Nach der Wahl in Simbabwe:Mugabe: "Überwältigender Sieg"

Noch steht das offizielle Ergebnis der umstrittenen Wahl in Simbabwe nicht fest. Doch der bisherige Machthaber Robert Mugabe ist sich sicher: "Wir haben überwältigend gewonnen." Auf Oppositionelle wird weiter Jagd gemacht.

Simbabwes Präsident Robert Mugabe hat unter Berufung auf inoffizielle Teilergebnisse einen "überwältigenden" Sieg bei der Ein-Mann-Stichwahl vom Freitag für sich in Anspruch genommen. "Wir haben überwältigend gewonnen", sagte Mugabe in einem am Sonntag vom Staatsfernsehen ausgestrahlten Beitrag.

Robert Mugabe

Robert Mugabe erklärte sich bereits vorzeitig zum Wahlsieger

(Foto: Foto: dpa)

Er habe am Samstag einen Blick auf den Auszählungsstand werfen können. In der Hauptstadt Harare, wo die Opposition bei der ersten Runde der Präsidentschaftswahl Ende März noch 25 der 26 Wahlbezirk gewonnen hatte, habe er nicht einen einzigen Wahlbezirk verloren. Mugabe will sich nach Angaben aus Regierungskreisen am Sonntag vereidigen lassen, damit er am Montag am AU-Gipfel in Scharm el Scheich teilnehmen kann.

Die nationale Wahlkommission will das Ergebnis der umstrittenen zweiten Runde der Präsidentschaftswahl am Sonntagvormittag bekanntgeben. Amtsinhaber Mugabe war dabei als alleiniger Kandidat angetreten.

Wahlbeobachter forderten am Sonntag eine Wiederholung des Urnengangs. "Diese Wahlen waren nicht frei und fair", erklärte der Chef-Wahlbeobachter des Panafrikanischen Parlaments, Marwick Khumalo, am Sonntag. Sein Team habe Einschüchterungen, Entführungen und gewaltsame Übergriffe festgestellt. Es habe Tote gegeben, und Menschen seien auf der Flucht. Khumalo forderte die Afrikanische Union (AU) und die Südafrikanische Entwicklungsgemeinschaft (SADC) auf, in Simbabwe eine Übergangsregierung zu vermitteln.

Nichtwähler misshandelt

Der vom Westen unterstützte Oppositionsführer Morgan Tsvangirai hatte die Wahl mit dem Hinweis auf die zunehmende Gewaltanwendung gegen seine Anhänger boykottiert. Damit galt der 84-jährige Mugabe, der seit 1980 ununterbrochen im Amt ist, als sicherer Sieger des Urnengangs. Tsvangirai erhielt in der ersten Runde, die am 29. März zeitgleich mit der Parlamentswahl stattfand, offiziellen Angaben zufolge die meisten Stimmen, verfehlte jedoch die absolute Mehrheit.

Tsvangirai verlangte unterdessen Verhandlungen über eine Machtteilung und eine Regierung der nationalen Einheit. Zugleich bot er dem Präsidenten Robert Mugabe in einem am Sonntag in London veröffentlichten Interview den Posten eines "nominellen" Staatsoberhaupts an. In einer solchen Übergangsphase müssten eine neue Verfassung sowie Neuwahlen vorbereitet werden.

Tsvangirai sagte der konservativen Zeitung The Sunday Telegraph, es sei "nicht unvorstellbar", dass er selbst Premierminister einer Übergangsregierung werde, während Mugabe "zeremonieller Präsident" sei. Seine Bewegung für Demokratischen Wandel sei bereit, bis zu neuen Wahlen die politische Macht mit Mugabes Regierungspartei ZANU zu teilen.

Grundlage dafür könne die Parlamentsmehrheit der MDC sein. "Dies wird innerhalb unserer Strukturen geprüft", sagte Tsvangirai. Eine Einbeziehung Mugabes würde "natürlich von den Einzelheiten der Vorschläge und Vereinbarungen abhängen".

Gefolgsleute von Präsident Robert Mugabe haben nach der Stichwahl offenbar wieder gezielt Jagd auf Oppositionelle gemacht. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch teilte am Sonntag mit, Nichtwähler seien misshandelt worden. Bewohner der Hauptstadt Harare sagten, Mugabe-Anhänger seien am Samstag von Tür zu Tür gegangen und hätten die Leute gezwungen, ihre Hände zu zeigen.

Die Schlägertrupps suchten dabei nach Spuren der Tinte, mit denen die Wähler bei der Stimmabgabe markiert worden waren. Wer keine entsprechende Farbe am Finger nachweisen konnte, wurde nach Angaben von Human Rights Watch mit Knüppeln oder Stöcken verprügelt.

Desmond Tutu fordert: Eingreifen

Der südafrikanische Alt-Erzbischof Desmond Tutu forderte unterdessen die internationale Gemeinschaft zum Engreifen in Simbabwe auf. Die UN-Einheiten sollten dafür sorgen, dass in Simbabwe wieder demokratische Regeln respektiert würden, sagte Tutu am Sonntag dem britischen Rundfunksender BBC. Die Staaten der Afrikanischen Union (AU) sollten, so Tutu, die Wiederwahl Mugabes nicht anerkennen.

Die Ergebnisse des zweiten Wahlgangs vom Freitag lagen am Sonntagmorgen noch nicht vor. Nachdem die Wahlkommission am Vorabend zunächst mitgeteilt hatte, die Auszählung sei abgeschlossen, wurden diese Angaben in der Nacht zurückgezogen. Offenbar dauert die Auszählung der Ergebnisse auf dem Land länger als erwartet.

Viele Wähler haben ihre Stimmzettel aus Protest anscheinend ungültig gemacht. Die Wahlbeteiligung soll nach Angaben aus regierungsnahen Kreisen sehr groß gewesen sein. Die Oppositionspartei "Bewegung für Demokratischen Wandel" bezweifelt dies allerdings. Nach dem ersten Wahlgang hatte es fast fünf Wochen gedauert, bis die Wahlergebnisse veröffentlicht wurden.

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