Nach dem Terror in Mumbai:Taj-Mahal-Besitzer: "Es gab Warnungen"

Die Terrorserie in Mumbai kam offenbar nicht völlig unvermittelt. Nach Angaben des Taj-Mahal-Eigentümers habe es zuvor Sicherheitswarnungen gegeben. Die Kritik an Sicherheitskräften und Regierung wird indes immer lauter - mit ersten Konsequenzen.

Nach Angaben des Eigentümers des von Terroristen gestürmten Luxushotels Taj Mahal gab es vor der Anschlagsserie in der westindischen Finanzmetropole Mumbai Warnungen vor möglichen Angriffen auf das Hotel.

Nach dem Terror in Mumbai: "Es hätte nicht verhindert werden können, was passiert ist", sagt der Eigentümer des Taj Mahal. Einige Vorkehrungen wurden jedoch trotz Sicherheitswarnungen missachtet.

"Es hätte nicht verhindert werden können, was passiert ist", sagt der Eigentümer des Taj Mahal. Einige Vorkehrungen wurden jedoch trotz Sicherheitswarnungen missachtet.

(Foto: Foto: AFP)

Wie der Chef des Tata-Konzerns, Ratan N. Tata, dem US-Sender CNN sagte, seien verschärfte Sicherheitsvorkehrungen in dem Haus jedoch vor kurzem teilweise wieder aufgehoben worden.

Allerdings hätten die getroffenen Maßnahmen den Angriff auch nicht verhindern können. "Wenn ich bedenke, was wir hatten...es hätte nicht verhindern können, was passiert ist", sagte Tata, zu dessen Konzern die Taj-Hotelkette gehört.

Laut am Samstag (Ortszeit) vorab veröffentlichten Auszügen des Interviews, das CNN am Sonntag ausstrahlen wollte, nannte Tata keine Einzelheiten zu den Anschlagswarnungen. Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme hätten aber beispielsweise keine Autos vor dem Haupteingang des Hotels parken dürfen, sagte er.

Außerdem hätten Besucher dort durch einen Metalldetektor gehen müssen. Jedoch seien die Terroristen durch den Hintereingang in die Hotelküche gelangt. "Sie wussten, was sie tun", sagte Tata. "Sie hatten alles geplant."

Das Taj Mahal war eines von insgesamt zehn Zielen, die von den Terroristen am Mittwochabend in Mumbai angegriffen worden waren. Die letzten Attentäter, die sich mit Hunderten Geiseln in dem 105 Jahre alten Hotelgebäude verschanzt hatten, wurden am Samstag bei heftigen Kämpfen von Sicherheitskräften getötet.

"Helden von Mumbai" beigesetzt

Die "Helden von Mumbai", die im fast 60-stündigen Kampf gegen die Terroristen getötet worden waren, wurden am Samstag bestattet. Als die Leichen den Flammen übergeben wurden, war die politische Diskussion über die Folgen der beispiellosen Angriffe auf die Millionenmetropole bereits im vollen Gange.

Im Frühjahr stehen Parlamentswahlen an, und die in Neu Delhi regierende Kongresspartei sieht sich harscher Kritik ausgesetzt: Die Terrorangriffe von Mumbai stehen am Ende einer langen Serie von schweren Anschlägen in den vergangenen Jahren. Die hindu-nationalistische Opposition wirft der Kongresspartei vor, die innere Sicherheit sträflich vernachlässigt zu haben.

Alleine in diesem Jahr wurden in mindestens sieben indischen Großstädten tödliche Terroranschläge verübt, für die meist muslimische Extremisten verantwortlich gemacht wurden. Insgesamt starben mehr als 400 Menschen.

Am 13. September wurde die Hauptstadt Neu-Delhi zum wiederholten Male das Ziel einer Bombenserie, 24 Menschen kamen ums Leben. Erstmals schlugen Attentäter in diesem Jahr in der Touristenmetropole Jaipur in Rajasthan zu, mehr als 60 Menschen starben. Am Ende dieser ebenso langen wie furchtbaren Reihe stehen nun die verheerenden Terrorangriffe von Mumbai, die auch mehrere Deutsche das Leben kosteten.

Auf der nächsten Seite: Nicht nur an der Regierung gibt es Kritik.

Taj-Mahal-Besitzer: "Es gab Warnungen"

Kritik gab es nach den jüngsten Angriffen nicht nur an die Adresse der Sicherheitskräfte. Ihnen war es trotz der ungeheuer dreisten Vorgehensweise der Terroristen, die wie eine Invasionsarmee schwer bewaffnet mit Booten nach Mumbai kamen, nicht gelungen, die Angreifer rechtzeitig aufzuhalten.

Peinliche Pannen der Regierung

Auch die Regierung, die bereits schwer mit den Folgen der Finanzkrise zu kämpfen hat, geriet unter Beschuss. "Trotz glaubhafter Geheimdienstinformationen, dass Terroristen Angriffe in Mumbai und anderswo planten, versäumte es die politische Führung Indiens zu handeln", schrieb die Zeitung The Hindu am Samstag.

Peinliche Pannen der Regierung verschärften die Kritik noch. Innenminister Shivraj Patil hatte kurz nach Beginn der Angriffe live im Fernsehen preisgegeben, dass 200 Mann einer Elite-Einheit auf dem Weg nach Mumbai seien. Er gab den Terroristen damit Zeit, sich auf das Eintreffen der Spezialkräfte vorzubereiten. "Die Terroristen (...) müssen lauthals gelacht haben", schrieb die Zeitung Asian Age. Das Blatt nannte die Angriffe von Mumbai einen "Weckruf" im indischen Kampf gegen den Terror.

Die Geduld der durch die vielen Bluttaten leidgeprüften Inder könnte durch die letzte Angriffserie überstrapaziert worden sein. "Genug ist genug", blendete der Nachrichtensender NDTV in seine laufende Berichterstattung während der schweren Gefechte ein. "Dies ist ein Krieg gegen einen gesichtslosen und fanatischen Feind", schrieb der Vize-Admiral im Ruhestand, Arun Kumar Singh, im Asian Age. "Dieser Krieg ist nichts für Zartbesaitete und kann nur durch rücksichtslose Taten gewonnen werden."

Unter dem innenpolitischen Druck will die Regierung im Kampf gegen den Terrorismus nun eine deutlich härtere Gangart anschlagen. Den Anfang machte sie bereits: Sie erhob in ungewöhnlich harten Worten Vorwürfe gegen die benachbarte Atommacht Pakistan. Dort, davon ist Neu Delhi überzeugt, liegt der Ursprung der Terrorserie, die ganz Indien ins Herzen getroffen hat. Premierminister Manmohan Singh sagte in einer Ansprache an die Nation: "Wir werden die schärfsten möglichen Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass sich solche Terrorangriffe nicht wiederholen."

Selbst die in der indischen Geschichte einmaligen Angriffe führten allerdings nicht dazu, dass Regierung und Opposition ihre eigenen Aufrufe zur nationalen Einheit in diesen Tagen des Schreckens selbst befolgten. Premierminister Singh und der hindu-nationalistische Oppositionsführer L. K. Advani besuchten Mumbai getrennt, ihre Parteien schoben sich gegenseitig die Verantwortung dafür zu. Der Wahlkampf in Indien hat begonnen.

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