafisten" im ganzen Land. In der Nacht zum Montag beruhigte sich die Lage.

Unterstützerbotschaft des Terrornetzwerks al-Qaida im Internet

Die regierende Ennahda-Partei, selbst islamistisch ausgerichtet, wendet sich neuerdings verstärkt gegen die militanten Islamisten. Diese erkennen zum Teil die Staatsgewalt nicht an, weil sie die Ansicht vertreten, die Gewalt gehe nur von Gott aus. Ansar al-Scharia wirft der Ennahda eine anti-islamische Politik vor und drohte der Regierung mit "Krieg".

Im Internet tauchte unterdessen eine Unterstützerbotschaft des Terrornetzwerks al-Qaida auf. Wie das auf die Überwachung islamistischer Webseiten spezialisierte US-Unternehmen SITE mitteilte, forderte ein Mitglied des sogenannten Scharia-Komitees der al-Qaida im islamischen Maghreb (Aqmi) namens Abu Jahja al-Schankiti die tunesischen Salafisten auf, nicht auf die "Provokationen" der Regierung in Tunis einzugehen. Sie sollten sich "vom Regime nicht provozieren zu lassen" und lieber "Klugheit und Geduld" zeigen sowie die "guten Schritte, die Früchte tragen", weitergehen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: