Eklat um UN-Bericht: Türkei weist israelischen Botschafter aus:In neuer Feindschaft

Spalten statt versöhnen: Der UN-Bericht über die blutige Erstürmung der Gaza-Hilfsflotte sollte die Konfliktparteien eigentlich wieder zueinander führen, doch er hat den Streit zwischen Israel und der Türkei weiter verschärft. Beide Staaten haben den Bruch mutwillig betrieben - er kommt zu einer besonders gefährlichen Zeit.

Peter Münch

Wer Frieden stiften will, kann am Ende sehr leicht neue Zwietracht säen. Das müssen nun die Mitglieder einer UN-Kommission erleben, die vor mehr als einem Jahr beauftragt worden war, die blutige Erstürmung eines Hilfsschiffs für den Gaza-Streifen durch die israelische Armee zu untersuchen.

Neun türkische Aktivisten waren dabei getötet worden - und die türkisch-israelischen Beziehungen hatten enormen Schaden genommen. Die Kommission sollte über die Aufklärung der Vorfälle einen Weg finden zur Versöhnung der beiden Staaten. Doch im Ergebnis richten sie einen Scherbenhaufen an und sorgen für eine gefährliche Zuspitzung der Lage.

Die Ausweisung des israelischen Botschafters aus Ankara markiert das Ende einer Partnerschaft, die von großer strategischer Bedeutung ist - weit über die beiden Länder hinaus. Denn dem Nato-Mitglied Türkei kommt seit jeher eine Schlüsselrolle zu in den Beziehungen des Westens mit der muslimischen Welt. Die Bedeutung ist noch einmal gewachsen in den Zeiten des arabischen Umbruchs, in denen die Türkei den neuen Demokratien als Modell dienen könnte.

Der Bruch zwischen der Türkei und Israel kommt also zu einer besonders gefährlichen Zeit - aber er wurde von beiden Seiten mutwillig betrieben. Israel hätte genug Zeit gehabt, sich offiziell zu entschuldigen für den Tod der neun Aktivisten. Politisch wäre das klug gewesen, stattdessen aber haben Regierungsmitglieder ständig Öl ins Feuer gegossen.

Nicht besser handelten die Türken, die um jeden Preis die Israelis in die Knie zwingen wollten. In Ankara wie in Jerusalem war dabei furchtbar viel von nationaler Ehre die Rede. So haben beide viel Schaden angerichtet.

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