Nach Absturz:Türkei veröffentlicht angebliche Warnung an abgeschossene Piloten

  • Nach dem Abschuss des russischen Militärjets veröffentlicht die Türkei Funksprüche. Damit will sie beweisen, dass sie die Piloten tatsächlich gewarnt habe.
  • Der Pilot der Maschine hatte zuvor angegeben, nicht gewarnt worden zu sein.
  • Der Kreml geht nach den Worten von Außenminister Lawrow von einer "geplanten Provokation" der Türkei aus.
  • Die türkische Regierung hatte nach dem Abschuss angegeben, sie habe nicht gewusst, dass es sich um ein russisches Flugzeug handelte.
  • In Moskau gehen derweil Fenster der türkischen Botschaft zu Bruch - Demonstranten werfen mit Steinen und Eiern auf das Gebäude.

Auf Anschuldigungen nach dem Abschuss eines russischen Kampfjets reagiert die türkische Regierung nun mit der Veröffentlichung von Tonbändern. Damit will sie beweisen, dass die Piloten der Maschine gewarnt worden seien, bevor sie am Dienstag abgeschossen wurden. Ob die Funksprüche echt sind, ist noch unklar. Die türkische Nachrichtenagentur DHA stellte sie unter Berufung auf die Armee ins Netz. Zu hören ist darauf die mehrmalige Warnung, nach Süden abzudrehen.

Ein Pilot war bei dem Abschuss gestorben. Der andere hatte im russischen Fernsehen angegeben, nicht gewarnt worden zu sein. Sie seien nie in den türkischen Luftraum eingedrungen, sagte Konstantin Murachtin. Dies widerspricht der türkischen Version, nach der das Flugzeug mehrfach vergeblich zum Verlassen des Luftraums des Landes aufgefordert worden sei.

Der Kreml spricht derweil von einer bewussten Provokation der Türkei. "Wir haben ernste Zweifel daran, dass es keine Absicht war. Es sieht nach einer geplanten Provokation aus", sagte Lawrow laut der russischen Nachrichtenagentur Tass nach einem Gespräch mit seinem türkischen Amtskollegen Mevlüt Çavuşoğlu.

Der türkische Staatspräsident Erdoğan hingegegen sagte zu dem Zwischenfall, man habe erst nach dem Abschuss des Kampfjets festgestellt, dass es sich um ein russisches Flugzeug handelte.

Der andere Pilot kam ums Leben

Die Türkei hatte das Flugzeug am Dienstag im syrisch-türkischen Grenzgebiet abgeschossen. Einer der beiden Piloten kam dabei ums Leben, der andere hat dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zufolge überlebt. Nach Darstellung der Türkei sind die Piloten vor dem Abschuss mehrfach gewarnt worden, ohne jedoch den Kurs der Maschine zu ändern. Die Maschine habe türkischen Luftraum verletzt.

Russlands Präsident Putin sagte indes, das Flugzeug sei über syrischem Gebiet abgeschossen worden. Dies trifft nach einer Einschätzung der USA zu.

Nach dem Abschuss hatte Putin gesagt, der Vorfall werde "ernste Konsequenzen" für die Beziehungen beider Staaten haben. Inzwischen gab es aber vorsichtige Signale der Dialogbereitschaft - von beiden Seiten.

"Wir denken definitiv nicht an so etwas wie eine Eskalation dieses Zwischenfalls", sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu in Istanbul. Der russische Botschafter in Paris sagte in einem Interview mit dem Radiosender Europe 1, sein Land wolle im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat einen "gemeinsamen Generalstab" mehrerer Länder einrichten. Auch die Türkei sei willkommen.

Proteste in Moskau

Aus Wut über den Abschuss des Kampfflugzeugs haben derweil in Moskau Hunderte Menschen vor der türkischen Botschaft protestiert. Einige der etwa 900 Demonstranten bewarfen das Gebäude mit Steinen, Eiern und Farbbeuteln, wie die Agentur Tass meldet. Mindestens 15 Fenster wurden zerschmettert. "Erdoğan Mörder" war unter anderem auf Plakaten zu lesen, die sich gegen den türkischen Staatspräsidenten richteten. Die Polizei räumte die Gegend. Der Nachrichtenagentur AP zufolge wurden einige Menschen festgenommen.

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