Nach Aristides Flucht:Bush schickt Marines nach Haiti

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Am Ende war der Druck auf den Diktator doch zu groß: Jean-Bertrand Aristide ist aus Haiti geflohen, wo nun bald amerikanische Elitesoldaten für Ruhe sorgen sollen.

Die USA haben wenige Stunden nach der Flucht des haitianischen Präsidenten Jean Bertrand Aristide beschlossen, Elitesoldaten nach Haiti zu entsenden. "Diese Soldaten sind als führendes Element einer internationalen Truppe gedacht", sagte Präsident George W. Bush. Washington habe Aristide bei seiner Abreise aus Haiti geholfen, teilte das Außenministerium mit.

"Wir hoffen, dass dies in Haiti wieder Ordnung und Stabilität herstellt und dass dies ein neues Kapitel in der Geschichte des Landes ist", sagte Bush. Nach Medienberichten stehen am Stützpunkt Camp Lejeune in Bundesstaat South Carolina hunderte Elitesoldaten in Alarmbereitschaft.

Mehrere Länder hätten Bereitschaft zur Entsendung eigener Truppen signalisiert, teilte das Außenministerium mit. Die US-Regierung arbeite mit anderen an einer Resolution des Weltsicherheitsrates, um die Einrichtung einer unabhängigen Regierung zu unterstützen.

"Auf Aristides Wunsch haben die USA ihm bei der sicheren Abreise aus Haiti geholfen", teilte das Außenministerium mit. "Die Rücktrittsentscheidung von Präsident Aristide hat die politisch vertrackte Situation, die die Wurzel der brutalen Unruhen der vergangenen Wochen war, gelöst."

Außenminister Colin Powell habe Aristide in der Nacht persönlich zum Rückzug überredet, hieß es.

Nach Berichten örtlicher Rundfunksender wollte Aristide nach Südafrika reisen. In Haiti will nun der bisherige Oberste Richter Boniface Alexandre die Amtsgeschäfte des Präsidenten übernehmen. Alexandre rief die Bevölkerung dazu auf, von Vergeltungsmaßnahmen abzusehen.

"Die Aufgabe ist nicht leicht", sagte er bei einer Pressekonferenz. "Haiti befindet sich in einer Krise." Auf die Frage, warum er sich zu dem Schritt entschlossen habe, sagte er: "Weil es die Verfassung vorsieht."

Alexandre ist laut Verfassung zwar Nachfolger des Präsidenten, allerdings müsste dem Schritt das Parlament zustimmen. Die Amtszeit der meisten Abgeordneten ist aber Anfang des Jahres abgelaufen.

Nach der Nachricht von der Flucht Aristides versammelten sich in der Hauptstadt Port-au-Prince hunderte bewaffnete und empörte Aristide-Anhänger vor dem Präsidentenpalast. In Cap-Haitien, einem Zentrum des Widerstands im Norden des Landes, hingegen feierte die Menschen tanzend und singend den Erfolg der Rebellion.

Am Samstag hatte das Weiße Haus angesichts der eskalierenden Gewalt den Druck auf Aristide noch erhöht und ihm vorgeworfen, in hohem Maße für die Krise verantwortlich zu sein. Aristide hatte am selben Tag versichert, er werde bis zum Ende seiner Amtszeit im Februar 2006 Präsident bleiben.

In Haiti sind seit Anfang Februar bei bewaffneten Auseinandersetzungen mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen. Bewaffnete Rebellen kontrollierten bereits den ganzen Norden des Landes. Den Aufständischen gehören Mitglieder unterschiedlicher Oppositionsgruppen und ehemalige Soldaten der 1995 aufgelösten Armee an.

Die Rebellen hatten nach Aussage ihres Anführers Guy Philippe mit einem Angriff auf Port-au-Prince gewartet, um einer friedlichen Lösung der Krise noch eine Chance zu geben.

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