Nach Abstimmungsniederlage von Gillard:Rudd als neuer Regierungschef Australiens vereidigt

Australiens neuer Regierungschef Kevin Rudd

Der Neue: Kevin Rudd steht jetzt an der Spitze von Australiens Regierung

(Foto: Bloomberg)

Einen Tag nach der Revolte hat Australien einen neuen Ministerpräsidenten: Die in einer Kampfabstimmung unterlegene Julia Gillard machte den Weg frei für ihren Rivalen Kevin Rudd, der nun die Regierungsgeschäfte übernimmt. Die Labor-Partei hofft auf positive Signale für die bevorstehenden Wahlen.

Australien hat nach einer Revolte in der regierenden Labor-Partei einen neuen Regierungschef: Amtsinhaberin Julia Gillard trat wie erwartet zurück und ihr Vorgänger im Amt, Kevin Rudd, wurde als neuer Premierminister vereidigt. Gillard hatte am Mittwoch ein Vertrauensvotum um den Vorsitz ihrer Labor-Partei mit 45 zu 57 Stimmen gegen Rudd verloren und hatte daraufhin ihren Rückzug aus der Politik angekündigt.

"Ich will eine Regierung anführen, die die Menschen zusammenbringt und das beste aus jedem herausholt", sagte Rudd. Er gilt allerdings als autoritärer Parteichef. In der Partei war seit einiger Zeit der Unmut über Gillard gewachsen. Die Labor-Abgeordneten waren zunehmend besorgt über Umfragen, die Labor unter Gillard eine Niederlage bei der Parlamentswahl am 14. September voraussagten.

Viele Abgeordnete setzten auf Rudd, den Gillard - die erste weibliche Regierungschefin des Landes - 2010 auf ähnliche Weise von der Parteispitze verdrängt hatte. Gillard gewann bei den anschließenden Wahlen gegen die konservative Liberale Partei, bekam jedoch keine Mehrheit im Parlament. Sie konnte nur mit Unterstützung einiger Unabhängiger regieren. Unter Rudd hatten die australischen Sozialdemokraten im November 2007 einen erdrutschartigen Wahlsieg eingefahren und die zuvor elf Jahre regierenden Konservativen an der Regierung abgelöst.

Nach Gillards Rücktritt legten sechs Minister ihr Amt nieder, darunter auch ihr treuester Unterstützer, Finanzminister und Vizepremier Wayne Swan. Gillards Verkehrsminister Anthony Albanese wurde am Donnerstag als stellvertretender Regierungschef vereidigt. Der bisherige Einwanderungsminister Chris Bowen übernahm das Finanzressort.

Angesichts der Ereignisse könnten die Wahlen vorgezogen werden. Oppositionsführer Tony Abbott verlangte einen möglichst frühen Wahltermin. "Jetzt hat Rudd seine Revanche gehabt, aber geht es hier um sein Ego oder das australische Volk?" fragte er.

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