Nach den Anschlägen in Paris:De Maizière: "Leider ist es nicht der, auf den wir alle gehofft haben"

Fünf Männer und zwei Frauen hat die deutsche Polizei nach einem konkreten Hinweis festgenommen. Doch Salah Abdeslam ist nicht dabei.

Von Tanjev Schultz

Die deutsche Polizei hat zugegriffen. In der kleinen Stadt Alsdorf, in der Nähe von Aachen, hat sie im Laufe des Tages sieben Personen festgenommen, am Vormittag zwei Frauen und einen Mann, später vier weitere Männer. Anfangs bestand der Verdacht, die sieben Personen könnten in Verbindung zu den Anschlägen von Paris stehen. Doch SZ-Informationen zufolge besteht kein Zusammenhang. Die deutschen Behörden wollen sich nicht vorwerfen lassen, zu nachlässig mit konkreten Hinweisen umzugehen. Und ein solcher konkreter Hinweis hat nun zu dieser Festnahme geführt.

Der erste Zugriff soll bereits am Vormittag gegen halb zehn Uhr erfolgt sein, die weiteren Festnahmen am frühen und späten Nachmittag. Die Operation soll damit beendet sein. Bisher ist erst die Identität von drei der sieben Verdächtigen geklärt - und es kann sich später auch herausstellen, dass alle sieben harmlos sind.

Die sieben Personen sollen ausländische Staatsbürger sein. Details wurden zunächst nicht bekannt. Grundlage für die Festnahme sollen Informationen aus der Bevölkerung gewesen sein. Jemand will den Verdächtigen Salah Abdeslam erkannt haben. Dies hat sich nun als falsch erwiesen, wie Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) in Berlin sagte. "Leider ist es nicht der, auf den wir alle gehofft haben".

Zugriff vor dem Jobcenter

Wie die Aachener Zeitung berichtet, waren die zunächst festgenommenen drei Personen in einem Auto unterwegs, das an einem Jobcenter gestoppt wurde. Weitere Einzelheiten wurden aus "polizeitaktischen Gründen" nicht genannt.

Ein Augenzeuge schilderte der Lokalzeitung, er habe gesehen, wie eine Frau in einen Polizeiwagen geführt worden sei, während eine weitere von Polizisten umringt hinter dem Wagen gestanden habe. Angeblich hatten die Verhafteten zuvor das Jobcenter besucht.

Ein Großaufgebot von Einsatzkräften soll beteiligt gewesen sein; auch in der weiteren Umgebung der nordrhein-westfälischen Kleinstadt waren Sicherheitskräfte im Einsatz. Dabei wurden später insgesamt vier weitere Männer festgenommen.

Derzeit suchen Ermittler in Deutschland und im Ausland fieberhaft nach dem 26-jährigen Salah Abdeslam. Der in Brüssel geborene Franzose lebte in Belgien und ist der Bruder eines der Selbstmord-Attentäter von Paris. Er soll einen Wagen gemietet haben, der bei dem Angriff auf die Konzerthalle Bataclan benutzt wurde. Nach Veröffentlichung eines Fahndungsfotos erhalten die deutschen Sicherheitsbehörden zahlreiche Hinweise, denen sie nun nachgehen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: