Nach den Anschlägen von Paris:Terroralarm in Hannover

Das Länderspiel Deutschland-Niederlande wird nach dem Hinweis auf einen Sprengstoffanschlag abgesagt, das Stadion evakuiert.

Von Hans Leyendecker und Georg Mascolo

Der Hinweis eines ausländischen Nachrichtendienstes, angeblich drohe ein Anschlag auf das Stadion in Hannover, hat am Dienstagabend zu der Absage des Länderspiels zwischen Deutschland und den Niederlanden geführt. Der Warnhinweis vom französischen Geheimdienst war Montagnacht bei den deutschen Sicherheitsbehörden eingetroffen. Am Dienstag gab es dann eine Flut weiterer Drohungen oder Warnungen. Die Substanz dieser Drohungen ist unklar. Offenbar haben die Behörden den gesamten Tag darüber diskutiert, ob man das Spiel absagen solle oder nicht. Am Ende könnte es einen letzten Hinweis gegeben haben, der schließlich zu der Entscheidung der Behörden führte. Bundesinnenminister Thomas de Maizière erklärte am Dienstagabend, die Absage sei "aus Gründen des Schutzes der Bevölkerung" erfolgt. De Maizière sprach von "bitteren Gründen". Die "Quelle und das Ausmaß der Gefährdung" wollte er aber nicht kommentieren. Sein niedersächsischer Kollege Boris Pistorius betonte, die Absage des Spiels sei "sehr bedauerlich", aber zwischen den Bundesbehörden und den Behörden in Niedersachsen habe es Übereinstimmung gegeben, dass die Partie abgesagt werden müsse. "Eine Austragung des Spiels wäre nicht zu verantworten gewesen."

Vier Tage nach den Anschlägen von Paris wollten sich zum Zeichen der Solidarität mit Frankreich Bundeskanzlerin Angela Merkel, Vizekanzler Sigmar Gabriel, Innenminister Thomas de Maizière sowie Justizminister Heiko Maas das Spiel gemeinsam anschauen. Auch die niederländische Verteidigungsministerin Jeanine Hennes und Gesundheits- und Sportministerin Edith Schippers hatten geplant, bei dem Freundschaftsspiel im Stadion zu sein.

Zuvor hatte schon die Polizei Hannover von einer "konkreten Gefährdungslage" gesprochen. Polizeipräsident Volker Kluwe erklärte, es habe "einen konkreten Hinweis gegeben, "dass im Stadion ein Sprengstoffanschlag geplant gewesen ist. Wir nehmen den Hinweis sehr, sehr ernst. Deshalb haben wir diese Maßnahme ergriffen, die uns nicht leicht gefallen ist, aber konsequent war." Die Zuschauer wurden etwa anderthalb Stunden vor dem für 20.45 Uhr geplanten Beginn des Länderspiels aufgefordert, das Stadion zu verlassen. Von einer "konkreten Gefahrenlage für ganz Hannover" sprach Kluwe: "Was diejenigen, die etwas im Stadion geplant haben, ansonsten noch planen, das wissen wir nicht." Deswegen "versuchen wir, auch in der Stadt überall präsent zu sein". Er forderte im Fernsehen die Menschen auf, nach Hause zu gehen. Laut Innenminister Pistorius wurde aber bis zum späten Abend kein Sprengstoff in Hannover entdeckt, es gab auch keine Festnahmen. Nach den verheerenden Terroranschlägen in Paris hatte für das Länderspiel in Hannover die höchste Sicherheitsstufe gegolten. Am Dienstagvormittag waren im Zusammenhang mit den Anschlägen von Paris sieben Personen im Grenzgebiet nahe Aachen festgenommen worden. Sie wurden am Abend wieder freigelassen.

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