Nach Abschuss von türkischem Kampfjet:Der Funke, den alle fürchten

Das Spiel mit einer militärischen Antwort ist für jeden zu riskant. Nachdem Syrien einen türkischen Kampfjet abgeschossen hat, rufen Iran und die Vereinten Nationen ungewöhnlicherweise Arm in Arm dazu auf, gelassen zu bleiben. Denn falls Ankara und Damaskus tatsächlich einen bewaffneten Konflikt wagen würden, droht ein Flächenbrand.

Martin Winter

Nur ein Funke noch und der Nahe Osten steht in Flammen. Deshalb kann es sich nach dem Abschuss eines türkischen Kampfflugzeuges durch die syrische Luftabwehr keiner der direkt Beteiligten, aber auch keiner ihrer jeweiligen Verbündeten leisten, jetzt den Kopf zu verlieren.

Zu viele Konflikte ballen sich: die Aufstände in Syrien, die wachsenden Spannungen zwischen Damaskus, den arabischen Staaten und der Türkei, die unsichere Lage im Libanon, der ungelöste Palästina-Konflikt und der Streit um das iranische Atomprogramm. Wenn sich all das zu einem militärischen Schlagabtausch vermengt, dann wäre das nicht nur für die Region eine Katastrophe.

Der Konflikt ließe sich auch kaum noch begrenzen. Dann würden die Nato, Russland und die USA mit hineingezogen. Wie akut diese Gefahr ist, zeigt sich schon daran, dass die iranische Führung und der Generalsekretär der Vereinten Nationen ungewöhnlicherweise Arm in Arm und ungeachtet der tatsächlichen, noch ungeklärten Umstände des Abschusses dazu aufrufen, gelassen zu bleiben. Das Spiel mit einer militärischen Antwort ist für jeden zu riskant, auch für Ankara. Ein Angriff auf Syrien wäre der Funke, vor dem sich alle fürchten.

Um diesen Funken auszutreten, muss die Nato das Allianzmitglied Türkei dazu bewegen, die militärische Option vom Tisch zu nehmen, egal ob der Abschuss über syrischem oder türkischem Gebiet erfolgte. Russland könnte auf Damaskus einwirken, sich zu entschuldigen und Schadenersatz zu leisten. Und wenn es denn hilft, einen Krieg zu vermeiden, dann sollte die Aufklärung des Zwischenfalls auf die lange Untersuchungsbank geschoben werden.

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