Nach der Kritik an Hessen-SPD:Genosse Querschläger

Sein Angriff auf Parteikollegin Ypsilanti raubt Wolfgang Clement die letzte Glaubwürdigkeit als Sozialdemokrat. Und läutet seinen politischen Abschied ein.

Stefan Braun

Wolfgang Clement ist ein streitbarer Genosse. Einer, der sagt, was er denkt. Einer, der sich ungern verbiegen mag. Einer, der schon früh nach der Überzeugung handelte, er wisse vieles besser als viele andere.

Wolfgang Clement; AP

Bleibt weiterhin der Unbequeme: der ehemalige Bundesminister Wolfgang Clement.

(Foto: Foto: AP)

Sicher, auch er hat seine Karriere in der SPD so nicht begonnen. Beginnen kann man so selten. Erst recht nicht, wenn man in einer Partei aufsteigen möchte. Aber er hat sein Image später immer so gepflegt - als Querdenker, als Initiator neuer Ideen, als Baumeister ganz großer Reformen. Jedenfalls sah er sich selbst so.

Angesichts dessen passt seine jüngste Attacke gegen Andrea Ypsilanti ins alte Bild. Der unbequeme Clement geißelt in einem Springer-Blatt zuerst die Streitereien der Parteien, fordert dann eine aus seiner Sicht vernünftige Energiepolitik und kritisiert am Ende die hessische SPD-Spitzenkandidatin, weil deren Wirtschafts- und Energiepolitik "an die industrielle Substanz" Hessens und Deutschlands gehe. Clement, der Mann klarer Worte.

Und doch ist diesmal fast alles anders. Clement spricht nicht mehr als Querdenker, er ist Partei. Er greift als Lobbyist an. Er steht auf der Gehaltsliste des Energieriesen RWE. Das zerstört die Rolle des Unabhängigen, die er sich so gerne gegeben hat. Und es raubt ihm die letzte Glaubwürdigkeit als Sozialdemokrat.

Der SPD-Politiker, einst Staatskanzleichef von Johannes Rau, später selber Ministerpräsident und mittelmäßig erfolgreicher Bundesminister, warnt vor der Wahl seiner Parteifreundin - und macht sich so zum Helfer des CDU-Ministerpräsidenten Koch. Einer wie Clement kann das machen. Er ist frei genug. Aber er muss wissen, was das bedeutet: Er nimmt politisch seinen Abschied.

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