Nach Asse-Skandal:Streit um Gorleben

Nach dem Skandal um das marode Atommüllager Asse II gerät nun das geplante Lager Gorleben in die Kritik. Gegner fordern einen Stopp aller Pläne.

Wegen der Missstände im Nuklearlager Asse II machen Atomgegner nun verstärkt gegen das mögliche nationale Endlager in Gorleben mobil. Es müsse zumindest an anderen Standorten geprüft werden, ob Gorleben wirklich die sicherste Option sei, sagte die Grünen-Politikerin Bärbel Höhn im Deutschlandradio Kultur.

Nach Asse-Skandal: Fässer mit leicht radioaktivem Abfall liegen im ehemaligen Bergwerk und heutigen Atommüllendlager Asse II.

Fässer mit leicht radioaktivem Abfall liegen im ehemaligen Bergwerk und heutigen Atommüllendlager Asse II.

(Foto: Foto: ddp)

Die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg verlangte den Stopp der Endlagerpläne: "Aus der Asse lernen, heißt auf Gorleben verzichten." Am Dienstag war ein Statusbericht zu dem Versuchsendlager Asse II in einem undichten und einsturzgefährdeten Salzbergwerk bei Wolfenbüttel veröffentlicht worden, der schwere Sicherheitsmängel sowie Versäumnisse des Betreibers und der Behörden aufzeigt.

Der stellvertretende Grünen-Fraktionsvorsitzende Jürgen Trittin sprach sich dafür aus, am Baustopp für das geplante Endlager Gorleben festzuhalten. "Asse war das Modellbergwerk für Gorleben", sagte Trittin im ARD-"Morgenmagazin". Er forderte, nun endlich Alternativen für Einlagerung von Atommüll zu prüfen. Eine eigene Verantwortung aus seiner Zeit als Bundesumweltminister wies Trittin zurück. Die Fakten seien jetzt erst bekannt.

Der Betreiber von Asse, das dem Bundesforschungsministerium unterstehende Helmholtz-Zentrum München für Gesundheit und Umwelt, habe "elementare Regeln des Strahlenschutzrechts missachtet". Künftig solle aus seiner Sicht das Bundesamt für Strahlenschutz den Betrieb übernehmen. Die Vorwürfe, dass in Asse früher auch hoch radioaktiver Atommüll gelagert wurde, müssten zudem von der Staatsanwaltschaft geklärt

Sander mahnt zur Eile

Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) und Forschungsministerin Annette Schavan (CDU) wollen am Donnerstag erste Weichen für eine Lösung stellen. Der niedersächsische Umweltminister Hans-Heinrich Sander mahnte dabei zur Eile. Man habe "nicht unbegrenzt Zeit", das Problem zu lösen, sagte er im Deutschlandfunk. Wegen der Wassereinbrüche in der Asse wird vermutet, dass das Bergwerk nur noch bis 2014 zu betreten sein wird.

Grünen-Fraktionschefin Renate Künast hatte wegen des Skandals Strafanzeige gestellt. Ihre Stellvertreterin Höhn sagte, nötig sei nun auch dringend eine Sondersitzung des Umwelt- und Forschungsausschusses. "Es ist wirklich eine Katastrophe, wenn man bedenkt, mit welchen Voraussagen die mit diesem Lager umgegangen sind, was sie den Leuten erzählt haben und was jetzt dabei rauskommt", sagte die Grünen-Umweltexpertin.

Zum Thema Gorleben sagte sie: "Man muss wissen, dass Asse immer das Vorzeigeendlager war. Die Genehmigung von Gorleben wurde auch immer mit Asse begründet."

Parallelen zu Gorleben

Die Initiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, die seit Jahren gegen das mögliche Endlager in Gorleben zu Felde zieht, sieht zwar Unterschiede zwischen Asse und Gorleben, zugleich "drängen sich die Parallelen zwischen Asse II und Gorleben förmlich auf".

Auch Gorleben sei nach Erkenntnissen der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt "nicht hinreichend gegen Wasserwegsamkeiten abgeschirmt".

In der großen Koalition herrscht in der Endlagerfrage seit Jahren Stillstand. Gabriel will eine neue Suche, um Gorleben mit anderen Standorten zu vergleichen. Das lehnen die Union und deren Ministerpräsidenten ab. Sie wollen die Erkundung in Gorleben, wo bereits Milliardenbeträge investiert wurden, zu Ende führen und das Endlager dort einrichten.

Der CDU-Energiepolitiker Joachim Pfeiffer warf Gabriel eine Blockade vor: "Er bremst bei der Debatte um die Endlagerung von radioaktivem Müll, wo bereits ein überzeugendes Konzept vorliegt."

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