Mutmaßlicher Mossad-Agent:Israels Regierung zahlt Entschädigung für Tod von "Häftling X"

Angeblich soll er Geheimnisse an die libanesische Hisbollah weitergegeben haben, jener mysteriöse "Häftling X", dessen Identität die israelische Regierung jahrelang geheimgehalten hat. Dann erhängte er sich vor drei Jahren in seiner Zelle. Jetzt hat Jerusalem an die Familie eine hohe Entschädigung gezahlt - um den Preis der Verschwiegenheit.

Im Fall des Ende 2010 tot in seiner Zelle aufgefundenen "Häftling X" hat sich Israel verpflichtet, umgerechnet 842.000 Euro an die Hinterbliebenen zu zahlen. Das israelische Justizministerium gab jetzt bekannt, darauf hätten sich beide Seiten in Verhandlungen geeinigt.

Ben Zygier, so der später bekanntgewordene Name des Häftlings, hatte sich in seiner Zelle im Ayalon-Hochsicherheitsgefängnisses bei Tel Aviv erhängt. Er besaß neben der isaelischen auch die australische Staatsbürgerschaft. Seine australische Familie hatte Israels Justiz eine Verletzung der Aufsichtspflicht vorgeworfen - und von einer Untersuchungsrichterin im April diesen Jahres recht bekommen.

Zygier soll Medienberichten zufolge für den israelischen Auslandsgeheimdienst Mossad gearbeitet haben und Anfang 2010 wegen Geheimnisverrats festgenommen worden sein.

Der Spiegel hatte im März berichtet, Zygier habe Informationen an die libanesische Hisbollah-Miliz weitergegeben, die zur Verhaftung zweier Mossad-Informanten im Libanon geführt hätten. Israels Behörden haben bisher unter Hinweis auf Sicherheitsinteressen nicht mitgeteilt, was Zygier vorgeworfen wurde.

Israel hatte das Schicksal des 34-jährigen Zygier mit großem Aufwand geheimgehalten. Es bestätigte den Tod des Gefangenen erst, nachdem australische Medien den Fall im Februar dieses Jahres publik gemacht hatten. In der Erklärung des Justizministeriums hieß es, die Einigung mit Zygiers Familie bedeute nicht, dass die Regierung ein "vorgebliches Fehlverhalten" eingestehe. Vielmehr solle vermieden werden, die Angelegenheit vor Gericht zu bringen, weil dann "viele Einzelheiten" an die Öffentlichkeit kämen und die nationale Sicherheit "ernsten Schaden" nehmen könne.

"Ihr werdet schweigen, wir werden bezahlen", titelte die Zeitung Jediot Achronot am Mittwoch. Als Teil der Übereinkunft habe sich die Familie zu Stillschweigen verpflichtet, berichtete die Zeitung Haaretz unter Berufung auf einen Bericht des israelischen Fernsehsenders Kanal 2.

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