Nach Brexit:Briten lassen neue Reisepässe im Ausland drucken

A handout photograph shows the original 'blue' British passport, which was subsequently replaced by the burgundy EU British passport, supplied by the UK government in London,

Blau statt rot: Großbritannien will ab Oktober 2019 zu seinen traditionellen Reisepässen zurückkehren.

(Foto: Reuters)
  • Nach dem Brexit will Großbritannien ab Oktober 2019 zu seinen traditionellen blauen Reisepässen zurückkehren.
  • Den Druckauftrag dafür hat die Regierung an ein Unternehmen in Frankreich gegeben.
  • Brexit-Befürworter protestieren gegen die Entscheidung; sie wollen, dass die Pässe in Großbritannien produziert werden.

Von Alexander Menden, London

Vor drei Monaten bestätigte die britische Regierung, dass das Vereinigte Königreich nach dem Brexit zu seinen traditionellen blauen Reisepässen zurückkehren werde. Der Triumph im Lager der EU-Skeptiker war groß, denn der für Oktober 2019 geplante Farbwechsel ist eine der am heißesten ersehnten Etappen im britischen EU-Ausstieg. Brexit-Befürworter empfinden die dunkelroten EU-Pässe als Symbol einer aufgezwungenen supranationalen europäischen Identität. Der blaue Pass gilt als Sieg der Freiheit.

Es half auch nichts, dass der Brüsseler Brexit-Koordinator Guy Verhofstadt mehrmals darauf hinwies, jedes EU-Land könne seine Passfarbe frei wählen, die Briten hätten sich 1988 selbst dafür entschieden, die Standardfarbe Rot zu übernehmen.

Nun aber regt sich wieder heftiger Unmut in den Reihen der Brexit-Freunde, man wittert Verrat: Die Regierung hat den Druckauftrag für die neuen Pässe nicht etwa einem britischen Unternehmen erteilt, sondern einem französischen.

"Völlig unnötig und symbolisch gesehen völlig falsch"

Die ehemalige Ministerin Priti Patel spricht sogar von einer "nationalen Erniedrigung": "Dies ist eigentlich ein Augenblick, den wir feiern sollten. Die Rückkehr des blauen Passes wird die britische Identität wiederherstellen. Das in die Hände der Franzosen zu legen, ist einfach erstaunlich." Auch ihr konservativer Parteifreund und Brexit-Mitstreiter Sir Bill Cash spricht von einer "gelinde gesagt unpassenden Entscheidung". Die Erteilung des Auftrags nach Frankreich sei "völlig unnötig und symbolisch gesehen völlig falsch".

Eine Sprecherin des Innenministeriums hat die Entscheidung verteidigt: Es habe eine faire und offene Ausschreibung gegeben, um dafür zu sorgen, dass der neue Vertrag ein qualitativ hochwertiges und sicheres Produkt zum bestmöglichen Preis gewährleiste. Schon heute würde ein Teil der britischen Pässe im Ausland gefertigt. "Es gibt weder logistische noch Sicherheitsgründe, dies nicht fortzuführen", so die Sprecherin. Der Vorstandsvorsitzende des britischen Unternehmens, das derzeit die roten Pässe herstellt, kündigte am Donnerstag an, er werde Einspruch gegen die Entscheidung erheben.

Martin Sutherland von der Druckerei De La Rue räumte ein, seine Firma in einer offenen Ausschreibung preislich unterboten worden, gab aber zu bedenken, dass Frankreich niemals einer britischen Firma den Druck seiner Pässe überlassen würde. Sutherland lud Premierministerin Theresa May und Innenministerin Amber Rudd ein, in seine Fabrik in Gateshead zu kommen, und seinen Angestellten zu erklären, warum es eine vernünftige Entscheidung ist, "eine britischen Ikone" im Ausland herstellen zu lassen.

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