Myanmars Oppositionsführerin:Suu Kyi vor erster Auslandsreise

Während der Militärdiktatur stand sie 15 Jahre unter Hausarrest, durfte nicht einmal ihren Nobelpreis entgegennehmen. Nun soll Suu Kyi Myanmar erstmals seit Jahrzehnten verlassen und an einer Konferenz in Bangkok teilnehmen. Mitte Juni steht aber noch ein - wenigstens für sie persönlich - wichtigerer Auslandstermin auf dem Programm.

Myanmars Oppositionschefin Aung San Suu Kyi wird nach Jahren des Hausarrests in Kürze ihre erste Auslandsreise seit fast einem Vierteljahrhundert unternehmen. Die Friedensnobelpreisträgerin werde am Montag ins Nachbarland Thailand aufbrechen, sagte ein Sprecher ihrer Partei, der Nationalen Liga für Demokratie.

Suu Kyi

Wird Myanmar erstmals seit 24 Jahren verlassen: Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi.

(Foto: dpa)

Die 66-Jährige habe demnach eine Einladung zum Weltwirtschaftsforum zu Ostasien in Bangkok angenommen. Dort werde die myanmarische Oppositionsführerin eine Rede halten. Die Veranstalter bestätigten dies zunächst nicht.

Mitte Juni wird Suu Kyi dann erstmals nach Europa reisen. Dabei soll sie in Norwegen im Osloer Rathaus eine Dankesrede halten - mehr als 20 Jahre nach Verleihung des Friedensnobelpreises. Ein weiteres Ziel der Reise ist die 101. Konferenz der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in Genf, anschließend wird die 66-Jährige in Großbritannien erwartet.

Bei der Reise nach Thailand wird Suu Kyi Myanmar zum ersten Mal seit 24 Jahren verlassen. Die Militärjunta, die das Land fast ein halbes Jahrhundert lang führte, ließ sie zwischen 1989 und 2010 insgesamt 15 Jahre in Gewahrsam oder unter Hausarrest verbringen. In den kurzen Abschnitten, in denen sie nicht von den Behörden festgehalten wurde, lehnte sie es ab, das Land zu verlassen, aus Angst, nicht wieder einreisen zu dürfen.

Myanmars Polizei hat unterdessen nach Angaben der Opposition Protestaktionen gegen die häufigen Stromausfälle aufgelöst und mehrere Personen vorübergehend in Gewahrsam genommen. Unter den Festgenommenen habe sich auch ein Mitglied der Partei von San Suu Kyi befunden, sagte ein Vertreter der Nationalen Liga für Demokratie.

Mittlerweile hat Myanmar eine Zivilregierung, die allerdings vom Militär unterstützt wird. Dennoch wurden erste Reformen angestoßen. Im April trat Suu Kyi erfolgreich bei Nachwahlen zum Parlament an. Ihre Partei gewann insgesamt 43 von 45 Sitzen, sechs davon im Oberhaus und in Regionalparlamenten. Im Unterhaus bleibt die Fraktion mit rund acht Prozent der Stimmen eine kleine Minderheit.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: