Nach Attentat auf Hisbollah-Führer:"Lasst uns offen Krieg führen"

Nach dem Anschlag auf ihren Militärchef droht die südlibanesische Hisbollah-Miliz Israel mit Rache - aber auch andere Drahtzieher kommen in Frage.

Tomas Avenarius

Die Hisbollah droht Israel mit "offenem Krieg". Bei der Trauerfeier für den mit einer Autobombe ermordeten Hisbollah-Militärchefs Imad Mughnijeh sagte Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah in Beirut: "Wenn die Zionisten den offenen Krieg wollen, werden sie ihn bekommen."

Nach Attentat auf Hisbollah-Führer: Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah in Beirut

Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah in Beirut

(Foto: Foto: AP)

Der Generalsekretär der libanesischen Schiitenmiliz bezichtigte Israel erneut, hinter dem Anschlag auf den weltweit als Terroristen gesuchten Hibollah-Militärchef Mughnijeh zu stehen. An der Beerdigung des am Dienstag getöteten Hisbollah-Führers nahmen Tausende libanesischer Schiiten teil; zeitgleich kamen in Beirut Zehntausende zu einer Gedenkdemonstration für Rafik al-Hariri zusammen.

Die Versammlung im Stadtzentrum fand am dritten Jahrestag der Ermordung des früheren libanesischen Premierministers statt. Sie war eine Demonstration für die prowestliche libanesische Regierung und gegen die innerlibanesische Opposition rund um Hisbollah. Der wegen zahlreicher Attentate und Entführungen in und außerhalb Libanons gesuchte Mughnijeh hingegen galt als Chef-Terrorist der Schiiten-Miliz.

Der 45-Jährige war am Dienstag in der syrischen Hauptstadt Damaskus von Unbekannten mit einer Autobombe ermordet worden. Er fand sich wegen zahlreicher Terrorattacken gegen israelische Einrichtungen weit oben auf der Zielliste der israelischen Abwehrdienste. Zudem galt er als einer der Strategen der Hisbollah im Sommerkrieg 2006 gegen Israel.

Gerüchte um Streit innerhalb der Miliz

Als Urheber des Attentats kommen auch die USA in Frage: Mughnijeh wurde für Terrorattacken gegen US-Einrichtungen und US-Bürger im Libanon verantwortlich gemacht. In den USA waren zeitweise bis zu 25 Millionen Dollar Kopfgeld auf ihn ausgesetzt.

Die Spekulationen schließen jedoch auch Syrien ein: Der Geheimdienst könnte den Mord an Mughnijeh in der streng überwachten syrischen Hauptstadt ermöglicht haben, damit das internationale isolierte Damaskus politische Gegenleistungen der USA bekommt, heißt es.

In jüngster Zeit hatte es auch Spekulationen um Streit innerhalb der Hisbollahführung gegeben oder um Spannungen zwischen einer auf Eigenständigkeit setzenden Hisbollah und dem Regime in Iran, das die Gefolgschaft der libanesischen Schiitenmiliz fordere.

Die libanesische Regierung kritisierte Nasrallah, weil sie bedingungslos "ihren Meistern in Tel Aviv und Washington" folge. Er forderte die Einheit Libanons als "Land des Widerstands" gegen Israel und erinnerte in einer versöhnlichen Geste an den "libanesischen Märtyrer Hariri".

Iran: "Kriminelle Operation Israels"

Auch Irans Außenminister Manutschehr Mottaki nahm an dem "Heldenbegräbnis" teil. Er war am Tag zuvor zu politischen Gesprächen in Damaskus gewesen; angeblich sollte er dort auch mit Mughnijeh zusammentreffen. Mottaki verlas eine Botschaft von Irans Staatschef Machmud Ahmadinedschad. Dieser nannte das Attentat eine "kriminelle Operation Israels".

Die Gedenkdemonstration für Hariri in Beirut richtete sich gegen Syrien. Beobachter machen stets die frühere libanesische Besatzungsmacht Syrien für den Mord an Hariri verantwortlich. Die Proteste richteten sich aber ebenso gegen die Hisbollah und die anderen mit ihr verbündeten libanesischen Oppositionsparteien.

Das Land befindet sich seit Monaten in einem Machtvakuum: Regierung und Opposition können sich nicht einigen, einen neuen Staatschef zu wählen und eine "Regierung der nationalen Einheit" zu bilden. In jüngster Zeit mehren sich bewaffnete Zusammenstöße zwischen den Konfliktparteien.

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